Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Herz
I Herz(Cor, Cardia, Kardia), Anatomie: zentrales, muskulöses Pumporgan im Blutkreislauf der Tiere und des Menschen. Das etwa faustgroße H. des Menschen liegt im Brustkorb über dem Zwerchfell und zw. den beiden Lungenflügeln. Es wiegt etwa 300 g und besteht aus zwei Hälften, die durch die H.-Scheidewand voneinander getrennt sind. Jede H.-Hälfte ist in einen muskelschwächeren oberen Abschnitt, den H.-Vorhof (Atrium), und in einen muskelstärkeren Abschnitt, die H.-Kammer (Ventrikel), unterteilt. Die H.-Ohren sind blindsackartige Seitenteile der Vorhöfe. Die bindegewebige Hülle des H., der H.-Beutel (Perikard), ist hauptsächlich mit der vorderen Brustwand und dem Zwerchfell verwachsen. Seine innere Schicht (Epikard) ist fest mit der H.-Oberfläche verwachsen. Seine äußere Schicht besteht aus straffem Bindegewebe, durch dessen Fasern der H.-Beutel auch an der Wirbelsäule, am Brustkorb und an der Luftröhre verschiebbar aufgehängt ist. Unter der inneren Schicht folgt die H.-Muskelschicht (Myokard). Sie ist zur H.-Höhle hin von der H.-Innenhaut (Endokard) bedeckt. In den rechten Vorhof münden die obere und untere Hohlvene sowie die H.-Kranzvene ein. Er nimmt das aus dem Körper kommende sauerstoffarme (venöse) Blut auf und leitet es in die rechte H.-Kammer weiter. Aus dieser entspringt die Lungenarterie, die das venöse Blut zur Lunge leitet. Von dort gelangt das Blut durch die Lungenvenen in den linken Vorhof. In der linken H.-Kammer beginnt die Aorta, durch die das Blut zu den einzelnen Körperregionen bzw. den Organen transportiert wird. Um einen Rückfluss des Blutes bei der Kontraktion der H.-Kammern (Systole) zu verhindern, verschließen dabei aus Endokardfalten gebildete, durch sehnige Faserplatten versteifte Segelklappen den Weg zu den Vorhöfen. Erschlaffen die H.-Kammern (Diastole), so verhindern halbmondförmige, aus Bindegewebshäutchen bestehende Taschenklappen in der Lungenarterie und in der Aorta ein Zurückfließen des Blutes in die Kammern. Dabei öffnen sich die Segelklappen und geben dem Blut in den Vorhöfen den Weg frei. Da die linke H.-Hälfte stärker arbeiten muss als die rechte, ist ihre Wandung dicker als die der rechten. Die Versorgung der H.-Muskulatur mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut erfolgt in einem eigenen Kreislauf über die H.-Kranzgefäße (Koronargefäße). Etwa 5-10 % des Blutstroms im Körperkreislauf werden dafür abgezweigt. Die Tätigkeit der H.-Muskulatur wird vom Erregungsleitungssystem (Herzautomatismus) gesteuert. Das H. eines erwachsenen Menschen schlägt bei leichter Tätigkeit 60- bis 70-mal in der Minute (H.-Frequenz); bei jedem H.-Schlag fördert das H. zw. 70 und 100 ml Blut je H.-Kammer. Bei rd. 75 Schlägen je Minute dauert ein H.-Schlag 0,8 Sekunden. Davon entfallen nur 0,3 Sekunden auf die eigentl. Arbeit, die Austreibung des Blutes (Systole), während die Erschlaffungsphase (Diastole) 0,5 Sekunden dauert.Kulturgeschichte: In vielen Kulturen gilt das H. als Zentrum der Lebenskraft, als Ort des Gewissens, Sitz der Seele und der Gefühle. Die Azteken opferten die H. ihrer Gefangenen, um ihre Götter zu nähren; das Wiegen der H. in der Unterwelt gehörte zu den Vorstellungen über das altägypt. Totengericht; in der grch.-röm. Antike war das H. v. a. mit dem Gefühlsleben verbunden. Als Sitz der religiös-sittl. Haltung wird es in den Hochreligionen angesehen (separate Bestattung des H.). Einen besonderen Platz nimmt die Herz-Jesu-Verehrung ein.
▣ Literatur:
Robert F. Schmidt Physiologie des Menschen, hg. v. u. G. Thews. Berlin u. a. 261995.
II Hẹrz,
Henriette, geb. de Lemos, * Berlin 5. 9. 1764, ✝ ebd. 22. 10. 1847; Freundin Schleiermachers. Ihr Salon war Treffpunkt vieler Persönlichkeiten, v. a. für die Frühromantiker, aber auch für die Brüder Humboldt, für J. G. Fichte, F. Gentz, G. Schadow und L. Börne.
▣ Literatur:
Robert F. Schmidt Physiologie des Menschen, hg. v. u. G. Thews. Berlin u. a. 261995.
II Hẹrz,
Henriette, geb. de Lemos, * Berlin 5. 9. 1764, ✝ ebd. 22. 10. 1847; Freundin Schleiermachers. Ihr Salon war Treffpunkt vieler Persönlichkeiten, v. a. für die Frühromantiker, aber auch für die Brüder Humboldt, für J. G. Fichte, F. Gentz, G. Schadow und L. Börne.