Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Indogermanen
Indogermanen(Indoeuropäer), 1823 geprägte Gesamtbez. für die Völker mit indogerman. Sprachen; i. e. S. die Bevölkerungsgruppe, die als Träger der sprachwiss. erschlossenen indogerman. Grund- oder Ursprache angesetzt wird. Aus dem gemeinsamen Wortschatz der Einzelvölker hat die indogerman. Altertumskunde eine Grundkultur erschlossen, deren Wirtschaftsbasis neben dem Ackerbau v. a. die Viehzucht bildete. Die Gesellschaftsordnung beruhte auf der vaterrechtlich organisierten Großfamilie, die in der Siedlungsgemeinschaft (»teuta«) ihre polit. Einheit fand. Indogermanistik, Vorgeschichte und Anthropologie haben sich mit der Frage nach »Urheimat« und »Rasse« der I. beschäftigt. Lange Zeit betrachtete man Zentralasien als Herkunftsgebiet; später wurden O-Europa sowie Mittel- und N-Europa als Kernbereiche angesehen. Die an bestimmte jungsteinzeitl. Kulturgruppen (Bandkeramik, Megalithkultur, Schnurkeramik) anknüpfenden Hypothesen, die I. seien Träger der Grundkultur gewesen, sind inzwischen überholt, weil die ihnen zugrunde liegende Volks- und Stammesauffassung eine untrennbare Einheit von Sprache, Rasse und Kultur zur Voraussetzung hatte. Neuere Theorien sehen Ost- und Mitteleuropa als Entstehungsgebiet an; daneben besteht die Ansicht einer »doppelten Urheimat«: Von einem östlich gelegenen Zentrum aus hätten sich die noch ungeteilten I. nach Westen vorgeschoben und von hier aus verteilt. Archäologisch betrachtet, konzentriert sich die Expansionsphase auf die Streitaxtkulturen, deren Träger überwiegend zum europiden Rassenkreis gehören.
▣ Literatur:
Kilian, L.: Zum Ursprung der I. Bonn 21988.
⃟ Meid, W.: Archäologie u. Sprachwissenschaft. Innsbruck 1989.
Indogermanen(Indoeuropäer), 1823 geprägte Gesamtbez. für die Völker mit indogerman. Sprachen; i. e. S. die Bevölkerungsgruppe, die als Träger der sprachwiss. erschlossenen indogerman. Grund- oder Ursprache angesetzt wird. Aus dem gemeinsamen Wortschatz der Einzelvölker hat die indogerman. Altertumskunde eine Grundkultur erschlossen, deren Wirtschaftsbasis neben dem Ackerbau v. a. die Viehzucht bildete. Die Gesellschaftsordnung beruhte auf der vaterrechtlich organisierten Großfamilie, die in der Siedlungsgemeinschaft (»teuta«) ihre polit. Einheit fand. Indogermanistik, Vorgeschichte und Anthropologie haben sich mit der Frage nach »Urheimat« und »Rasse« der I. beschäftigt. Lange Zeit betrachtete man Zentralasien als Herkunftsgebiet; später wurden O-Europa sowie Mittel- und N-Europa als Kernbereiche angesehen. Die an bestimmte jungsteinzeitl. Kulturgruppen (Bandkeramik, Megalithkultur, Schnurkeramik) anknüpfenden Hypothesen, die I. seien Träger der Grundkultur gewesen, sind inzwischen überholt, weil die ihnen zugrunde liegende Volks- und Stammesauffassung eine untrennbare Einheit von Sprache, Rasse und Kultur zur Voraussetzung hatte. Neuere Theorien sehen Ost- und Mitteleuropa als Entstehungsgebiet an; daneben besteht die Ansicht einer »doppelten Urheimat«: Von einem östlich gelegenen Zentrum aus hätten sich die noch ungeteilten I. nach Westen vorgeschoben und von hier aus verteilt. Archäologisch betrachtet, konzentriert sich die Expansionsphase auf die Streitaxtkulturen, deren Träger überwiegend zum europiden Rassenkreis gehören.
▣ Literatur:
Kilian, L.: Zum Ursprung der I. Bonn 21988.
⃟ Meid, W.: Archäologie u. Sprachwissenschaft. Innsbruck 1989.