Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Honecker
Họnecker,Erich, Politiker (SED), * Neunkirchen (Saarland) 25. 8. 1912, ✝ Santiago de Chile 29. 5. 1994; Dachdecker; ab 1929 Mitgl. der KPD, als NS-Gegner (Untergrundaktivitäten); 1935 verhaftet und 1937-45 im Zuchthaus Brandenburg inhaftiert.
In der SBZ ab Mai 1945 Jugendsekretär beim ZK der KPD, Mitbegründer und erster Vors. der FDJ (bis 1955). Als Mitgl. der SED (seit 1946) und ihres Vorstandes (seit 1950 ZK) sowie als Mitgl. des Politbüros der SED (seit 1958) und Sekretär des ZK (1958-71, zuständig für Sicherheitsfragen) gewann H. eine einflussreiche Stellung im Partei- und Staatsapparat. Er leitete 1961 die geheimen Vorbereitungen für den Bau der Berliner Mauer. 1971 löste er W. Ulbricht als 1. Sekretär des ZK der SED ab (seit 1976 Gen.-Sekr. des ZK). Seit 1976 Vors. des Staatsrates, war er in dieser Funktion faktisch auch Staatsoberhaupt der DDR.
H. trug in allen seinen Funktionen hohe Verantwortung für den Ausbau der SED-Herrschaft. Gegenüber anders Denkenden veranlasste er bes. seit Mitte der 70er-Jahre einen repressiven Kurs (z. B. die Ausbürgerung W. Biermanns), auch im Ggs. zu einer nach außen hin den KSZE-Prozess mittragenden Politik. Gegenüber der Bundesrep. Dtl. leitete H. eine Politik der Abgrenzung ein. In der Phase verschärfter Ost-West-Spannungen versuchte er andererseits die Gesprächsbereitschaft zw. den Regierungen beider dt. Staaten zu erhalten (Staatsbesuch 1987 in der Bundesrep. Dtl.). Die Reformversuche und Reformideen, v. a. im Gefolge der sowjet. Politik der Perestroika, lehnte er hartnäckig ab. Am 18. 10. 1989 sah er sich gezwungen, von allen Ämtern zurückzutreten. Am 3. 12. 1989 wurde er aus der SED ausgeschlossen. Seit April 1990 in einem Hospital der Sowjetarmee in Beelitz; wegen Anstiftung zum Mord (u. a. Schießbefehl an der innerdt. Grenze) Nov. Haftbefehl, deshalb am 13. 3. 1991 heimlich nach Moskau gebracht. Nach einem Ausweisungsbeschluss der russ. Regierung floh H. in die chilen. Botschaft in Moskau (11. 12. 1991). Nach seiner Rückkehr nach Dtl. (29. 7. 1992) wurde H. in Berlin-Moabit inhaftiert und unter Anklage (Totschlag und versuchter Totschlag) gestellt. Wegen H.s Krebserkrankung wurde der Prozess (ab 12. 11. 1992) jedoch am 12. 1. 1993 eingestellt, endgültig am 14. 4. 1993. Nach seiner Freilassung (13. 1. 1993) übersiedelte H. nach Chile.
Họnecker,Erich, Politiker (SED), * Neunkirchen (Saarland) 25. 8. 1912, ✝ Santiago de Chile 29. 5. 1994; Dachdecker; ab 1929 Mitgl. der KPD, als NS-Gegner (Untergrundaktivitäten); 1935 verhaftet und 1937-45 im Zuchthaus Brandenburg inhaftiert.
In der SBZ ab Mai 1945 Jugendsekretär beim ZK der KPD, Mitbegründer und erster Vors. der FDJ (bis 1955). Als Mitgl. der SED (seit 1946) und ihres Vorstandes (seit 1950 ZK) sowie als Mitgl. des Politbüros der SED (seit 1958) und Sekretär des ZK (1958-71, zuständig für Sicherheitsfragen) gewann H. eine einflussreiche Stellung im Partei- und Staatsapparat. Er leitete 1961 die geheimen Vorbereitungen für den Bau der Berliner Mauer. 1971 löste er W. Ulbricht als 1. Sekretär des ZK der SED ab (seit 1976 Gen.-Sekr. des ZK). Seit 1976 Vors. des Staatsrates, war er in dieser Funktion faktisch auch Staatsoberhaupt der DDR.
H. trug in allen seinen Funktionen hohe Verantwortung für den Ausbau der SED-Herrschaft. Gegenüber anders Denkenden veranlasste er bes. seit Mitte der 70er-Jahre einen repressiven Kurs (z. B. die Ausbürgerung W. Biermanns), auch im Ggs. zu einer nach außen hin den KSZE-Prozess mittragenden Politik. Gegenüber der Bundesrep. Dtl. leitete H. eine Politik der Abgrenzung ein. In der Phase verschärfter Ost-West-Spannungen versuchte er andererseits die Gesprächsbereitschaft zw. den Regierungen beider dt. Staaten zu erhalten (Staatsbesuch 1987 in der Bundesrep. Dtl.). Die Reformversuche und Reformideen, v. a. im Gefolge der sowjet. Politik der Perestroika, lehnte er hartnäckig ab. Am 18. 10. 1989 sah er sich gezwungen, von allen Ämtern zurückzutreten. Am 3. 12. 1989 wurde er aus der SED ausgeschlossen. Seit April 1990 in einem Hospital der Sowjetarmee in Beelitz; wegen Anstiftung zum Mord (u. a. Schießbefehl an der innerdt. Grenze) Nov. Haftbefehl, deshalb am 13. 3. 1991 heimlich nach Moskau gebracht. Nach einem Ausweisungsbeschluss der russ. Regierung floh H. in die chilen. Botschaft in Moskau (11. 12. 1991). Nach seiner Rückkehr nach Dtl. (29. 7. 1992) wurde H. in Berlin-Moabit inhaftiert und unter Anklage (Totschlag und versuchter Totschlag) gestellt. Wegen H.s Krebserkrankung wurde der Prozess (ab 12. 11. 1992) jedoch am 12. 1. 1993 eingestellt, endgültig am 14. 4. 1993. Nach seiner Freilassung (13. 1. 1993) übersiedelte H. nach Chile.