Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Iran
Iran⃟ Fläche: 1 648 000 km2
Einwohner: (1995) 67,283 Mio.
Hauptstadt: Teheran
Verwaltungsgliederung: 25 Provinzen (Ostan)
Amtssprache: Persisch
Nationalfeiertag: 11. 2. und 1. 4.
Währung: 1 Rial (Rl.) = 100 Dinars (D.)
Zeitzone: MEZ + 2,5 Std.
(amtlich pers. Jomhori-e Islami-e I.; dt. Islamische Republik I.), Staat in Vorderasien, grenzt im N an Armenien, Aserbaidschan, das Kasp. Meer und Turkmenistan, im O an Afghanistan und Pakistan, im S an den Golf von Oman und an den Pers. Golf, im W an Irak, im NW an die Türkei.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1979 (1989 wesentlich geändert) ist I. eine islam. Republik, basierend auf der Ethik des Islam schiit. Richtung. Nominell höchste Instanz ist der von einem religiösen Sachverständigenrat gewählte »Geistige Führer« der islam. Revolution und Stellvertreter des Imam. Staatsoberhaupt und Chef der Exekutive ist der Präs. (direkt auf vier Jahre gewählt). Er ernennt den Vizepräs. und schlägt die Mitgl. des Kabinetts vor, die des Vertrauens des Parlaments bedürfen. Dem Präs. untersteht auch der Nat. Sicherheitsrat mit weit reichenden Kompetenzen. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (Majlis; 270 Abg., für vier Jahre gewählt); Gesetze und Verordnungen bedürfen der Zustimmung des Wächterrates (sechs vom Geistigen Führer ernannte islam. Rechtsgelehrte und sechs vom Parlament gewählte Juristen), der ihre Vereinbarkeit mit den Prinzipien des Islam zu prüfen hat. Parteien spielen bei polit. Willensbildung oder Wahlen eine untergeordnete Rolle. Die Verw.gliederung kennt 25 Provinzen.
Landesnatur: I. erstreckt sich vom Ararathochland und dem Ostrand Mesopotamiens zw. Kasp. Meer und Pers. Golf über den größten Teil des Iran. Hochlands, hat somit Anteil am alpid. Gebirgssystem. Im N erreicht das Elbursgebirge 5 671 m ü. M., im S die vom Ararathochland nach SO zum Pers. Golf ziehenden Randgebirge im Zagrosgebirge über 4 500 m ü. M. Dazwischen erstrecken sich von Gebirgszügen gekammerte, abflusslose Hochbecken, z. T. von Salzwüsten (Kawir, Lut) und Salzseen erfüllt. Die Basaltgebiete und Vulkankegel im N und W des Landes sowie immer wieder auftretende Erdbeben sind Zeichen einer noch nicht abgeschlossenen Gebirgsbildung (an der Grenze der Iran. Platte gegen die Euras. Platte im N und gegen die Arab. Platte im S). Im zentralen Hochland beschränken sich Landwirtschaft und städt. Siedlung auf wenige Oasenstandorte. Tiefland besitzt I. nur als schmalen Saum am Kasp. Meer und am N-Saum des Pers. Golfs. Das Klima ist vorherrschend trocken, im Sommer heiß, im Winter kalt mit Schnee und Regen in den nördl. Randgebirgen und den Hochländern des NW. Der SW erhält Winterregen, das iran. Kaspi-Tiefland und die N-Flanke des Elbursgebirges haben ganzjährig Niederschläge. Die Pflanzenwelt im Innern ist meist dürftig; die Gebirge sind kahl oder mit Busch bedeckt, nur am Kasp. Meer mit Laubwald bestanden.
Bevölkerung: Etwa 2/3 der Bev. sind Perser. Zu den Minderheiten zählen Kurden (9 %; im NW), Türktataren (Aserbaidschaner im N, Turkmenen im NO), Araber, Armenier u. a.; dazu kamen seit 1979 etwa 2 Mio. Flüchtlinge aus Afghanistan, deren Rückführung erst begonnen hat. Die Bev. konzentriert sich bes. im NW und in städt. Ballungsräumen (über 58 % in Städten), große Gebiete im Innern und SO sind menschenleer oder nur dünn von Nomaden (1 % der Bev.) bewohnt. Es gibt 23 Großstädte, von denen die Hptst. Teheran mit Abstand die größte ist. - Es besteht allg. Schulpflicht, die acht Jahre umfasst; meist werden aber nur vier Jahre verwirklicht (die Analphabetenquote liegt bei rd. 40 %). Der Unterricht ist unentgeltlich; es bestehen 35 Univ. u. a. Hochschulen, davon acht in Teheran. 1980 wurde die Reislamisierung des Bildungswesens eingeleitet (u. a. Aufhebung der koedukativen Erziehung). - Der größte Teil (98 %) der Bev. gehört dem Islam an (v. a. Schiiten, 5 % Sunniten), die restlichen sind Bahai, chaldäische, armen., lat. und nestorian. Christen, Juden und Parsen. Christen, Juden und Parsen sind als Minderheiten gesetzlich anerkannt, nicht aber die als »Abtrünnige« geltenden Bahai. Der zwölferschiit. Islam (Imamiten) ist Staatsreligion. Die Mehrheit der Kurden und Belutschen sind Sunniten.
