Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Inquisition
Inquisition[lat. »(gerichtl.) Untersuchung«] die, kirchl. Untersuchung der Häresie und Aufspürung und Verfolgung der Häretiker, seit Theodosius I. (Edikt von 380/81) mit staatl. Unterstützung. Glaubensgerichte wurden 1232 durch Papst Gregor IX. eingerichtet und dem Dominikanerorden zur Leitung übertragen (zunächst den Bischöfen zugeordnet); seit 1542 im Zuge der Gegenreformation zentral der »Congregatio Romanae et universalis inquisitionis« (= Kongregation für röm. und weltweite I.; kurz »Heiliges Officium«; 1965 in die Glaubenskongregation umgewandelt) unterstellt. Ihren Höhepunkt erreichte die I. in Spanien, wo zw. 1481 und 1808 rd. 31 000 Menschen verbrannt (Audodafé) und 270 000 zu Kerkerhaft und Vermögensentzug verurteilt wurden. 1478 wurde hier die (staatl.) Einrichtung des Großinquisitors geschaffen; unter dem Großinquisitor T. de Torquemada erfolgte die Ausrottung und Vertreibung der Juden aus Spanien. Das I.-Verfahren gestattete die Anwendung des Gottesurteils und (seit 1252) der Folter. Die Strafen reichten von Kirchenstrafen bis zum Tod durch Verbrennen; der Feuertod war im theolog. Verständnis der I. (im Anschluss an Thomas von Aquin) Akt der Rettung der sonst zur ewigen Verdammnis verurteilten Seele des Ketzers.Seit dem 2. Vatikan. Konzil herrscht auch in der kath. Kirche eine krit. Sicht der I. vor, die in jüngerer Zeit ihren Ausdruck bes. fand in der formellen Rehabilitierung G. Galileis (1992), in krit. Aussagen eines kirchl. Briefes zu Gewalttaten der I. (1994) und in der Öffnung des Archivs der I. für die wiss. Forschung (1998).
▣ Literatur:
Hroch, M.u. Skýbová, A.: Die I. im Zeitalter der Gegenreformation. A. d. Tschech. Stuttgart 1985.
⃟ Teufelsglaube u. Hexenprozesse, hg. v. G. Schwaiger. München 21988.
⃟ Otto, W.: Conquista, Kultur u. Ketzerwahn. Göttingen 1992.
⃟ Lemm, R.: Die span. I. Geschichte u. Legende. A. d. Niederländ. München 1996.
Inquisition[lat. »(gerichtl.) Untersuchung«] die, kirchl. Untersuchung der Häresie und Aufspürung und Verfolgung der Häretiker, seit Theodosius I. (Edikt von 380/81) mit staatl. Unterstützung. Glaubensgerichte wurden 1232 durch Papst Gregor IX. eingerichtet und dem Dominikanerorden zur Leitung übertragen (zunächst den Bischöfen zugeordnet); seit 1542 im Zuge der Gegenreformation zentral der »Congregatio Romanae et universalis inquisitionis« (= Kongregation für röm. und weltweite I.; kurz »Heiliges Officium«; 1965 in die Glaubenskongregation umgewandelt) unterstellt. Ihren Höhepunkt erreichte die I. in Spanien, wo zw. 1481 und 1808 rd. 31 000 Menschen verbrannt (Audodafé) und 270 000 zu Kerkerhaft und Vermögensentzug verurteilt wurden. 1478 wurde hier die (staatl.) Einrichtung des Großinquisitors geschaffen; unter dem Großinquisitor T. de Torquemada erfolgte die Ausrottung und Vertreibung der Juden aus Spanien. Das I.-Verfahren gestattete die Anwendung des Gottesurteils und (seit 1252) der Folter. Die Strafen reichten von Kirchenstrafen bis zum Tod durch Verbrennen; der Feuertod war im theolog. Verständnis der I. (im Anschluss an Thomas von Aquin) Akt der Rettung der sonst zur ewigen Verdammnis verurteilten Seele des Ketzers.Seit dem 2. Vatikan. Konzil herrscht auch in der kath. Kirche eine krit. Sicht der I. vor, die in jüngerer Zeit ihren Ausdruck bes. fand in der formellen Rehabilitierung G. Galileis (1992), in krit. Aussagen eines kirchl. Briefes zu Gewalttaten der I. (1994) und in der Öffnung des Archivs der I. für die wiss. Forschung (1998).
▣ Literatur:
Hroch, M.u. Skýbová, A.: Die I. im Zeitalter der Gegenreformation. A. d. Tschech. Stuttgart 1985.
⃟ Teufelsglaube u. Hexenprozesse, hg. v. G. Schwaiger. München 21988.
⃟ Otto, W.: Conquista, Kultur u. Ketzerwahn. Göttingen 1992.
⃟ Lemm, R.: Die span. I. Geschichte u. Legende. A. d. Niederländ. München 1996.