Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
I. G. Farbenindustrie AG
I. G. Farbenindustrie AG, (I. G. Farben), Frankfurt am Main, bis 1945 größter dt. Chemiekonzern; gegr. 1925 nach einem stufenweisen Fusionsprozess von Vorläuferges. der heutigen Unternehmen Bayer AG, BASF AG und Hoechst AG. Der Konzern besaß eine dezentrale Organisation mit weitgehender Selbstständigkeit der einzelnen Werke. Die mehr als 700 Beteiligungs- und Tochterges. (davon viele im Ausland) dokumentieren Einfluss und Macht der I. G. F. Basis ihres Wachstums war eine intensive Forschung, die C. Bosch und G. Domagk den Nobelpreis für Chemie und dem Konzern 9 000 dt. und etwa 30 000 ausländ. Patente einbrachten. - Die Kooperation der I. G. F. mit der nat.-soz. Diktatur (vereinbart z. B. im Feder-Bosch-Abkommen 1933), von der die I. G. F. durch die Arisierung und Eingliederung von Chemieunternehmen, die Rekrutierung von Zwangs- und Fremdarbeitern, die Ausbeutung von KZ-Häftlingen v. a. im Vernichtungslager Auschwitz III-Monowitz profitierte, wurde 1947/48 vor einem amerikan. Militärtribunal (I.-G.-Farben-Prozess) verhandelt; von den 23 leitenden Vertretern des Konzerns wurden 13 zu Haftstrafen verurteilt.1945 beschlagnahmten die vier Besatzungsmächte das gesamte Konzernvermögen und enteigneten das Auslandsvermögen. In der SBZ wurden die Werke zur Reparation demontiert oder zunächst in Sowjet. Aktiengesellschaften umgewandelt (z. B. die Leuna-Werke) und schließlich ab 1953 in Volkseigentum überführt. In den Westzonen verfügte die Alliierte Hohe Kommission 1950 die Entflechtung der I. G. F., worauf 1952 zwölf I.-G.-Farben-Nachfolgegesellschaften entstanden: u. a. Agfa Camerawerk AG, Bad. Anilin- und Soda-Fabrik AG, Cassella Farbwerke Mainkur AG, Chem. Werke Hüls AG, Farbenfabriken Bayer AG, Farbwerke Hoechst AG, Duisburger Kupferhütte AG, Dynamit Nobel AG. - Im Febr. 1999 wurde angekündigt, die 1952 gegr. und bis heute bestehende I. G. F. in Liquidation (auch I. G. F. in Abwicklung) innerhalb der nächsten drei Jahre aufzulösen und eine Stiftung zur »Entschädigung von Opfern und der Aufarbeitung der Geschichte« zu bilden.
Literatur:
Borkin, J.: Die unheilige Allianz der I. G. Farben. A. d. Engl. Neuausg. Frankfurt am Main u. a. 1990.
Plumpe, G.: Die I. G. Farbenindustrie AG. Wirtschaft, Technik u. Politik 1904-1945. Berlin 1990.
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Ansicht: I. G. Farbenindustrie AG