Wirtschaft, Verkehr: Grundlage der iran. Wirtschaft sind Erdöl und Erdgas. Trotz der Dominanz des Erdölsektors ist I. überwiegend noch ein Agrarland (36 % der Landesfläche). In der Landwirtschaft war bis etwa 1960 die agrarsoziale Situation durch das Vorherrschen von Großgrundbesitz gekennzeichnet. Nach den Agrarreformen (1962-72) wurde der Agrarfeudalismus fast völlig beseitigt; diese Reformen (»Weiße Revolution«) werden von der islam. Reg. nicht weiterverfolgt. Der Bau von Bewässerungsanlagen (40 % der Ackerfläche werden bewässert), Verkehrserschließung und die Verbesserung der Infrastruktur trugen wesentlich zur Entwicklung der Landwirtschaft bei. Rd. 15 % der Landesfläche sind Gehölze, Waldflächen oder Gebirgsweiden. Weizen und Gerste werden in fast allen Landesteilen als Grundnahrungsmittel angebaut, im agrarisch begünstigten südkasp. Küstentiefland v. a. Reis, Tee, Zitrusfrüchte, Tabak (Anbau ist Staatsmonopol) und Baumwolle, im Hochland Zuckerrüben, Weintrauben und mediterrane Baumkulturen (Pistazien, Mandeln u. a.), im südl. Tiefland Zuckerrohr, Zitrusfrüchte und Dattelpalmen (17 % der Weltproduktion). Die Viehhaltung (bes. Schafe, Ziegen, ferner Rinder) wird noch zum großen Teil von Nomaden oder Halbnomaden betrieben. Der Fischfang liegt in der Hand staatl. Ges.; im Kasp. Meer (Kaviargewinnung) ist er durch zunehmende Wasserverschmutzung beeinträchtigt. - Die verschiedenen Erzlagerstätten sind noch wenig erschlossen. Sehr ergiebige Eisen- und Kupfererzlager werden im Umkreis von Yazd, Bafg, im Hinterland von Bender Abbas und bei Kerman abgebaut, Steinkohle bei Kerman und Semnan. Größte wirtsch. Bedeutung haben die Erdölvorkommen, die auf 9,3 % der Weltreserven geschätzt werden. Nach dem Krieg mit Irak (1980-88) wurde I. wieder das viertwichtigste Förderland der Erde. Alle Erdöl- und Erdgasfelder sind heute im Besitz der Staatl. Ges. NIOC. Die meisten Erdölfelder liegen am SW-Fuß des Zagrosgebirges. Das Rohöl wird zum größten Teil mittels Rohrleitungen auf die Insel Charg im Pers. Golf bzw. auf die weiter südlich gelegenen Ladeplätze Sirri und Larate gepumpt und von dort exportiert, ein kleinerer Teil wird in den Raffinerien des Landes verarbeitet. Mit 13 % der Weltvorräte verfügt I. über die zweitgrößten Erdgasvorkommen der Welt; bei der Förderung steht es an 12. Stelle. Während des 1. Golfkrieges wurden zahlr. petrochem. Anlagen (Erdölraffinerie in Abadan, Erdölexporthafen Charg) stark zerstört. - Zentren der Eisen- und Stahlind. sind Ahwas und Isfahan. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist die Textilindustrie. Die größte Ind.ansiedlung befindet sich im Großraum Teheran, wo 65 % aller Ind.erzeugnisse produziert werden. Traditionelles Handwerk (Teppichknüpferei) und Kleingewerbe beschäftigen aber mehr Arbeitskräfte als die Industrie. - Neben Erdöl, Erdölprodukten (zus. 80 % des Exportwertes) und Erdgas werden Teppiche, Baumwolle, Häute, Felle, Trockenfrüchte (Datteln, Rosinen) und Erze exportiert; Haupthandelspartner sind Japan, die Niederlande, Dtl. und die Türkei. - Mittelpunkt des Verkehrsnetzes ist Teheran. Von hier führen Eisenbahnlinien zum Kasp. Meer und Pers. Golf (Transiran. Bahn), über Meschhed nach Turkmenistan, über Isfahan-Kerman nach Pakistan und über Täbris nach Aserbaidschan und in die Türkei. Das Eisenbahnnetz umfasst 6 000 km, das Straßennetz über 250 000 km, davon 490 km Autobahnen. Fast alle größeren Städte sind auf Allwetterstraßen erreichbar. Da die Seeschifffahrt im Golf bis 1988 erheblich eingeschränkt war, haben die ehemals wichtigsten Häfen von Khorramshar und Bender Khomeini sowie der Erdölhafen auf der Insel Charg viel von ihrer Bedeutung an die weiter südlich gelegenen von Bender Abbas, Buschehr und Lingeh abgegeben. Wichtige Häfen am Kasp. Meer sind die von Bender Ansali und Bender Nowschahr. Die wichtigsten internat. Flughäfen liegen bei Teheran, Bender Abbas und Abadan.
