Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Heizung
Heizung,Vorrichtung oder Anlage zum Erwärmen von Räumen zur Schaffung einer physiologisch günstigen Umgebung. Eine H.-Anlage besteht im Wesentlichen aus der Wärmeerzeugungsanlage und den zur Wärmeabgabe bestimmten Teilen. Die Wärme wird entweder durch Verbrennung fossiler Brennstoffe oder durch Umwandlung von elektr. Energie erzeugt. Zur einfachsten und ältesten Form der H., der Einzel-H., gehören alle Arten von Öfen, die ihre Wärme durch Konvektion oder Strahlung abgeben. Die Öfen unterscheidet man nach Baustoffen oder nach Brennstoffen bzw. Energieart. - Der Kachelofen zählt zu den Speicheröfen. Seine Ummantelung nimmt Wärme auf und gibt sie langsam, vorwiegend durch Konvektion ab. Bei keram. oder eisernen Dauerbrandöfen für Kohle und Koks sind Füllschacht und Verbrennungsraum voneinander getrennt. Durch selbsttätige Regulierung der Luftzufuhr wird die Zimmertemperatur in beschränktem Umfang konstant gehalten. - An den Ölöfen, in denen hochwertige leichte mineral. Öle verbrannt werden, ist ein Heizöltank mit Schwimmerregelventil angebaut. Über ein Regulierventil fließt dem Verdampfungsbrenner das Heizöl zu. Das Heizöl kann aber auch vom Keller durch Pumpen den Öfen zugeführt werden. - Bei Gasöfen (Strahlungs-, Konvektionsöfen) wird das Heizgas (Stadt-, Raffinerie-, Propanerdgas) verbrannt. In Strahlungsöfen erhitzt die Gasflamme Heizflächen aus Metall oder Schamotte, die die Wärme abstrahlen. Konvektionsöfen werden als Glieder- oder v. a. als Kaminöfen gebaut; die Wärmeabgabe erfolgt über Wärmeaustauscher. - Bei elektr. Öfen wird durch elektr. Energie in einem aufgewickelten Widerstandsdraht oder einem Stab Wärme erzeugt. Man unterscheidet Strahlungsheizkörper (z. B. Wand-, Deckenstrahler) sowie Konvektionsheizkörper (z. B. Heizlüfter) mit und ohne Ventilator zur Luftumwälzung. In elektr. Speicheröfen wird, meist mit verbilligtem Nachtstrom, Wärme speicherndes Material aufgeheizt; die Wärmeabgabe kann reguliert werden (Elektrospeicherheizung). - Zur zentralen Versorgung ganzer Gebäudegruppen dient die Fernheizung. Bei der Zentral-H. werden die zu beheizenden Räume von einer meist im Keller angeordneten zentralen Feuerstelle aus mit Wärme versorgt. Als Wärmeträger dienen Warmwasser, Dampf oder Luft. Weitaus am häufigsten ist die Warmwasser-H. bei der das Wasser in einem Heizkessel durch die Verbrennung von Koks, Gas oder Öl bis etwa 90 ºC (in einer Druck-H. oder Heißwasser-H. auf 110 ºC) erwärmt wird. Als Heizkörper dienen zumeist Gliederheizkörper (Radiatoren). Nach der Art des Wasserumlaufs unterscheidet man Schwerkraft- und Pumpenheizung. Bei der Schwerkraft-H. erfolgt der Wasserkreislauf wegen der unterschiedl. Dichte zwischen erwärmtem (Vorlauf) und abgekühltem Wasser (Rücklauf). Die Pumpen-H. wird bei großen, hohen Gebäuden angewendet; hierbei wird das Wasser mit einer elektr. Pumpe umgewälzt. - Bei der Dampf-H. wird der Dampf im Niederdruckdampfkessel erzeugt und gibt seine Verdampfungswärme in den Heizkörpern ab. Das dabei niedergeschlagene Wasser (Kondensat) fällt durch eine besondere Fallleitung in den Kessel zurück. Wegen der schlechten zentralen Regelbarkeit und geringen Wärmespeicherung werden Dampf-H. nur noch im industriellen Bereich oder in Gebäuden, die nur kurzzeitig, aber schnell beheizt werden müssen (z. B. Kirchen), angewendet. - Niedertemperatur-H. verwenden Heizmittel mit Temperaturen zw. 30 und 60 ºC. Sie gehören aufgrund der verringerten Wärmeverluste zu den Energie sparenden Heizsystemen. Nur als Niedertemperatur-H. betreibbar sind die Solarheizung, bei der mittels Sonnenkollektoren die Sonnenenergie genutzt wird, und die Wärmepumpe, die die Umwelt (z. B. Luft, Wasser, Erdreich) als Wärmequelle nutzt. Zu den Niedertemperatur-H. gehört auch die Warmluft-H., bei der mehrere Räume gleichzeitig meist von einem zentral gelegenen Kachelofen über Luftkanäle beheizt werden.