Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Holz
I Holz,umgangssprachl. Bez. für die Hauptsubstanz der Stämme, Äste und Wurzeln der Holzgewächse; in der Pflanzenanatomie Bez. für das vom Kambium nach innen abgegebene Dauergewebe, dessen Zellwände meist durch Lignineinlagerungen (zur Erhöhung der mechan. Festigkeit) verdickt sind.Ohne Hilfsmittel kann man an einem Stammausschnitt folgende Einzelheiten erkennen: Im Zentrum liegt das Mark, das von einem breiten H.-Körper umschlossen wird. Dieser setzt sich bei den meisten H.-Arten aus dem sich durch Wechsel in Struktur und Färbung voneinander abhebenden Jahresringen zusammen. Das Kambium umschließt als dünner Mantel den gesamten H.-Körper. Die hellere äußere Zone besteht aus den lebenden jüngsten Jahresringen und wird als Splint-H. (Weich-H.) bezeichnet. Der dunkel gefärbte Kern ist das sog. Kern-H., das aus abgestorbenen Zellen besteht und nur noch mechan. Funktionen hat. Da es durch die Einlagerung bestimmter Stoffe (Oxidationsprodukte von Gerbstoffen) geschützt wird, ist es wirtschaftlich wertvoller. An den letzten Jahresring schließt sich nach außen zu der Bast an. Vom Bast in den H.-Körper hinein verlaufen zahlr. Markstrahlen. Den Abschluss des Stammes nach außen bildet die Borke aus toten Korkzellen und abgestorbenem Bast. Man unterscheidet folgende Zelltypen: 1. Gefäße, sie leiten das Bodenwasser mit den darin gelösten Nährsalzen zu den Blättern; 2. H.-Fasern, sie sind das Stützgewebe des H.-Körpers; auf ihnen beruht die Trag-, Bruch- und Biegefestigkeit der Hölzer; 3. H.-Parenchym, die lebenden Bestandteile des H.-Körpers; sie übernehmen die Speicherung der organ. Substanzen; 4. Markstrahlparenchym, das aus lebenden Zellen besteht und der Stoffspeicherung und -leitung dient. - Eigenschaften: Die Dichte (Rohdichte zw. 0,1 g/cm3 [Balsa] und 1,2 g/cm3 [Pock-H.]) des H. hängt von der H.-Art ab, ist aber auch innerhalb des gleichen Baumes unterschiedlich (Splint-H. ist leichter als Kern-H). Bei weniger als 30 % Wassergehalt schwindet H. beim Trocknen und wird fester, es quillt bei Wasseraufnahme. Die H.-Trocknung erfolgt als Kammertrocknung in belüfteten Räumen bei 60-80 ºC, als Hochtemperaturtrocknung mit feuchter Luft bei 100-140 ºC (für Furniere bis 260 ºC in v. a. düsenbelüfteten Furniertrocknern). Die akust. Dämmeigenschaften von H. sind sehr gut. In trockenem Zustand ist H. ein elektr. Isolator. Es ist leicht bearbeitbar, kommt in vielen Farben vor und erhält durch Anschnitt von Jahresringen, Markstrahlen und Gefäßen oft eine schöne Textur (Maserung, Zeichnung). Der Heizwert trockenen H. beträgt zw. 15 und 20 MJ/kg.Kulturgeschichte: Die Verwendung des H. zum Feuermachen gilt als Beginn menschl. Kulturtätigkeit. Neben Knochen und Stein war H. schon in der Altsteinzeit ein wichtiger Werkstoff, der u. a. zur Fertigung von Waffen (hölzerne Lanzen) und Geräten genutzt wurde. Von der Mittelsteinzeit an sind Schlitten nachgewiesen, seit der Jungsteinzeit Pflug, Wagen, Einbaum, Hausrat aus H. Das Haus wurde in Mittel-, Nord- und Osteuropa bis in die geschichtl. Zeit fast nur aus H. gebaut (Pfahlbauten). Durch die Dendrochronologie und die Radiocarbonmethode ist H. zu einem der wichtigsten Datierungsmittel der Vorgeschichtsforschung geworden.
Literatur:
J. Schwab. Das große Buch vom H., bearb. v. A. d. Engl. Neuausg. Luzern 1987.
H.-Lexikon, bearb. v. R. Mombächer, 2 Bde. Stuttgart 31988, Nachdr. ebd. 1993.
Steuer, W.: Vom Baum zum H. Stuttgart 21990.
Lohmann, U.: H.-Handbuch. Beiträge v. T. Annies u. a. Leinfelden-Echterdingen 41991, Nachdr. ebd. 1995.
Schwankl, A.: Wie bestimme ich H.? Augsburg 111996.
II Họlz,
Arno, Schriftsteller, * Rastenburg (heute Kętrzyn) 26. 4. 1863, ✝ Berlin 26. 10. 1929; mit J. Schlaf Begründer des konsequenten Naturalismus in theoret. Schriften (»Die Kunst, ihr Wesen und ihre Gesetze«, 2 Bde., 1891/92) und gemeinsam verfassten Musterbeispielen naturalist. Dichtung unter dem Pseud. Bjarne Peter Holmsen (»Papa Hamlet«, Novellen, 1889; »Die Familie Selicke«, Dr., 1890). In seinem Bemühen um neue Ausdrucksmöglichkeiten bezog H. Umgangssprache und neue Themen (soziale Tendenz, sozialrevolutionäre Bekenntnisse, Großstadtbilder) in die Literatur ein (»Traumulus«, Kom., mit O. Jerschke, 1904; »Sonnenfinsternis«, Dr., 1908; »Ignorabimus«, Dr., 1913). Unter Verzicht auf Reim und alle Formregeln ist seine z. T. sprachlich virtuose Lyrik allein vom »inneren Rhythmus« her bestimmt (»Phantasus«, 2 Tle., 1898/99; »Dafnis«, 1904, parodist. Nachahmungen barocker Lyrik). Erinnerungen »Kindheitsparadiese«, 1924).
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