Geschichte: Über die Vorgeschichte Vorderasien. - I., erstmals 243 v. Chr. in Königsinschriften als Eran bezeugt, bedeutet »Land der Arier«. Der Gegensatz zu I. war (seit dem 3. Jh.) Aneran (Nicht-I.), das später mit Turan gleichgesetzt wurde, dem von Türken besiedelten Gebiet jenseits des Oxus (Amudarja). Persien i. e. S. umschreibt das Siedlungsgebiet der Perser in Süd-I., im Altertum begrenzt im O von Karmanien, im N von Choresmien und Parthien, im NW von Medien, im W von Elam, im S vom Pers. Golf. Die Geschichte I.s beginnt mit Elam und Medien. Kyaxares II. gründete um 625 v. Chr. ein med. Großreich (Hauptstadt Ekbatana, heute Hamadan), das er durch Vernichtung des Assyrerreiches (612) erweiterte. Zu weltgeschichtl. Bedeutung stieg I. auf, als Kyros II., d. Gr. (559-530), aus dem Persergeschlecht der Achaimeniden, die Mederherrschaft stürzte. Sein Sohn Kambyses (530-522) unterwarf Ägypten, Dareios I., d. Gr. (522-486), Thrakien. Er und sein Sohn Xerxes I. (486-465) führten die Perserkriege. Allmählich verfiel das Reich und erlag unter dem letzten Achaimeniden Dareios III. (336-330) dem Ansturm Alexanders des Großen von Makedonien. 323-240 v. Chr. wurde I. von den Seleukiden, dann bis 224 n. Chr. von den Parthern beherrscht. Mit dem Zerfall des Partherreiches erhob sich I. von neuem (224) unter Ardaschir I., der die Herrschaft der Sassaniden und das zweite große iran. Reich begründete, das erfolgreich im Kampf gegen Rom, später gegen die Araber, Inder, Hunnen, Türken bis 642 bestand.Infolge der Eroberung durch die Araber im 7. Jh. wurde I. islamisiert. Die Omaijaden (661-749/750) unterstellten das Land arab. Statthaltern (harte Besteuerung aller Nichtmuslime); unter dem Abbasidenkalifat (749/50-1258) entstanden versch. einheim. Lokaldynastien, die z. T. die pers. Tradition und Kultur wieder belebten: u. a. die Saffariden (867-um 900) und die Samaniden (873-999/1005). Die von West-I. ausgehende Dynastie der Bujiden (932-1055) errang 945 sogar die Herrschaft in Bagdad; in Ost-I. und Afghanistan bestand das Reich der Ghasnawiden (seit 977). In der 2. Hälfte des 11. Jh. übernahmen die Seldschuken die Herrschaft über Persien. 1220 begann der Einfall der Mongolen unter Dschingis Khan; 1256/58 eroberte Hülägü das Land und errichtete das Ilkhanat (bis um 1335); zeitweise beherrschte Timur (✝ 1405) Iran. Ismail I. (✝ 1524) begründete die Dynastie der Safawiden (1502-1722), fasste I. zu einem einheitl. Staat zusammen (Angliederung von Aserbaidschan, Armenien) und etablierte den Glauben der Zwölferschiiten. Unter Schah Abbas I., d. Gr. (1587-1629), erlebte I. eine Blütezeit (Residenz seit 1598 Isfahan). 1722 stürzten Afghanen die Safawiden, wurden jedoch von dem Turkmenen Nadir Schah (1736-47) vertrieben. Nach dessen Ermordung schuf Ahmed Schah Durrani ein unabhängiges Afghanistan. Eine neue Einigung des ganzen Landes, mit der Hptst. Teheran, gelang 1794 den Kadjaren unter dem Turkmenen Agha Mohammed. Sein Neffe Fath Ali (1797-1834) verlor Armenien und die nördl. Hälfte Aserbaidschans an Russland, das nun mit Großbritannien um den Einfluss in I. stritt, bis ein Vertrag beider Mächte (1907) das Land in eine russ. (im NW), eine brit. (im SO) und eine neutrale Zone teilte. Im Ersten Weltkrieg war I. neutral, aber von russ., brit. und türk. Truppen besetzt. Nach einem Staatsstreich (1921) übernahm der pers. Kosakenkommandeur Resa Khan in Teheran die Macht (1923-25 MinPräs.), setzte 1925 die Dynastie der Kadjaren ab und bestieg als Resa Schah den Thron (Dynastie Pahlewi). Er führte zahlr., am europ. Vorbild orientierte Reformen durch. 1934 wurde »Iran« amtl. Bezeichnung des Landes. Im Zweiten Weltkrieg war es von sowjet., brit. und amerikan. Truppen besetzt. 1941 musste der mit den Achsenmächten sympathisierende Resa Schah zugunsten seines Sohnes Mohammed Resa Pahlewi zurücktreten. Nach dem Zweiten Weltkrieg räumten die Briten und Amerikaner 1945 das Land, die Sowjetunion erst im Mai 1946. Die von ihr unterstützten, v. a. von der kommunist. Tudeh-Partei geführten Unabhängigkeitsbestrebungen des iran. Teils von Aserbaidschan wurden 1946 unterbunden. Unter MinPräs. M. Mossadegh (1951-53) kam es wegen der Verstaatlichung der Anglo-Iranian Oil Company zu einem Konflikt mit Großbritannien, der nach Mossadeghs Sturz (1953) beigelegt wurde. Anfang der 1960er-Jahre leitete der Schah Reformen (die »Weiße Revolution«) ein, u. a. die Bekämpfung des Analphabetentums und eine Bodenreform. Mit den Einnahmen aus dem Erdölexport suchte Mohammed Resa Wirtschaft und Armee zu modernisieren. In der Außenpolitik vertrat er eine prowestl. Linie (Mitgl. des CENTO-Pakts), bemühte sich aber auch um gute Beziehungen zur UdSSR. 