Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Herd
Herd,1) Haushaltstechnik: Gerät zum Kochen, Braten und Backen von Speisen (Koch-H., Küchen-H.) und/oder zum Heizen (Ofen); früher meist durch Holz- oder Kohlebefeuerung, heute i. d. R. mit Gas (Gaskochgeräte) oder elektrisch (Elektroherd) beheizt. Moderne H. sind eine Kombination aus getrennt installierten Kochmulden und Backöfen, die seit dem Vordringen der Einbauküchen den klass. Stand-H. vielfach ersetzen. Seit den 1970er-Jahren ist der Mikrowellenherd verbreitet. - Urspr. befand sich eine zum Kochen, Backen und Wärmen dienende H.-Stelle im Zentrum des Hauptraumes auf dem Erdboden. Im MA. wurde der H., immer noch eine offene Feuerstelle, bis auf Tischhöhe aufgemauert. Mit der Einführung des Rauchfangs rückte der H. von der Raummitte in Wandnähe. Der neuzeitl. Haushalts-H. entwickelte sich aus dem geschlossenen »Spar-H.«, der Roste zur Steinkohlenfeuerung und eine eiserne H.-Platte mit Öffnungen, in die Töpfe eingehängt werden konnten, besaß; die meisten dieser H. waren bereits mit Bratofen, Wärmeschrank und Wasserkasten ausgestattet. Um 1860 lösten transportable Metall-H. die bis dahin gemauerten H. ab. Anfang des 19. Jh. wurden erste Versuche mit Gasbeheizung unternommen, die ersten Elektro-H. kamen Ende des 19. Jh. auf. - In vielen Religionen kam dem H. im Zusammenhang mit dem als heilig geltenden Feuer besondere Bedeutung zu. So wurden bei manchen Völkern, in prähistor. Zeit auch in W-Europa, die Toten bei der H.-Stelle begraben. In der Antike diente der H. der Familie und größeren Verbänden als Kultstätte. Auch im Brauchtum spielte der H. eine Rolle: Die Braut wurde bei der Aufnahme in die Hausgemeinschaft um den H. geführt, das neugeborene Kind um den H. getragen. Das Ausschütten des H.-Feuers auf offener Straße bedeutete Vertreibung von Haus und Hof.
▣ Literatur:
P. Zec Über den H., hg. v. u. V. Orazem. Essen 1995.
2) Hüttentechnik: beim metallurg. Ofen der Teil, auf den das Einsatzgut aufgetragen wird. - Bei der Erzaufbereitung eine schwach geneigte, stoßweise bewegte Platte, auf der das mit Wasser vermengte Gut langsam fließt, sodass die wertvollen schweren Erzteilchen liegen bleiben, während die Sandkörnchen mit dem Wasser weggeschwemmt werden (H.-Aufbereitung).
3) Medizin: (Krankheits-H., Fokus) Sitz eines örtl. Krankheitsprozesses, der über die direkte Umgebung hinaus durch Toxinstreuung, Erreger- oder Antigenausbreitung Fernwirkungen im Körper auslösen kann (Herdinfektion).
Herd,1) Haushaltstechnik: Gerät zum Kochen, Braten und Backen von Speisen (Koch-H., Küchen-H.) und/oder zum Heizen (Ofen); früher meist durch Holz- oder Kohlebefeuerung, heute i. d. R. mit Gas (Gaskochgeräte) oder elektrisch (Elektroherd) beheizt. Moderne H. sind eine Kombination aus getrennt installierten Kochmulden und Backöfen, die seit dem Vordringen der Einbauküchen den klass. Stand-H. vielfach ersetzen. Seit den 1970er-Jahren ist der Mikrowellenherd verbreitet. - Urspr. befand sich eine zum Kochen, Backen und Wärmen dienende H.-Stelle im Zentrum des Hauptraumes auf dem Erdboden. Im MA. wurde der H., immer noch eine offene Feuerstelle, bis auf Tischhöhe aufgemauert. Mit der Einführung des Rauchfangs rückte der H. von der Raummitte in Wandnähe. Der neuzeitl. Haushalts-H. entwickelte sich aus dem geschlossenen »Spar-H.«, der Roste zur Steinkohlenfeuerung und eine eiserne H.-Platte mit Öffnungen, in die Töpfe eingehängt werden konnten, besaß; die meisten dieser H. waren bereits mit Bratofen, Wärmeschrank und Wasserkasten ausgestattet. Um 1860 lösten transportable Metall-H. die bis dahin gemauerten H. ab. Anfang des 19. Jh. wurden erste Versuche mit Gasbeheizung unternommen, die ersten Elektro-H. kamen Ende des 19. Jh. auf. - In vielen Religionen kam dem H. im Zusammenhang mit dem als heilig geltenden Feuer besondere Bedeutung zu. So wurden bei manchen Völkern, in prähistor. Zeit auch in W-Europa, die Toten bei der H.-Stelle begraben. In der Antike diente der H. der Familie und größeren Verbänden als Kultstätte. Auch im Brauchtum spielte der H. eine Rolle: Die Braut wurde bei der Aufnahme in die Hausgemeinschaft um den H. geführt, das neugeborene Kind um den H. getragen. Das Ausschütten des H.-Feuers auf offener Straße bedeutete Vertreibung von Haus und Hof.
▣ Literatur:
P. Zec Über den H., hg. v. u. V. Orazem. Essen 1995.
2) Hüttentechnik: beim metallurg. Ofen der Teil, auf den das Einsatzgut aufgetragen wird. - Bei der Erzaufbereitung eine schwach geneigte, stoßweise bewegte Platte, auf der das mit Wasser vermengte Gut langsam fließt, sodass die wertvollen schweren Erzteilchen liegen bleiben, während die Sandkörnchen mit dem Wasser weggeschwemmt werden (H.-Aufbereitung).
3) Medizin: (Krankheits-H., Fokus) Sitz eines örtl. Krankheitsprozesses, der über die direkte Umgebung hinaus durch Toxinstreuung, Erreger- oder Antigenausbreitung Fernwirkungen im Körper auslösen kann (Herdinfektion).