Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Inflation
Inflation[lat. »Aufblähung«] die, anhaltender Prozess der Geldentwertung, der seinen Ausdruck in einem Anstieg des Preisniveaus findet (Ggs. Deflation). Die I. wird gemessen am Anstieg eines das allgemeine Preisniveau am besten widerspiegelnden Preisindex. Der prozentuale Anstieg des Preisindex in einem bestimmten Zeitraum wird als I.-Rate bezeichnet. Die I.-Rate als Prozentzahl ist zu unterscheiden von der absoluten Veränderung des Preisindex: Steigt der Preisindex um zehn Indexpunkte von 200 auf 210, so errechnet sich eine I.-Rate von 5 %. Nach dem Ausmaß des Anstiegs wird unterschieden zw. schleichender I. (etwa 5-10 %), trabender I. (bis 20 %), galoppierender I. und Hyper-I. (über 50 %); die zurückgestaute I. entsteht i. d. R. durch staatl. Zwangsmaßnahmen (Lohn- und Preisstopp, Kapitalmarkt- und Devisenkontrolle), wobei Preissteigerungen zwar verhindert, die inflationären Ursachen jedoch nicht beseitigt werden. Nach den Ursachen werden u. a. unterschieden: Nachfrage-I. (Nachfrageüberhang gegenüber dem Angebot an Waren und Dienstleistungen), Angebots-I. (durch Verknappung des Angebots) und Kosten-I. (steigende Lohnkosten, die nicht durch Produktivitätssteigerung gedeckt sind). Von großer Bedeutung ist auch die importierte I., die aufgrund der internat. wirtschaftliche Verflechtung (durch den direkten internat. Preiszusammenhang und die internat. Kapitalbewegungen) zustande kommt. Bei flexiblen Wechselkursen kann die I.-Übertragung bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden. I. ist häufig mit schweren wirtschafts- und gesellschaftspolit. Störungen verbunden, da das Geld aufgrund des schwindenden Vertrauens seine Wertaufbewahrungsfunktion verlieren kann. Daneben ist die Einkommens- und Vermögensverteilung betroffen, da der Realwert des Geldvermögens sinkt, während der Wert des Sachvermögens erhalten bleibt.Geschichte: Eine Silber-I. erlebte Spanien im 16. Jh. Die erste Papiergeld-I. entstand in Frankreich 1719/20 durch die von J. Law verursachte Notenausgabe und während der Frz. Revolution (Assignaten). In den USA gab es I. im Unabhängigkeitskrieg und im Sezessionskrieg. Zu gewaltigen I. kam es in fast allen Krieg führenden Staaten in und nach beiden Weltkriegen. In Dtl. war bei der Stabilisierung der Währung (Nov. 1923) eine Billion Papiermark nur noch eine Goldmark wert. Im Zweiten Weltkrieg kam es zu einer zurückgestauten I., die dazu führte, dass das Geld nach dem Krieg seine Tauschmittelfunktion fast vollständig verlor. Nach der Währungsreform erlebte die Bundesrep. Dtl. eine schleichende I., doch lagen die I.-Raten meist unter denen der anderen westl. Staaten (z. B. Großbritannien, Frankreich, Italien). Die durch die Erhöhung der Erdölpreise in den 1970er-Jahren ausgelöste I. konnte von den meisten westl. Ind.ländern durch eine restriktive Geldpolitik überwunden werden. Entsprechende Maßnahmen (z. B. Erhöhung der Leitzinsen) ergriff auch die Dt. Bundesbank 1991 sowie danach, um der I.-Gefahr aufgrund der dt. Vereinigung zu begegnen. Eine steigende I.-Rate ist gegenwärtig v. a. in zahlr. Entwicklungsländern und in einigen ehem. kommunist. Staaten O-Europas als Ausdruck ungelöster wirtsch. und polit. Probleme zu verzeichnen.
▣ Literatur:
Gaettens, R.: Geschichte der Inflationen. Vom Altertum bis zur Gegenwart. München 1982.
⃟ Schwimmer, W. u. a.: Soziale Folgen der I. Wien 1987.
⃟ Ströbele, W.: I. München u. a. 41995.
⃟ Beißinger, T.: I. u. Arbeitslosigkeit in der Bundesrep. Dtl. Eine Analyse anhand von Modellen mit unvollkommenem Wettbewerb. Marburg 1996.
▣ Literatur:
Gaettens, R.: Geschichte der Inflationen. Vom Altertum bis zur Gegenwart. München 1982.
⃟ Schwimmer, W. u. a.: Soziale Folgen der I. Wien 1987.
⃟ Ströbele, W.: I. München u. a. 41995.
⃟ Beißinger, T.: I. u. Arbeitslosigkeit in der Bundesrep. Dtl. Eine Analyse anhand von Modellen mit unvollkommenem Wettbewerb. Marburg 1996.