1975 schloss I. mit Irak ein neues Grenzabkommen über die Grenze am Schatt el-Arab. Die in den 70er-Jahren anwachsende Opposition gegen das Schahregime wurde insbesondere von der staatl. Geheimpolizei »Savak« unterdrückt. Unter dem maßgebl. Einfluss des im frz. Exil lebenden Ayatollah Khomeini lösten fundamentalistisch-islam. und sozialrevolutionäre Gruppen Massendemonstrationen (1978/79) aus, die zum Sturz der Monarchie führten. Im Jan. 1979 ging der Schah mit seiner Familie außer Landes; der Anfang Febr. 1979 nach Teheran zurückgekehrte Khomeini proklamierte (nach einer Volksabstimmung am 30. 3.) am 1. 4. 1979 die »Islam. Rep. I.«. »Islam. Revolutionsgerichte« verurteilten viele Repräsentanten und Anhänger der Monarchie zum Tode. Im Dez. 1979 billigte die Bev. eine Verf.; erster Staatspräs. war A. Bani Sadr (1980/81; durch Khomeini abgesetzt), seine Nachfolger waren M. A. Radjai (1981; nach kurzer Amtszeit ermordet) und A. Khamenei (1981-89). Im Rahmen der radikalen Umgestaltung der Ges. im Sinne eines fundamentalist. Islam ging die polit. Führung des Landes mit Härte gegen religiöse und ethn. Minderheiten sowie oppositionelle Strömungen vor. Mit der »Geiselaffäre« (im Nov. 1979 Besetzung der amerikan. Botschaft und Geiselnahme des Personals bis Anfang 1981) erreichten die Beziehungen zu den USA ihren Tiefpunkt. Im Nahostkonflikt trat I. als einer der kompromisslosen Gegner des Staates Israel hervor. Der Einmarsch irak. Truppen in die iran. Prov. Khusistan (Sept. 1980) löste den 1. Golfkrieg aus, der nach für beide Seiten verlustreichen Kämpfen im Aug. 1988 durch einen Waffenstillstand (unter UN-Vermittlung) beendet wurde. Nach dem Tod des Ayatollah Khomeini (1989) ernannte der islam. Wächterrat den bisherigen Staatspräs. Khamenei zum geistl. Führer Irans. Sein Nachfolger als Staatsoberhaupt (zugleich Reg.chef) wurde im Sommer 1989 A. A. H. Rafsandjani (1993 im Amt bestätigt). Dieser leitete eine vorsichtige wirtsch. Liberalisierung und Öffnung ein (Aufhebung der Begrenzung von Auslandsinvestitionen), um die Handelsbeziehungen mit den westl. Ind.staaten und den internat. Kreditinstituten zu verbessern, hielt aber an der repressiven Politik gegenüber der polit. und religiösen Opposition fest.
Nach der irak. Niederlage im 2. Golfkrieg (1991) bemühte sich I. um Neutralität und Vermittlung. Zugleich strebte es nach einer Vormachtrolle im Gebiet des Pers. Golfs, verstärkte seine Rüstung und begann in Konkurrenz mit der Türkei um Einfluss in den 1991 unabhängig gewordenen zentralasiat. Republiken der ehem. Sowjetunion zu ringen. Gegenüber dem Friedensprozess im Nahen Osten nahm I. eine vehement ablehnende Haltung ein. Unter der Beschuldigung, I. strebe nach Atomwaffen und unterstütze den internat. Terrorismus, verhängten 1995 die USA gegen I. ein Handelsembargo. Im Zusammenhang mit den Parlamentswahlen 1996 verstärkte sich der Machtkampf zw. den Anhängern Rafsandjanis und den radikal-fundamentalist. Kräften. 1997 wählte die Bev. den als gemäßigt geltenden Mullah M. Khatami zum neuen Staatspräsidenten, dessen vorsichtiger innenpolit. Liberalisierungskurs auf den scharfen Widerstand insbes. der konservativen Geistlichkeit traf.
Außenpolitisch kam es 1998 (nach der Ermordung mehrerer iran. Diplomaten) zu schweren Spannungen mit den Taliban in Afghanistan. Das Ende 1997 von Khatami unterbreitete Dialogangebot griffen die USA 1998 (wenn auch noch zurückhaltend) auf; I. konnte 1998 auch seine Beziehungen zur EU (1997 abgebrochen nach dem Urteil im Mykonos-Prozess) verbessern, ebenso 1999 sein Verhältnis zu Saudi-Arabien.
▣ Literatur:
Schweizer, G.: I., Drehscheibe zw. O u. W. Stuttgart 31996.
⃟ Gatter, P.: Khomeinis Erben. Machtpolitik u. Wirtschaftsreformen im I. Hamburg 1998.
⃟ Wiesehöfer, J.: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. Neuausg. Düsseldorf u. a. 1998.
