Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Holocaust
Họlocaust [engl. 'hɔləkɔ:st; »Massenvernichtung«, eigtl. »Brandopfer«, zu grch. holókaustos »völlig verbrannt«] der (hebr. Schoah, Shoa, Shoah), Tötung einer großen Zahl von Menschen, eines Volkes (Genozid), v. a. Bez. für die Vernichtung der europ. Juden während der nat.-soz. Herrschaft in Dtl. und Europa (1933-45). Die Entrechtung und Ausgrenzung der jüd. Minderheit in Dtl. (1933: etwa 500 000 Menschen) sowie anderer Minderheiten (u. a. Sinti und Roma, Asoziale, Behinderte [Euthanasie]) nahm mit der Konsolidierung des NS-Regimes stufenweise immer schärfere Formen an und steigerte sich zu staatlich organisiertem Terror auf allen Ebenen (u. a. Nürnberger Gesetze 1935, Reichspogromnacht vom 9. zum 10. 11. 1938). Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs (1. 9. 1939) erfolgte die systemat. und organisierte Konzentrierung (Gettoisierung) sowie Deportierung der europ. Juden (daneben auch »Vernichtung durch Arbeit« in »Arbeitslagern« oder Gettobetrieben). Nach letzten Festlegungen auf der Wannseekonferenz vom 20. 1. 1942 wurde der organisierte Völkermord endgültig in Gang gesetzt (»Endlösung«); begonnen hatte er mit den Massenexekutionen der mobilen Einsatzgruppen und stationärer Kommandos der Sicherheitspolizei sowie des SD unmittelbar nach dem dt. Angriff auf die Sowjetunion (22. 6. 1941; ab Herbst 1941 in fabrikmäßig betriebenen Vernichtungslagern in Polen, März/April 1945 »Todesmärsche« bei Verlegung der Lager nach W). Insgesamt fielen dem H. Vernichtung etwa 6 Mio. europ. Juden zum Opfer. V. a. in Polen und im Baltikum wurde die jüd. Bev. nahezu vollständig vernichtet. Mindestens 500 000 Menschen nichtjüd. Herkunft (u. a. Sinti und Roma) fanden den Tod. - G. Hartmann (1979) und S. Spielberg (»Survivors of the Shoah Visual History Foundation«, neu gegr. 1994) bemühten sich um die videotechn. Archivierung von Zeugnissen der Überlebenden des H. - An der Frage nach der Einzigartigkeit des Nationalsozialismus und dabei der zentralen Bedeutung des H. entzündete sich 1986 der Historikerstreit in Dtl.; seine Leugnung wird inzwischen geahndet (Auschwitzlüge). (Goldhagen-Debatte, Yad Vashem)
▣ Literatur:
W. Benz. Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüd. Opfer des Nationalsozialismus, hg. v. München 1991. -
⃟ Hilberg, R.: Die Vernichtung der europ. Juden, 3 Bde. A. d. Amerikan., Neuausg. Frankfurt am Main 25.-28. Tsd. 1994. -
⃟ Enzykl. des H.H. Die Verfolgung u. Ermordung der europ. Juden, hg. v. E. Jäckel u. a., übers. v. M. Bergner u. a. 4 Bde. Neuausg. München und Zürich 1995. -
⃟ Friedlander, H.: Der Weg zum NS-Genozid.Von der Euthanasie zur Endlösung. A. d. Amerikan., Frankfurt am Main 1997. -
⃟ Yahil, L.: Die Shoah. Überlebenskampf u. Vernichtung der europ. Juden. A. d. Hebr., München 1998.
Họlocaust [engl. 'hɔləkɔ:st; »Massenvernichtung«, eigtl. »Brandopfer«, zu grch. holókaustos »völlig verbrannt«] der (hebr. Schoah, Shoa, Shoah), Tötung einer großen Zahl von Menschen, eines Volkes (Genozid), v. a. Bez. für die Vernichtung der europ. Juden während der nat.-soz. Herrschaft in Dtl. und Europa (1933-45). Die Entrechtung und Ausgrenzung der jüd. Minderheit in Dtl. (1933: etwa 500 000 Menschen) sowie anderer Minderheiten (u. a. Sinti und Roma, Asoziale, Behinderte [Euthanasie]) nahm mit der Konsolidierung des NS-Regimes stufenweise immer schärfere Formen an und steigerte sich zu staatlich organisiertem Terror auf allen Ebenen (u. a. Nürnberger Gesetze 1935, Reichspogromnacht vom 9. zum 10. 11. 1938). Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs (1. 9. 1939) erfolgte die systemat. und organisierte Konzentrierung (Gettoisierung) sowie Deportierung der europ. Juden (daneben auch »Vernichtung durch Arbeit« in »Arbeitslagern« oder Gettobetrieben). Nach letzten Festlegungen auf der Wannseekonferenz vom 20. 1. 1942 wurde der organisierte Völkermord endgültig in Gang gesetzt (»Endlösung«); begonnen hatte er mit den Massenexekutionen der mobilen Einsatzgruppen und stationärer Kommandos der Sicherheitspolizei sowie des SD unmittelbar nach dem dt. Angriff auf die Sowjetunion (22. 6. 1941; ab Herbst 1941 in fabrikmäßig betriebenen Vernichtungslagern in Polen, März/April 1945 »Todesmärsche« bei Verlegung der Lager nach W). Insgesamt fielen dem H. Vernichtung etwa 6 Mio. europ. Juden zum Opfer. V. a. in Polen und im Baltikum wurde die jüd. Bev. nahezu vollständig vernichtet. Mindestens 500 000 Menschen nichtjüd. Herkunft (u. a. Sinti und Roma) fanden den Tod. - G. Hartmann (1979) und S. Spielberg (»Survivors of the Shoah Visual History Foundation«, neu gegr. 1994) bemühten sich um die videotechn. Archivierung von Zeugnissen der Überlebenden des H. - An der Frage nach der Einzigartigkeit des Nationalsozialismus und dabei der zentralen Bedeutung des H. entzündete sich 1986 der Historikerstreit in Dtl.; seine Leugnung wird inzwischen geahndet (Auschwitzlüge). (Goldhagen-Debatte, Yad Vashem)
▣ Literatur:
W. Benz. Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüd. Opfer des Nationalsozialismus, hg. v. München 1991. -
⃟ Hilberg, R.: Die Vernichtung der europ. Juden, 3 Bde. A. d. Amerikan., Neuausg. Frankfurt am Main 25.-28. Tsd. 1994. -
⃟ Enzykl. des H.H. Die Verfolgung u. Ermordung der europ. Juden, hg. v. E. Jäckel u. a., übers. v. M. Bergner u. a. 4 Bde. Neuausg. München und Zürich 1995. -
⃟ Friedlander, H.: Der Weg zum NS-Genozid.Von der Euthanasie zur Endlösung. A. d. Amerikan., Frankfurt am Main 1997. -
⃟ Yahil, L.: Die Shoah. Überlebenskampf u. Vernichtung der europ. Juden. A. d. Hebr., München 1998.