Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Härten
Härten(Aushärtung),
1) Kunststofftechnologie: bei Kunststoffen der durch chem. Reaktionen bewirkte Übergang bestimmter Kunstharze in unschmelzbaren und unlösl. Zustand. Durch das H. werden i. Allg. gleichzeitig hohe Härte und mechan. Festigkeit, gutes elektr. Isoliervermögen sowie andere günstige Werkstoffeigenschaften erreicht. Es tritt meist durch Erwärmen der Harze auf etwa 80-200 ºC (Wärme-H.) oder nach Zusatz katalytisch wirkender Härter auch schon bei Raumtemperatur (Kalt-H.) ein. Die Stoffe reagieren dabei über bestimmte, bes. reaktionsfreudige Molekülgruppen durch Polykondensation, Polymerisation oder Polyaddition zu räumlich vernetzten Makromolekülen weiter. Es können auch Gemische verschiedenartiger Stoffe miteinander härten, wobei u. U. die eine Komponente als Härtungsmittel dient. Beispiele härtbarer Harze sind v. a. bestimmte Phenolharze (Resole), ferner Aminoplaste, Epoxidharze und ungesättigte Polyester. Sie bilden als Duroplaste eine Hauptgruppe innerhalb der Kunststoffe.
2) Metallurgie: Verfahren bei Metallen und Legierungen, bes. Stahl, die mechan. Eigenschaften, wie Härte, Festigkeit und Zähigkeit, durch Wärmebehandlung zu verbessern; die Verbesserung der mechan. Eigenschaften wird durch Gefügeänderungen im Werkstoff hervorgerufen, die unter der Wirkung der Wärme erfolgen. H. erfolgt in drei Arbeitsgängen: Erwärmen, Halten auf Härtetemperatur und Abschrecken. - Beim H. von Stählen bildet sich der sehr harte, aber spröde Martensit, sodass es bei Belastung zu vorzeitigem Sprödbruch kommen kann. Durch Vergüten, das H. und nachfolgende Anlassen auf Temperaturen zw. 400 und 750 ºC, wird die Sprödigkeit beseitigt, wobei auch die Härte geringfügig abnimmt. - Unter Randschicht-H. versteht man das H. einer dünnen Randschicht eines Werkstückes durch schnelles Erwärmen der Oberfläche und sofortiges Abschrecken; es dient der Erhöhung der Verschleißfestigkeit. Mit Brennhärten (oder Flamm-H.), Induktions-H. und Laser-H. wird dabei die Art der Erwärmung der Oberfläche durch Brenner, Induktion oder Laser bezeichnet. - Beim Einsatz-H. wird die Oberfläche eines Werkstückes aus kohlenstoffarmem Stahl mit Kohlenstoff angereichert und anschließend gehärtet. Die Zufuhr des Kohlenstoffs (Aufkohlen) erfolgt durch Einbringen der Werkstücke in Kohlenstoff abgebende Einsatzmittel, die fest, flüssig oder gasförmig sein können (Pulver-, Salzbad- bzw. Gasaufkohlen). Durch Nitrier-H. wird beim Glühen in einer Ammoniakatmosphäre Stickstoff in die Oberfläche des Werkstückes eingebracht; dabei entfällt das Abschrecken.
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