Einwohner: (1995) 67,283 Mio.
Hauptstadt: Teheran
Verwaltungsgliederung: 25 Provinzen (Ostan)
Amtssprache: Persisch
Nationalfeiertag: 11. 2. und 1. 4.
Währung: 1 Rial (Rl.) = 100 Dinars (D.)
Zeitzone: MEZ + 2,5 Std.
(amtlich pers. Jomhori-e Islami-e I.; dt. Islamische Republik I.), Staat in Vorderasien, grenzt im N an Armenien, Aserbaidschan, das Kasp. Meer und Turkmenistan, im O an Afghanistan und Pakistan, im S an den Golf von Oman und an den Pers. Golf, im W an Irak, im NW an die Türkei.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1979 (1989 wesentlich geändert) ist I. eine islam. Republik, basierend auf der Ethik des Islam schiit. Richtung. Nominell höchste Instanz ist der von einem religiösen Sachverständigenrat gewählte »Geistige Führer« der islam. Revolution und Stellvertreter des Imam. Staatsoberhaupt und Chef der Exekutive ist der Präs. (direkt auf vier Jahre gewählt). Er ernennt den Vizepräs. und schlägt die Mitgl. des Kabinetts vor, die des Vertrauens des Parlaments bedürfen. Dem Präs. untersteht auch der Nat. Sicherheitsrat mit weit reichenden Kompetenzen. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (Majlis; 270 Abg., für vier Jahre gewählt); Gesetze und Verordnungen bedürfen der Zustimmung des Wächterrates (sechs vom Geistigen Führer ernannte islam. Rechtsgelehrte und sechs vom Parlament gewählte Juristen), der ihre Vereinbarkeit mit den Prinzipien des Islam zu prüfen hat. Parteien spielen bei polit. Willensbildung oder Wahlen eine untergeordnete Rolle. Die Verw.gliederung kennt 25 Provinzen.
Landesnatur: I. erstreckt sich vom Ararathochland und dem Ostrand Mesopotamiens zw. Kasp. Meer und Pers. Golf über den größten Teil des Iran. Hochlands, hat somit Anteil am alpid. Gebirgssystem. Im N erreicht das Elbursgebirge 5 671 m ü. M., im S die vom Ararathochland nach SO zum Pers. Golf ziehenden Randgebirge im Zagrosgebirge über 4 500 m ü. M. Dazwischen erstrecken sich von Gebirgszügen gekammerte, abflusslose Hochbecken, z. T. von Salzwüsten (Kawir, Lut) und Salzseen erfüllt. Die Basaltgebiete und Vulkankegel im N und W des Landes sowie immer wieder auftretende Erdbeben sind Zeichen einer noch nicht abgeschlossenen Gebirgsbildung (an der Grenze der Iran. Platte gegen die Euras. Platte im N und gegen die Arab. Platte im S). Im zentralen Hochland beschränken sich Landwirtschaft und städt. Siedlung auf wenige Oasenstandorte. Tiefland besitzt I. nur als schmalen Saum am Kasp. Meer und am N-Saum des Pers. Golfs. Das Klima ist vorherrschend trocken, im Sommer heiß, im Winter kalt mit Schnee und Regen in den nördl. Randgebirgen und den Hochländern des NW. Der SW erhält Winterregen, das iran. Kaspi-Tiefland und die N-Flanke des Elbursgebirges haben ganzjährig Niederschläge. Die Pflanzenwelt im Innern ist meist dürftig; die Gebirge sind kahl oder mit Busch bedeckt, nur am Kasp. Meer mit Laubwald bestanden.
Bevölkerung: Etwa 2/3 der Bev. sind Perser. Zu den Minderheiten zählen Kurden (9 %; im NW), Türktataren (Aserbaidschaner im N, Turkmenen im NO), Araber, Armenier u. a.; dazu kamen seit 1979 etwa 2 Mio. Flüchtlinge aus Afghanistan, deren Rückführung erst begonnen hat. Die Bev. konzentriert sich bes. im NW und in städt. Ballungsräumen (über 58 % in Städten), große Gebiete im Innern und SO sind menschenleer oder nur dünn von Nomaden (1 % der Bev.) bewohnt. Es gibt 23 Großstädte, von denen die Hptst. Teheran mit Abstand die größte ist. - Es besteht allg. Schulpflicht, die acht Jahre umfasst; meist werden aber nur vier Jahre verwirklicht (die Analphabetenquote liegt bei rd. 40 %). Der Unterricht ist unentgeltlich; es bestehen 35 Univ. u. a. Hochschulen, davon acht in Teheran. 1980 wurde die Reislamisierung des Bildungswesens eingeleitet (u. a. Aufhebung der koedukativen Erziehung). - Der größte Teil (98 %) der Bev. gehört dem Islam an (v. a. Schiiten, 5 % Sunniten), die restlichen sind Bahai, chaldäische, armen., lat. und nestorian. Christen, Juden und Parsen. Christen, Juden und Parsen sind als Minderheiten gesetzlich anerkannt, nicht aber die als »Abtrünnige« geltenden Bahai. Der zwölferschiit. Islam (Imamiten) ist Staatsreligion. Die Mehrheit der Kurden und Belutschen sind Sunniten.
