Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Honduras
Honduras Fläche: 112 088 km2
Einwohner: (1995) 5,65 Mio.
Hauptstadt: Tegucigalpa
Verwaltungsgliederung: 1 Bundesdistrikt und 18 Departamentos
Amtssprache: Spanisch
Nationalfeiertag: 15. 9.
Währung: 1 Lempira (L) = 100 Centavos (cts.)
Zeitzone: MEZ - 7 Std.
(amtlich span. República de H.; dt. Rep. H.), Staat in Zentralamerika, zw. Karib. Meer, Nicaragua, Pazifik, El Salvador und Guatemala.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1982 ist H. eine präsidiale Republik. Staatsoberhaupt und Reg.chef ist der auf vier Jahre direkt gewählte Präs. (Wiederwahl nicht möglich). Die Legislative liegt beim Nationalkongress (128 Abg., für vier Jahre gewählt). Einflussreichste Parteien: Nat. Partei (PN, »Partido Nacional«), Liberale Partei (PLH, »Partido Liberal de H.«) und, mit weitem Abstand, die Partei für Erneuerung und Einheit (PINU, »Partido de Innovación y Unidad«).
Landesnatur: Mit der Fonsecabucht im S hat H. Anteil an der Pazifikküste (80 km). Den NO (Mosquitia) nimmt eine breite Küstenebene mit großen Lagunen ein. Abgesehen von einigen Flusstälern, bes. des Río Ulúa im NW, ist H. Gebirgsland (Cerro Las Minas in der Montaña de Celaque im W 2 849 m ü. M.); dazwischen Talbecken und Hochebenen (900-1 400 m ü. M.) mit fruchtbaren Böden auf vulkan. Gestein. Das trop. Klima steht unter dem ständigen Einfluss des Nordostpassats, im Tiefland feuchtheiß, in den Höhen gemäßigte Temperaturen; im Sommer häufig Hurrikane. Der trop. Tieflandsregenwald geht mit der Höhe in Berg- und Nebelwald über; in trockeneren Gebieten Trockenwald und -busch; in der Mosquitia Kiefern und Sumpfpalmen.
Bevölkerung: Die Bevölkerung nimmt jährlich um 3,6 % zu. Rd. 90 % sind Mischlinge, im Tiefland vorwiegend Mulatten und Zambos, im Bergland Mestizen (über 80 % der Gesamtbev.); Indianer (5 %, größtenteils Maya) bes. im südl. Grenzgebiet nach Guatemala; Schwarze (5 %) an der Karibikküste, z. T. mit Indianern vermischt (Garífuna, Morenos, Black Caribs; sprechen vielfach Englisch). Größte Städte sind Tegucigalpa und San Pedro Sula. Rd. 60 % der Bev. leben in Städten. - 3- bis 6-jährige Primarschule, 3- bis 5-jährige Sekundarschule; eine staatl. und eine private Univ., mehrere Hochschulen. Analphabetenquote rd. 25 % (auf dem Land über 50 %). - Etwa 85 % der Bev. sind Katholiken; das Christentum ist jedoch stark mit altindian. Glaubensgut vermischt. Prot. Gemeinschaften breiten sich zunehmend aus (bereits über 10 % der Bev.).
