Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Hitler
Hịtler,Adolf, * Braunau am Inn (OÖ) 20. 4. 1889, ✝ (Selbstmord) Berlin 30. 4. 1945; Sohn des österr. Zollbeamten Alois H. (* 1837, ✝ 1903; bis 1877 A. Schicklgruber nach seiner Mutter), dt. Staatsangehöriger seit 1932; wollte Künstler werden, scheiterte in Wien bei der Ausbildung, ging 1913 nach München. Im Ersten Weltkrieg war H. Soldat im dt. Heer. 1919 kam er mit der Dt. Arbeiterpartei (seit Febr. 1920 Nat.-Soz. Dt. Arbeiterpartei, NSDAP) in Berührung, die er bald zu seiner Partei machte. 1922/23 wurde H. zur politisch wirksamsten Figur der in Bayern konzentrierten nationalist. Gruppen und Wehrverbände. Der Versuch, die bayer. Regierung zum Staatsstreich gegen die Reichsreg. zu bewegen, misslang am 9. 11. 1923 (Hitlerputsch). Die NSDAP wurde aufgelöst. H. wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, aber schon im Dez. 1924 aus Landsberg, wo er den ersten Band seines Programmbuchs »Mein Kampf« geschrieben hatte, entlassen. In dieser Schrift waren bereits seine Ziele (z. B. die Rassenpolitik und außenpolit. Expansion) vorgezeichnet.Mit der Neugründung der NSDAP 1925 unternahm H. den Versuch, mithilfe einer Legalitätsstrategie (Wahl- und Parlamentsbeteiligung) die verfassungsmäßige Ordnung der Weimarer Republik zu bekämpfen und die Macht zu erringen. Auf der Grundlage des Führerprinzips schuf er sich in der NSDAP ein ihm ergebenes Instrument, in SA und SS eine innenpolit. Kampftruppe. Die Krisensituation gegen Ende der Weimarer Republik, bes. nach der Wirtschaftskrise 1930, agitatorisch ausnutzend, gelang es ihm, durch Rednergabe und straffe Organisation zunehmend größere Erfolge für seine Partei bei den Wahlen zu erringen. Am 30. 1. 1933 als Führer der stärksten Partei (in Koalition mit der Deutschnationalen Volkspartei) zum Reichskanzler ernannt, schaltete er zuerst durch Notverordnungen, dann aufgrund des Ermächtigungsgesetzes seine polit. Gegner aus. In der blutigen Gewaltaktion gegen den so genannten »Röhm-Putsch« (30. 6./1. 7. 1934) beseitigte er die Sonderstellung der SA.Nach dem Tod Hindenburgs (2. 8. 1934) machte er sich als »Führer und Reichskanzler« zum Staatsoberhaupt und vereinigte damit die Ämter des Partei-, Regierungs- und Staatschefs. Er errichtete einen auf ihn zugeschnittenen »Führerstaat«, ein auf Rassen- und Machtideologie fußendes terrorist. Herrschaftssystem (deutsche Geschichte). Es setzte eine ständig sich steigernde Judenverfolgung (Holocaust) ein (Kristallnacht). Alle polit. Gegner wurden (bes. mithilfe der Geheimen Staatspolizei) verfolgt und in Konzentrationslager verschleppt, Parlamentarismus und Humanität unterdrückt; der soziale Friede wurde durch Machtspruch hergestellt, durch Staatsaufträge und Aufrüstung die Arbeitslosigkeit beseitigt und ein wirtsch. Aufschwung herbeigeführt. Die Freiheits- und Menschenrechte hob H. auf; Kultur, Wiss. und Kunst ebenso wie Staat, Wirtschaft und Wehrmacht (Febr. 1938 Schaffung des OKW unter Führung H.s) wurden »gleichgeschaltet«, straff zentral gelenkt und durch einen feinmaschigen Polizeiapparat überwacht, Kirche und Christentum immer offener bekämpft (Kirchenkampf).Außenpolitisch verfolgte H. ein aggressives Expansionsprogramm (Eroberung neuen dt. »Lebensraums« im östl. Mitteleuropa), das auch den Krieg nicht ausschloss (»Hoßbach-Niederschrift«, 5. 