Wirtschaft, Verkehr: Grundlage der iran. Wirtschaft sind Erdöl und Erdgas. Trotz der Dominanz des Erdölsektors ist I. überwiegend noch ein Agrarland (36 % der Landesfläche). In der Landwirtschaft war bis etwa 1960 die agrarsoziale Situation durch das Vorherrschen von Großgrundbesitz gekennzeichnet. Nach den Agrarreformen (1962-72) wurde der Agrarfeudalismus fast völlig beseitigt; diese Reformen (»Weiße Revolution«) werden von der islam. Reg. nicht weiterverfolgt. Der Bau von Bewässerungsanlagen (40 % der Ackerfläche werden bewässert), Verkehrserschließung und die Verbesserung der Infrastruktur trugen wesentlich zur Entwicklung der Landwirtschaft bei. Rd. 15 % der Landesfläche sind Gehölze, Waldflächen oder Gebirgsweiden. Weizen und Gerste werden in fast allen Landesteilen als Grundnahrungsmittel angebaut, im agrarisch begünstigten südkasp. Küstentiefland v. a. Reis, Tee, Zitrusfrüchte, Tabak (Anbau ist Staatsmonopol) und Baumwolle, im Hochland Zuckerrüben, Weintrauben und mediterrane Baumkulturen (Pistazien, Mandeln u. a.), im südl. Tiefland Zuckerrohr, Zitrusfrüchte und Dattelpalmen (17 % der Weltproduktion). Die Viehhaltung (bes. Schafe, Ziegen, ferner Rinder) wird noch zum großen Teil von Nomaden oder Halbnomaden betrieben. Der Fischfang liegt in der Hand staatl. Ges.; im Kasp. Meer (Kaviargewinnung) ist er durch zunehmende Wasserverschmutzung beeinträchtigt. - Die verschiedenen Erzlagerstätten sind noch wenig erschlossen. Sehr ergiebige Eisen- und Kupfererzlager werden im Umkreis von Yazd, Bafg, im Hinterland von Bender Abbas und bei Kerman abgebaut, Steinkohle bei Kerman und Semnan. Größte wirtsch. Bedeutung haben die Erdölvorkommen, die auf 9,3 % der Weltreserven geschätzt werden. Nach dem Krieg mit Irak (1980-88) wurde I. wieder das viertwichtigste Förderland der Erde. Alle Erdöl- und Erdgasfelder sind heute im Besitz der Staatl. Ges. NIOC. Die meisten Erdölfelder liegen am SW-Fuß des Zagrosgebirges. Das Rohöl wird zum größten Teil mittels Rohrleitungen auf die Insel Charg im Pers. Golf bzw. auf die weiter südlich gelegenen Ladeplätze Sirri und Larate gepumpt und von dort exportiert, ein kleinerer Teil wird in den Raffinerien des Landes verarbeitet. Mit 13 % der Weltvorräte verfügt I. über die zweitgrößten Erdgasvorkommen der Welt; bei der Förderung steht es an 12. Stelle. Während des 1. Golfkrieges wurden zahlr. petrochem. Anlagen (Erdölraffinerie in Abadan, Erdölexporthafen Charg) stark zerstört. - Zentren der Eisen- und Stahlind. sind Ahwas und Isfahan. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist die Textilindustrie. Die größte Ind.ansiedlung befindet sich im Großraum Teheran, wo 65 % aller Ind.erzeugnisse produziert werden. Traditionelles Handwerk (Teppichknüpferei) und Kleingewerbe beschäftigen aber mehr Arbeitskräfte als die Industrie. - Neben Erdöl, Erdölprodukten (zus. 80 % des Exportwertes) und Erdgas werden Teppiche, Baumwolle, Häute, Felle, Trockenfrüchte (Datteln, Rosinen) und Erze exportiert; Haupthandelspartner sind Japan, die Niederlande, Dtl. und die Türkei. - Mittelpunkt des Verkehrsnetzes ist Teheran. Von hier führen Eisenbahnlinien zum Kasp. Meer und Pers. Golf (Transiran. Bahn), über Meschhed nach Turkmenistan, über Isfahan-Kerman nach Pakistan und über Täbris nach Aserbaidschan und in die Türkei. Das Eisenbahnnetz umfasst 6 000 km, das Straßennetz über 250 000 km, davon 490 km Autobahnen. Fast alle größeren Städte sind auf Allwetterstraßen erreichbar. Da die Seeschifffahrt im Golf bis 1988 erheblich eingeschränkt war, haben die ehemals wichtigsten Häfen von Khorramshar und Bender Khomeini sowie der Erdölhafen auf der Insel Charg viel von ihrer Bedeutung an die weiter südlich gelegenen von Bender Abbas, Buschehr und Lingeh abgegeben. Wichtige Häfen am Kasp. Meer sind die von Bender Ansali und Bender Nowschahr. Die wichtigsten internat. Flughäfen liegen bei Teheran, Bender Abbas und Abadan.