Wirtschaft, Verkehr: Gemessen am Bruttosozialprodukt zählt H. zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas mit einer nur schwach entwickelten Ind.produktion. Durch den Hurrikan »Mitch« wurde Ende Oktober/Anfang November 1998 der größte Teil des Landes zerstört (Ernteflächen, Infrastruktur), 33 % der Bev. wurden obdachlos, 70 % der Jahresernte vernichtet. Etwa 45 % der Erwerbstätigen arbeiten in der Landwirtschaft, die einen Anteil von mehr als 65 % vom Ausfuhrwert erbringt. Angebaut werden auf den fruchtbaren Böden des vulkanisch geprägten Hochlandes u. a. das Hauptnahrungsmittel Mais sowie die Exportgüter Kaffee und Tabak, in den Ebenen des N Bananen sowie, zur Eigenversorgung, Reis. Die Bananenplantagen an der Karibikküste befinden sich größtenteils im Besitz amerikan. Konzerne. Die Grundnahrungsmittel (Mais, Bohnen, Hirse, Reis) werden überwiegend in intensiv bewirtschafteten Kleinbetrieben erzeugt. H. verfügt noch über reiche Waldbestände (u. a. Mahagoni, Zeder, Kiefern) auf fast 30 % der Gesamtfläche. Wirtschaftl. Bedeutung hat aber nur die Pitchpinekiefer in der Mosquitia. Wenig genutzt werden die Bodenschätze (Gold, Silber, Zink, Antimon, Kupfer, Eisen). Die Ind. verarbeitet u. a. in kleinen Betrieben Erzeugnisse der heim. Land- und Forstwirtschaft. Wichtigste Handelspartner sind die USA, Dtl., Japan. - Das Verkehrsnetz ist nur unzureichend entwickelt. Eisenbahnen gibt es nur im N, überwiegend für den Bananentransport. Die Hptst. ist ohne Bahnanschluss. Von rd. 14 000 km Straßen entfallen 240 km auf die Carretera Interamericana im äußersten S. Weite Gebiete im NO sind verkehrsmäßig noch nicht erschlossen. Internat. Flughäfen: Tegucigalpa, San Pedro Sula und La Ceiba. Hauptseehäfen: Puerto Cortés an der Karibik- und San Lorenzo an der Pazifikküste.
Geschichte: Die Küste von H., das urspr. zum Siedlungsgebiet der Maya gehörte, wurde 1502 von Kolumbus entdeckt, das Land seit 1523 für Spanien erobert. H. war dann Teil des Generalkapitanats Guatemala, seit 1824 Mitgl. der Zentralamerikan. Konföderation. 1839 wurde es eine selbstständige Rep., deren Entwicklung durch innere Unruhen und Kriege mit den Nachbarn bestimmt war. Im 20. Jh. geriet es in wirtsch. Abhängigkeit von den USA, die mehrfach bewaffnet intervenierten. Machtkämpfe, Bürgerkrieg und Konflikte mit den Nachbarstaaten (z. B. der sog. Fußballkrieg mit El Salvador 1969/70) ließen H. zum ärmsten und instabilsten Land Zentralamerikas werden. 1972-81 herrschten die Militärs (Putsche 1972, 1975, 1978). Mit der Wahl von Präs. Suazo Córdova (PLH) kehrte H. 1981 zum parlamentar. System zurück. Ab 1982 verstärkten die USA, für die H. der wichtigste zentralamerikan. Verbündete ist, ihre militär. Präsenz und bildeten die Gegner (Contras) der sandinist. Reg. in Nicaragua hier aus. Unter der Präsidentschaft von Azcona Hoyo (1985-90; PLN) stellten die USA ihre Militärhilfe ein (ab 1988), in Gipfeltreffen zentralamerikan. Staatschefs wurde ab 1989 eine Lösung der Konflikte versucht. Der Abzug der Contras aus H. begann jedoch erst nach der Wahlniederlage der Sandinisten im Febr. 1990. Präs. R. L. Callejas Romero (PN), im Amt seit 1990, suchte durch strikte Sparpolitik die wirtsch. und soziale Lage zu verbessern. Nach der Einstellung des bewaffneten Kampfes einer großen Guerillagruppe zeichnete sich gleichfalls eine innenpolit. Entspannung ab. Der seit 1969 schwelende Grenzstreit mit El Salvador wurde 1992 beigelegt. Präs. C. R. Reina (PL; im Amt 1994-97) setzte die Wirtschaftspolitik seines Vorgängers fort, ebenso C. Flores Facussé (gleichfalls PL), der das Amt seit 1998 innehat.
Literatur:
Morazán Irías, J. P.: Ursachen für das Anwachsen der Armut in H. Die Zusammenhänge zw. Armut, sozialer Differenzierung, Migration u. abhängiger Industrialisierung. Münster 1992.
Carney, G.: H. Memoiren eines Priesters. A. d. Span. Hamburg 1994.
Spelleken, H.-G.: H.-Hb. Der komplette Reiseführer für individuelles Reisen u. Entdecken. Bielefeld 1996.
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