Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Impressionismus
Impressionịsmus[frz. impression »Eindruck«] der, eine in der frz. Malerei zw. 1860 und 1870 entstandene Kunstrichtung, die in fast allen europ. Ländern und auch in Nordamerika auf die Entwicklung der Malerei Einfluss nahm. Der Name ist von C. Monets Landschaftsbild »Impression, soleil levant« (1872) abgeleitet, das 1874 in der ersten gemeinsamen Ausstellung der frz. Impressionisten gezeigt wurde. Die Maler des I. überwanden die akadem. Ateliermalerei des 19. Jh. durch eine neue Art der Wirklichkeitswiedergabe, die einen Gegenstand in seiner augenblickl. Erscheinungsform und in einem zufälligen Ausschnitt zu erfassen suchte und die farbl. Reize der im Licht wechselnden Erscheinung oft in mehr andeutender als ausführender Art festhielt. Entwicklungsgeschichtlich ging der I. aus der Freilichtmalerei der Schule von Barbizon hervor. Impressionist. Tendenzen waren bereits vorher z. B. in Werken von D. Velázquez, F. Hals, F. de Goya, W. Turner und J. Constable zu beobachten. Jedoch erst mit den Leistungen É. Manets und C. Monets und der sich ihnen anschließenden Maler wie C. Pissarro, A. Sisley, Berthe Morisot, E. Degas und A. Renoir entstand ein eigener Stil. Dieser wurde von G. Seurat (seit etwa 1885) und P. Signac im Neo-I. (Pointillismus) weiterentwickelt, der ungemischte Grundfarben mosaikartig nebeneinander setzte. A. Rodin und E. Degas (in seinen späten Tänzerinnen-Statuetten) übertrugen die Prinzipien des I. auf die Plastik.
In Dtl. wurden die Ideen des I. von K. Blechen, J. C. Dahl und A. Menzel vorbereitet, jedoch kam es nie zu einer vollständigen Lösung vom Realismus (W. Leibl, C. Schuch, M. Liebermann, F. von Uhde, W. Trübner, L. von Kalckreuth, L. Corinth, M. Slevogt). Zu den führenden Impressionisten gehören in England W. Sickert und der meist in London lebende Amerikaner J. Whistler, in Dänemark P. S. Krøyer und V. Hammershøi, in Italien G. De Nittis und der Bildhauer M. Rosso. Bedeutende amerikan. Vertreter des I. sind C. Hassam, J. S. Sargent, J. F. Sloan und v. a. Mary Cassatt.Literatur: Als I. wird die literar. Strömung zw. 1890 und 1910 bezeichnet, die bes. in Lyrik, Prosaskizzen und Einaktern auf eine betont subjektive, differenzierte Wiedergabe persönl. Wirklichkeitserfahrung abhob und v. a. das Augenblickhafte zu erfassen suchte. (Symbolismus)Musik: Hier bezeichnet I. eine Stilrichtung des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jh., die die strengen Formen der Tonalität auflöste und geschlossene Melodien wie themat. Entwicklung vermied zugunsten von zerfließenden Klangfarben. Durch die Aufnahme außereurop. Elemente (Ganztonleiter, Pentatonik) erzielte der I. Klangwirkungen von exot. Reiz, die sich dem Hörer in stimmungshafte Bildvisionen umsetzen sollen. Vorläufer waren M. P. Mussorgski und F. Liszt. Unabhängig entstand der frz. I., v. a. vertreten durch C. Debussy, ferner durch P. Dukas, M. Ravel, A. Roussel, J. Ibert; außerhalb Frankreichs durch F. Delius, C. Scott, M. de Falla.
Literatur:
Rewald, J.: Die Geschichte des I. Schicksal u. Werk der Maler einer großen Epoche der Kunst. Köln 61995.
Smith, Paul: I. A. d. Engl. Köln 1995.
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