Geschichte: Über die Vorgeschichte Vorderasien. - I., erstmals 243 v. Chr. in Königsinschriften als Eran bezeugt, bedeutet »Land der Arier«. Der Gegensatz zu I. war (seit dem 3. Jh.) Aneran (Nicht-I.), das später mit Turan gleichgesetzt wurde, dem von Türken besiedelten Gebiet jenseits des Oxus (Amudarja). Persien i. e. S. umschreibt das Siedlungsgebiet der Perser in Süd-I., im Altertum begrenzt im O von Karmanien, im N von Choresmien und Parthien, im NW von Medien, im W von Elam, im S vom Pers. Golf. Die Geschichte I.s beginnt mit Elam und Medien. Kyaxares II. gründete um 625 v. Chr. ein med. Großreich (Hauptstadt Ekbatana, heute Hamadan), das er durch Vernichtung des Assyrerreiches (612) erweiterte. Zu weltgeschichtl. Bedeutung stieg I. auf, als Kyros II., d. Gr. (559-530), aus dem Persergeschlecht der Achaimeniden, die Mederherrschaft stürzte. Sein Sohn Kambyses (530-522) unterwarf Ägypten, Dareios I., d. Gr. (522-486), Thrakien. Er und sein Sohn Xerxes I. (486-465) führten die Perserkriege. Allmählich verfiel das Reich und erlag unter dem letzten Achaimeniden Dareios III. (336-330) dem Ansturm Alexanders des Großen von Makedonien. 323-240 v. Chr. wurde I. von den Seleukiden, dann bis 224 n. Chr. von den Parthern beherrscht. Mit dem Zerfall des Partherreiches erhob sich I. von neuem (224) unter Ardaschir I., der die Herrschaft der Sassaniden und das zweite große iran. Reich begründete, das erfolgreich im Kampf gegen Rom, später gegen die Araber, Inder, Hunnen, Türken bis 642 bestand.Infolge der Eroberung durch die Araber im 7. Jh. wurde I. islamisiert. Die Omaijaden (661-749/750) unterstellten das Land arab. Statthaltern (harte Besteuerung aller Nichtmuslime); unter dem Abbasidenkalifat (749/50-1258) entstanden versch. einheim. Lokaldynastien, die z. T. die pers. Tradition und Kultur wieder belebten: u. a. die Saffariden (867-um 900) und die Samaniden (873-999/1005). Die von West-I. ausgehende Dynastie der Bujiden (932-1055) errang 945 sogar die Herrschaft in Bagdad; in Ost-I. und Afghanistan bestand das Reich der Ghasnawiden (seit 977). In der 2. Hälfte des 11. Jh. übernahmen die Seldschuken die Herrschaft über Persien. 1220 begann der Einfall der Mongolen unter Dschingis Khan; 1256/58 eroberte Hülägü das Land und errichtete das Ilkhanat (bis um 1335); zeitweise beherrschte Timur (✝ 1405) Iran. Ismail I. (✝ 1524) begründete die Dynastie der Safawiden (1502-1722), fasste I. zu einem einheitl. Staat zusammen (Angliederung von Aserbaidschan, Armenien) und etablierte den Glauben der Zwölferschiiten. Unter Schah Abbas I., d. Gr. (1587-1629), erlebte I. eine Blütezeit (Residenz seit 1598 Isfahan). 1722 stürzten Afghanen die Safawiden, wurden jedoch von dem Turkmenen Nadir Schah (1736-47) vertrieben. Nach dessen Ermordung schuf Ahmed Schah Durrani ein unabhängiges Afghanistan. Eine neue Einigung des ganzen Landes, mit der Hptst. Teheran, gelang 1794 den Kadjaren unter dem Turkmenen Agha Mohammed. Sein Neffe Fath Ali (1797-1834) verlor Armenien und die nördl. Hälfte Aserbaidschans an Russland, das nun mit Großbritannien um den Einfluss in I. stritt, bis ein Vertrag beider Mächte (1907) das Land in eine russ. (im NW), eine brit. (im SO) und eine neutrale Zone teilte. Im Ersten Weltkrieg war I. neutral, aber von russ., brit. und türk. Truppen besetzt. Nach einem Staatsstreich (1921) übernahm der pers. Kosakenkommandeur Resa Khan in Teheran die Macht (1923-25 MinPräs.), setzte 1925 die Dynastie der Kadjaren ab und bestieg als Resa Schah den Thron (Dynastie Pahlewi). Er führte zahlr., am europ. Vorbild orientierte Reformen durch. 1934 wurde »Iran« amtl. Bezeichnung des Landes. Im Zweiten Weltkrieg war es von sowjet., brit. und amerikan. Truppen besetzt. 1941 musste der mit den Achsenmächten sympathisierende Resa Schah zugunsten seines Sohnes Mohammed Resa Pahlewi zurücktreten. Nach dem Zweiten Weltkrieg räumten die Briten und Amerikaner 1945 das Land, die Sowjetunion erst im Mai 1946. Die von ihr unterstützten, v. a. von der kommunist. Tudeh-Partei geführten Unabhängigkeitsbestrebungen des iran. Teils von Aserbaidschan wurden 1946 unterbunden. Unter MinPräs. M. Mossadegh (1951-53) kam es wegen der Verstaatlichung der Anglo-Iranian Oil Company zu einem Konflikt mit Großbritannien, der nach Mossadeghs Sturz (1953) beigelegt wurde. Anfang der 1960er-Jahre leitete der Schah Reformen (die »Weiße Revolution«) ein, u. a. die Bekämpfung des Analphabetentums und eine Bodenreform. Mit den Einnahmen aus dem Erdölexport suchte Mohammed Resa Wirtschaft und Armee zu modernisieren. In der Außenpolitik vertrat er eine prowestl. Linie (Mitgl. des CENTO-Pakts), bemühte sich aber auch um gute Beziehungen zur UdSSR. 