Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Ideologie
Ideologie[grch.] die, urspr. Begriff der Lehre von Destutt de Tracy, der zunächst synonym mit Ideenlehre oder System von Ideen gebraucht wurde, schließlich aber Vorstellungen zur Interpretation der Welt in einer von Interessen geleiteten und damit verfälschenden Sichtweise bezeichnet. Im marxist. Verständnis dient I. der Aneignung der Welt, der Vermittlung der herrschenden Weltsicht, kann dabei aber dem Geschichtsverlauf gegenüber einen retardierenden (reaktionären) Charakter (»falsches Bewusstsein«) annehmen. Die rationalist. I.-Kritik nimmt den wiss. Fortschritt zum Maßstab und sieht im bewussten Einsetzen von I. ein Mittel der Herrschaftserhaltung. Der Irrationalismus bewertet die I. z. T. als histor. oder anthropolog. Notwendigkeit. Während diese Richtungen I. für etwas erkennbar von der Wahrheit Verschiedenes halten, befasst sich die Wissenssoziologie mit der Ideologiehaftigkeit des Denkens überhaupt und mit den prakt. Wechselbeziehungen zw. Realitätsvorstellungen und sozialer Realität.
▣ Literatur:
Lieber, H.-J.: I. Paderborn u. a. 1985.
⃟ Boudon, R.: I. A. d. Frz. Reinbek 1988.
⃟ Eagleton, T.: I. A. d. Engl. Stuttgart u. a. 1993.
Ideologie[grch.] die, urspr. Begriff der Lehre von Destutt de Tracy, der zunächst synonym mit Ideenlehre oder System von Ideen gebraucht wurde, schließlich aber Vorstellungen zur Interpretation der Welt in einer von Interessen geleiteten und damit verfälschenden Sichtweise bezeichnet. Im marxist. Verständnis dient I. der Aneignung der Welt, der Vermittlung der herrschenden Weltsicht, kann dabei aber dem Geschichtsverlauf gegenüber einen retardierenden (reaktionären) Charakter (»falsches Bewusstsein«) annehmen. Die rationalist. I.-Kritik nimmt den wiss. Fortschritt zum Maßstab und sieht im bewussten Einsetzen von I. ein Mittel der Herrschaftserhaltung. Der Irrationalismus bewertet die I. z. T. als histor. oder anthropolog. Notwendigkeit. Während diese Richtungen I. für etwas erkennbar von der Wahrheit Verschiedenes halten, befasst sich die Wissenssoziologie mit der Ideologiehaftigkeit des Denkens überhaupt und mit den prakt. Wechselbeziehungen zw. Realitätsvorstellungen und sozialer Realität.
▣ Literatur:
Lieber, H.-J.: I. Paderborn u. a. 1985.
⃟ Boudon, R.: I. A. d. Frz. Reinbek 1988.
⃟ Eagleton, T.: I. A. d. Engl. Stuttgart u. a. 1993.