Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Hölderlin
Họ̈lderlin,Johann Christian Friedrich, Dichter, * Lauffen am Neckar 20. 3. 1770, ✝ Tübingen 7. 6. 1843; war seit 1788 Student im Tübinger Stift (Freundschaft mit C. W. F. Hegel und F. W. J. von Schelling), 1793/94 Hofmeister bei Charlotte von Kalb, 1796 bei dem Bankier J. F. Gontard in Frankfurt am Main, dessen Gattin Susette (* 1769, ✝ 1802), von ihm als »Diotima« gefeiert, ihn zu schwärmer. Liebe begeisterte. Nachdem es 1798 zum Bruch mit der Familie Gontard gekommen war, ging H. für anderthalb Jahre nach Homburg (heute Bad Homburg v. d. Höhe), wo sein Freund Isaak von Sinclair im Dienste des Landgrafen stand. 1802 kehrte er von Bordeaux, wo er wieder Hofmeister war, mit den ersten Anzeichen geistiger Erkrankung in die Heimat zurück; 1806 in eine Heilanstalt gebracht und 1807 als unheilbar entlassen, verbrachte H. den Rest seines Lebens in der Obhut der Tübinger Schreinerfamilie Zimmer, die ihn in einem am Neckar gelegenen Turm (heute »Hölderlinturm«) betreute.
H. war vor allem Lyriker; auch sein Briefroman »Hyperion« (2 Bde., 1797-99) ist getragen vom Wohllaut einer rhythmisch-musikal. Sprache. Das trotz immer neuer Bearbeitung Bruchstück gebliebene Drama »Der Tod des Empedokles« (1798 bis 1800, gedruckt 1826) verwandelt die Sage vom Tod des Philosophen im Ätna in ein religiöses Mysterium. In der Lyrik gelangte H. von persönlich-stimmungshaften Natur- und Liebesgedichten in Versmaßen der antiken Ode zu den großen Elegien (»Menons Klagen um Diotima«, »Brot und Wein«), in denen er in Distichen abendländ. Geschichte und Landschaft lyrisch erhöht; sie sind Steigerungen des bereits in »Empedokles« angelegten Bildes von Erlösung und Versöhnung. Schließlich zu freien Rhythmen übergehend, ringt H. in gedrängter, mythisch-dunkler Bildersprache um die Bestimmung der Völker und Menschen und das Wesen der göttl. Mächte (»Patmos«). Gleichzeitig entstanden die eigenwilligen Übersetzungen von Pindar sowie des »Ödipus« und der »Antigone« des Sophokles.
▣ Literatur:
Bertaux, P.: F. H. Frankfurt am Main 61994.
⃟ Häussermann, U.: F. H. mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten. Reinbek 98.-100. Tsd., 211995.
⃟ Wackwitz, S.: F. H. Stuttgart 21997.
Họ̈lderlin,Johann Christian Friedrich, Dichter, * Lauffen am Neckar 20. 3. 1770, ✝ Tübingen 7. 6. 1843; war seit 1788 Student im Tübinger Stift (Freundschaft mit C. W. F. Hegel und F. W. J. von Schelling), 1793/94 Hofmeister bei Charlotte von Kalb, 1796 bei dem Bankier J. F. Gontard in Frankfurt am Main, dessen Gattin Susette (* 1769, ✝ 1802), von ihm als »Diotima« gefeiert, ihn zu schwärmer. Liebe begeisterte. Nachdem es 1798 zum Bruch mit der Familie Gontard gekommen war, ging H. für anderthalb Jahre nach Homburg (heute Bad Homburg v. d. Höhe), wo sein Freund Isaak von Sinclair im Dienste des Landgrafen stand. 1802 kehrte er von Bordeaux, wo er wieder Hofmeister war, mit den ersten Anzeichen geistiger Erkrankung in die Heimat zurück; 1806 in eine Heilanstalt gebracht und 1807 als unheilbar entlassen, verbrachte H. den Rest seines Lebens in der Obhut der Tübinger Schreinerfamilie Zimmer, die ihn in einem am Neckar gelegenen Turm (heute »Hölderlinturm«) betreute.
H. war vor allem Lyriker; auch sein Briefroman »Hyperion« (2 Bde., 1797-99) ist getragen vom Wohllaut einer rhythmisch-musikal. Sprache. Das trotz immer neuer Bearbeitung Bruchstück gebliebene Drama »Der Tod des Empedokles« (1798 bis 1800, gedruckt 1826) verwandelt die Sage vom Tod des Philosophen im Ätna in ein religiöses Mysterium. In der Lyrik gelangte H. von persönlich-stimmungshaften Natur- und Liebesgedichten in Versmaßen der antiken Ode zu den großen Elegien (»Menons Klagen um Diotima«, »Brot und Wein«), in denen er in Distichen abendländ. Geschichte und Landschaft lyrisch erhöht; sie sind Steigerungen des bereits in »Empedokles« angelegten Bildes von Erlösung und Versöhnung. Schließlich zu freien Rhythmen übergehend, ringt H. in gedrängter, mythisch-dunkler Bildersprache um die Bestimmung der Völker und Menschen und das Wesen der göttl. Mächte (»Patmos«). Gleichzeitig entstanden die eigenwilligen Übersetzungen von Pindar sowie des »Ödipus« und der »Antigone« des Sophokles.
▣ Literatur:
Bertaux, P.: F. H. Frankfurt am Main 61994.
⃟ Häussermann, U.: F. H. mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten. Reinbek 98.-100. Tsd., 211995.
⃟ Wackwitz, S.: F. H. Stuttgart 21997.