11. 1937). Der Öffentlichkeit hingegen stellte er die Revision des Versailler Vertrags und Gleichberechtigung Dtl.s als Hauptziele seiner Außenpolitik dar (Nationalsozialismus). Mit dem »Anschluss« Österreichs (März 1938) und der Sudetengebiete (Okt. 1938, Münchener Abkommen) setzte er unter Anwendung stärksten Drucks eine große Ausdehnung des dt. Staatsgebiets durch. Mit der Zerschlagung der Tschechoslowakei (Errichtung des »Reichsprotektorats Böhmen und Mähren«, 15. 3. 1939) beschritt H. endgültig den Weg zur Unterwerfung Europas und zur Errichtung einer weltweiten dt. Vorherrschaft.Nach dem Abschluss des Dt.-Sowjet. Nichtangriffspaktes (»H.-Stalin-Pakt«) löste er mit dem Angriff auf Polen den Zweiten Weltkrieg aus. Die militär. Blitzkriegserfolge bestärkten H. im Glauben an seine militär. Führungsfähigkeiten (19. 12. 1941 direkte Übernahme des militär. Oberbefehls). Nach dem dt. Angriff auf die UdSSR (22. 6. 1941) forderte H. die Beherrschung und Ausbeutung des eroberten Gebietes. Nach der Wendung des militär. Geschehens 1941/42 zuungunsten Dtl.s trat eine Steigerung der Gewalt- und Vernichtungspolitik (Wannseekonferenz zur so genannten »Endlösung der Judenfrage«; »Euthanasie-Programm«) ein. Daneben standen andere, ebenfalls auf H. persönlich zurückgehende Geheimbefehle (u. a. Kommissarbefehl, Aufstellung von Einsatzgruppen), das Anwachsen der Zahl der Vernichtungs- und Konzentrationslager (v. a. für europ. Juden, Sinti und Roma), die abschreckenden Repressalien nach dem misslungenen Attentat am 20. 7. 1944 (Zwanzigster Juli 1944). H.s Befehlsgebung in der Isolation des »Führerhauptquartiers« (»Wolfsschanze«) wurde zunehmend wirklichkeitsfremd und führte zur Entstehung von rivalisierenden Machtapparaten. - Kurz vor der Einnahme Berlins durch sowjet. Truppen nahm sich H. zus. mit seiner Geliebten Eva Braun (
29. 4. 1945) im Bunker der Reichskanzlei das Leben.
▣ Literatur:
Jäckel, E.: H.s Herrschaft. Vollzug einer Weltanschauung. Stuttgart 31991.
⃟ Bullock, A.: H. u. Stalin. Parallele Leben. A. d. Engl. Tb.-Ausg. München 1993.
⃟ Pätzold, K. u. Weissbecker, M.: A. H. Leipzig 1995.
⃟ Fest, J. C.: H. Neuausg. Frankfurt am Main u. a. 61996.
⃟ Haffner, S.: Anmerkungen zu H. Tb.-Ausg. Frankfurt am Main 273.-280. Tsd. 1996.
⃟ Hamann, B.: H.s Wien. Lehrjahre eines Diktators. München 1996.
29. 4. 1945) im Bunker der Reichskanzlei das Leben.
▣ Literatur:
Jäckel, E.: H.s Herrschaft. Vollzug einer Weltanschauung. Stuttgart 31991.
⃟ Bullock, A.: H. u. Stalin. Parallele Leben. A. d. Engl. Tb.-Ausg. München 1993.
⃟ Pätzold, K. u. Weissbecker, M.: A. H. Leipzig 1995.
⃟ Fest, J. C.: H. Neuausg. Frankfurt am Main u. a. 61996.
⃟ Haffner, S.: Anmerkungen zu H. Tb.-Ausg. Frankfurt am Main 273.-280. Tsd. 1996.
⃟ Hamann, B.: H.s Wien. Lehrjahre eines Diktators. München 1996.