Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Hunde
Hunde(Canidae), Familie der Landraubtiere; Wildformen fehlen u. a. in Australien, auf Madagaskar, Neuseeland, Celebes. H. sind Zehengänger mit 4-5 vorderen und vier hinteren stumpf bekrallten Zehen. Der Schädel ist im Schnauzenteil verlängert und hat i. d. R. 42 Zähne. Die geringe Ausbildung von Hautdrüsen führt zur Wärmeabgabe durch rasches keuchendes Atmen (»Hecheln«). Kleinere Drüsenanhäufungen in der Aftergegend dienen dem gegenseitigen Erkennen. Bes. ausgeprägt sind Geruchssinn und Hörvermögen. Die Milchdrüsen liegen am Bauch, meist in fünf Paaren. Die Jungen werden blind geboren; die Augenlidränder sind verwachsen und öffnen sich erst nach Tagen oder Wochen.Die heutigen H. sind in der einzigen Unterfamilie Caninae (Echte H.) zusammengefasst. Zu den H. zählen die Gattungen: a) Canis, mit Wolf, Schakalen und dem nordamerikan. Präriewolf. b) Alopex, die arkt. Eisfüchse mit kurzen, abgerundeten Ohren und behaarten Sohlen. c) Vulpes, Füchse. d) Fennecus, afrikan. und asiat. kleine Füchse mit langen, spitzen Ohren und langem Schwanz, z. B. der Fennek, Fenek oder Wüstenfuchs, der kleinste aller Wild-H. e) Urocyon, mit dem amerikan. Graufuchs. f) Nyctereutes, mit dem ostasiat. Marder-H., Waschbär(en)-H. oder Enok, etwa fuchsgroß mit kurzem Schwanz und dichtem Fell. g) Dusicyon, die südamerikan. Schakalfüchse. h) Chrysocyon, mit dem südamerikan. Mähnenwolf oder Guara, groß, schlank, mit kurzem Rumpf, hohen Läufen, großen Ohren und aufrichtbarer Mähne. i) Speothos, südamerikan. kleine Wald-H. mit nur 38 Zähnen. j) Cuon, mit dem Rotwolf oder Rot-H. in rd. 10 Unterarten, darunter der malaiische Adjag. k) Lycaon, mit dem afrikan. bunten Hyänen-H. der Steppen und Savannen südlich der Sahara. l) Otocyon, mit dem süd- und ostafrikan. Löffel-H. oder Löffelfuchs, großohrig, hochbeinig, fuchsähnlich.Der Haus-H. (Canis lupus forma familiaris) gilt als domestizierte Form des Wolfs. Weltweit gibt es gegenwärtig etwa 500 Rassen, die sich nach Größe, Farbe, Behaarung, Körperbau, Körpermasse, Wesen und Gebrauchswert unterscheiden. Zu den Wach-, Schutz- und Gebrauchs-H. gehören u. a. Dt. Boxer, Dobermann, Riesenschnauzer und Rottweiler, zu den Wind-H. u. a. Afghan. Wind-H., Barsoi, Greyhound und Whippet; zu den Haus-H. i. e. S. (vorwiegend als Heimtier, Begleit- oder Wach-H. gehalten) u. a. Chow-Chow, Dalmatiner und Schnauzer. Groß ist die Zahl der Jagd-H. und der Terrier. Haus-H. werden mit 6 bis 9 Monaten geschlechtsreif, die Zuchtreife liegt je nach Rasse bei 15 bis 24 Monaten. Hündinnen werden zweimal im Jahr läufig. Nach einer Tragezeit von durchschnittlich 63 Tagen (58 bis 65) werden (je nach Rasse) bis über 10 Welpen geworfen, die mit 9 bis 14 Lebenstagen die Augen öffnen. Die Lebensdauer der Haus-H. beträgt 12-14 Jahre.Kulturgeschichte: H.-Knochen sind in Fundstellen der jüngeren Altsteinzeit entdeckt worden. Funde in Oberkassel bei Bonn und Mallaha in Palästina belegen, dass H. vor mehr als 10 000 Jahren zus. mit Menschen bestattet wurden. Für die Bedeutung der H. in der Mittelsteinzeit spricht das Vorkommen von H.-Bestattungen. Die ältesten H. Ägyptens sind auf Felsbildern (um 3000 v. Chr.) zu sehen. Ebenso waren H. in den alten Kulturen Chinas, Indiens, Palästinas, auch in Griechenland und in Rom bekannt.
Literatur:
H. Räber, Enzyklopädie der Rassehunde, bearb. v. 2 Bde. Stuttgart 1993-95.
Lorenz, K.: So kam der Mensch auf den Hund. Neuausg. München 321994.
Baumann, D.: H. 112 Rassen u. ihre Haltung. Stuttgart 21995.
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