1975 schloss I. mit Irak ein neues Grenzabkommen über die Grenze am Schatt el-Arab. Die in den 70er-Jahren anwachsende Opposition gegen das Schahregime wurde insbesondere von der staatl. Geheimpolizei »Savak« unterdrückt. Unter dem maßgebl. Einfluss des im frz. Exil lebenden Ayatollah Khomeini lösten fundamentalistisch-islam. und sozialrevolutionäre Gruppen Massendemonstrationen (1978/79) aus, die zum Sturz der Monarchie führten. Im Jan. 1979 ging der Schah mit seiner Familie außer Landes; der Anfang Febr. 1979 nach Teheran zurückgekehrte Khomeini proklamierte (nach einer Volksabstimmung am 30. 3.) am 1. 4. 1979 die »Islam. Rep. I.«. »Islam. Revolutionsgerichte« verurteilten viele Repräsentanten und Anhänger der Monarchie zum Tode. Im Dez. 1979 billigte die Bev. eine Verf.; erster Staatspräs. war A. Bani Sadr (1980/81; durch Khomeini abgesetzt), seine Nachfolger waren M. A. Radjai (1981; nach kurzer Amtszeit ermordet) und A. Khamenei (1981-89). Im Rahmen der radikalen Umgestaltung der Ges. im Sinne eines fundamentalist. Islam ging die polit. Führung des Landes mit Härte gegen religiöse und ethn. Minderheiten sowie oppositionelle Strömungen vor. Mit der »Geiselaffäre« (im Nov. 1979 Besetzung der amerikan. Botschaft und Geiselnahme des Personals bis Anfang 1981) erreichten die Beziehungen zu den USA ihren Tiefpunkt. Im Nahostkonflikt trat I. als einer der kompromisslosen Gegner des Staates Israel hervor. Der Einmarsch irak. Truppen in die iran. Prov. Khusistan (Sept. 1980) löste den 1. Golfkrieg aus, der nach für beide Seiten verlustreichen Kämpfen im Aug. 1988 durch einen Waffenstillstand (unter UN-Vermittlung) beendet wurde. Nach dem Tod des Ayatollah Khomeini (1989) ernannte der islam. Wächterrat den bisherigen Staatspräs. Khamenei zum geistl. Führer Irans. Sein Nachfolger als Staatsoberhaupt (zugleich Reg.chef) wurde im Sommer 1989 A. A. H. Rafsandjani (1993 im Amt bestätigt). Dieser leitete eine vorsichtige wirtsch. Liberalisierung und Öffnung ein (Aufhebung der Begrenzung von Auslandsinvestitionen), um die Handelsbeziehungen mit den westl. Ind.staaten und den internat. Kreditinstituten zu verbessern, hielt aber an der repressiven Politik gegenüber der polit. und religiösen Opposition fest.
Nach der irak. Niederlage im 2. Golfkrieg (1991) bemühte sich I. um Neutralität und Vermittlung. Zugleich strebte es nach einer Vormachtrolle im Gebiet des Pers. Golfs, verstärkte seine Rüstung und begann in Konkurrenz mit der Türkei um Einfluss in den 1991 unabhängig gewordenen zentralasiat. Republiken der ehem. Sowjetunion zu ringen. Gegenüber dem Friedensprozess im Nahen Osten nahm I. eine vehement ablehnende Haltung ein. Unter der Beschuldigung, I. strebe nach Atomwaffen und unterstütze den internat. Terrorismus, verhängten 1995 die USA gegen I. ein Handelsembargo. Im Zusammenhang mit den Parlamentswahlen 1996 verstärkte sich der Machtkampf zw. den Anhängern Rafsandjanis und den radikal-fundamentalist. Kräften. 1997 wählte die Bev. den als gemäßigt geltenden Mullah M. Khatami zum neuen Staatspräsidenten, dessen vorsichtiger innenpolit. Liberalisierungskurs auf den scharfen Widerstand insbes. der konservativen Geistlichkeit traf.
Außenpolitisch kam es 1998 (nach der Ermordung mehrerer iran. Diplomaten) zu schweren Spannungen mit den Taliban in Afghanistan. Das Ende 1997 von Khatami unterbreitete Dialogangebot griffen die USA 1998 (wenn auch noch zurückhaltend) auf; I. konnte 1998 auch seine Beziehungen zur EU (1997 abgebrochen nach dem Urteil im Mykonos-Prozess) verbessern, ebenso 1999 sein Verhältnis zu Saudi-Arabien.
▣ Literatur:
Schweizer, G.: I., Drehscheibe zw. O u. W. Stuttgart 31996.
⃟ Gatter, P.: Khomeinis Erben. Machtpolitik u. Wirtschaftsreformen im I. Hamburg 1998.
⃟ Wiesehöfer, J.: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. Neuausg. Düsseldorf u. a. 1998.