Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Höhle
Höhle,großer Hohlraum im anstehenden Gestein. - Die natürl. H. sind entweder mit dem Gestein zugleich entstanden (primäre H.), z. B. in vulkan. Gestein (Gasblasen), Kalktuffen, Korallenriffen, oder nachträglich (sekundäre H.), z. B. durch Wassereinwirkung, Auswitterung, Sandschliff, Versturz. Erosions-H. entstehen durch die Brandung an Küsten. Korrosions-H. finden sich in Gips, Steinsalz, bes. Kalkstein und Dolomit; in diesen H. (Karst-H.), die zunächst nur Klüfte, Bruch- und Schichtfugen waren, löst kohlensäurehaltiges Sickerwasser den massigen Kalk und Dolomit, fließendes und zirkulierendes Wasser führt, oft in Verbindung mit Erosion, zur Zernagung und Aushöhlung. Die Karst-H. bilden z. T. riesige Systeme mit Seen und Flüssen. In Tropfstein-H. scheidet Tropfwasser Kalksinter aus, der Stalaktiten und Stalagmiten bilden kann, die sich zu Säulen, Vorhängen, Kaskaden vereinigen können. In Eis-H. gefriert das Höhlenwasser; das Eis erhält sich, wo einfallende kalte Winterluft im Sommer nicht abfließen kann. Das Klima in H. ist durch geringe Temperaturschwankungen und hohe relative Luftfeuchtigkeit gekennzeichnet.
Die dauernd im Dunklen lebenden Höhlentiere zeigen keine oder nur geringe Pigmentierung sowie oft Augenrückbildung (manche Krebs-, Spinnentiere, Insekten, Höhlenfische, der Grottenolm). - Als Höhlenpflanzen können manche Algen, Moose und Farne gelten, ferner lichtunabhängige Pilze und Bakterien.
Kulturgeschichte: Die vom Menschen benutzten H. werden je nach ihrem Verwendungszweck als Flucht-, Schutz-, Wohn-, Depot-, Grab- oder Kult-H. bezeichnet. Die H. als natürl. Obdach wurde bereits von den altsteinzeitl. Menschen genutzt; entsprechende Siedlungsschichten sind in vielen H. enthalten; in kultisch genutzten finden sich oft Felsbilder. Später ist die Verehrung von H. als Geburtsort oder Aufenthaltsort von Göttern, Helden, Dämonen und Feen bezeugt. In der Jungsteinzeit war die H.-Bestattung in vielen Gegenden verbreitet. Dazu wurden nicht nur natürl. H. genutzt, sondern auch künstl. H.-Gräber (Felsengräber) angelegt.
▣ Literatur:
H. Binder Schauhöhlen in Deutschland, Beiträge v. u. a. Ulm 1993.
Höhle,großer Hohlraum im anstehenden Gestein. - Die natürl. H. sind entweder mit dem Gestein zugleich entstanden (primäre H.), z. B. in vulkan. Gestein (Gasblasen), Kalktuffen, Korallenriffen, oder nachträglich (sekundäre H.), z. B. durch Wassereinwirkung, Auswitterung, Sandschliff, Versturz. Erosions-H. entstehen durch die Brandung an Küsten. Korrosions-H. finden sich in Gips, Steinsalz, bes. Kalkstein und Dolomit; in diesen H. (Karst-H.), die zunächst nur Klüfte, Bruch- und Schichtfugen waren, löst kohlensäurehaltiges Sickerwasser den massigen Kalk und Dolomit, fließendes und zirkulierendes Wasser führt, oft in Verbindung mit Erosion, zur Zernagung und Aushöhlung. Die Karst-H. bilden z. T. riesige Systeme mit Seen und Flüssen. In Tropfstein-H. scheidet Tropfwasser Kalksinter aus, der Stalaktiten und Stalagmiten bilden kann, die sich zu Säulen, Vorhängen, Kaskaden vereinigen können. In Eis-H. gefriert das Höhlenwasser; das Eis erhält sich, wo einfallende kalte Winterluft im Sommer nicht abfließen kann. Das Klima in H. ist durch geringe Temperaturschwankungen und hohe relative Luftfeuchtigkeit gekennzeichnet.
Die dauernd im Dunklen lebenden Höhlentiere zeigen keine oder nur geringe Pigmentierung sowie oft Augenrückbildung (manche Krebs-, Spinnentiere, Insekten, Höhlenfische, der Grottenolm). - Als Höhlenpflanzen können manche Algen, Moose und Farne gelten, ferner lichtunabhängige Pilze und Bakterien.
Kulturgeschichte: Die vom Menschen benutzten H. werden je nach ihrem Verwendungszweck als Flucht-, Schutz-, Wohn-, Depot-, Grab- oder Kult-H. bezeichnet. Die H. als natürl. Obdach wurde bereits von den altsteinzeitl. Menschen genutzt; entsprechende Siedlungsschichten sind in vielen H. enthalten; in kultisch genutzten finden sich oft Felsbilder. Später ist die Verehrung von H. als Geburtsort oder Aufenthaltsort von Göttern, Helden, Dämonen und Feen bezeugt. In der Jungsteinzeit war die H.-Bestattung in vielen Gegenden verbreitet. Dazu wurden nicht nur natürl. H. genutzt, sondern auch künstl. H.-Gräber (Felsengräber) angelegt.
▣ Literatur:
H. Binder Schauhöhlen in Deutschland, Beiträge v. u. a. Ulm 1993.