Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Heine
Heine,1) Heinrich, bis 1825 Harry H., Dichter, * Düsseldorf 13. 12. 1797, ✝ Paris 17. 2. 1856; Sohn eines jüd. Tuchhändlers; nach kaufmänn. Lehrzeit Studium in Bonn, Göttingen und Berlin; 1824 Besuch bei Goethe; 1825 Abschluss seines Studiums in Göttingen und Übertritt zum Protestantismus. 1831 ging H. als Korrespondent der Augsburger »Allg. Zeitung« nach Paris, wo er mit den Saint-Simonisten sympathisierte und u. a. mit L. Börne, J. P. de Béranger, V. Hugo, H. de Balzac und G. Sand zusammentraf. Auch die Kontakte mit K. Marx (ab 1834 beteiligte er sich an dessen »Dt.-Frz. Jahrbüchern«) waren für H. polit. Entwicklung von Bedeutung. 1841 heiratete er Crescence Eugénie Mirat (»Mathilde«, * 1815, ✝ 1883). Seit 1848 war er aufgrund eines Rückenmarkleidens an seine »Matratzengruft« gefesselt; in dieser Zeit stand ihm seine Geliebte Elise Krinitz (»Mouche«, * 1830, ✝ 1897) zur Seite.H. erwarb frühen literar. Ruhm als Lyriker. Seine »Gedichte« (1822) und das »Lyr. Intermezzo« (1823) erschienen, vermehrt um den Zyklus »Die Heimkehr« und die Gedichte aus den Reiseberichten »Harzreise« und »Die Nordsee« (1827) als »Buch der Lieder«. Von der Romantik übernahm er das Volksliedhafte; das Charakteristikum seiner Lyrik besteht in der witzig-iron. Behandlung des Erlebnisses; lyr. Subjektivität bezeichnet seine nachklass. Stellung in der Übergangszeit zum Realismus. In den »Neuen Gedichten« (1844) wandte sich H. polit. Ereignissen seiner Zeit zu. In der Sammlung »Romanzero« (1851) herrscht ein pessimist. Grundton vor. Viele seiner Lieder und Balladen sind von F. Schubert und R. Schumann vertont worden. Beispielhafte realist. Gestaltungen gelangen ihm als Reiseschriftsteller; unter dem Sammeltitel »Reisebilder« erschienen 1826-31 u. a. »Harzreise«, »Ideen. Das Buch Le Grand«, »Die Bäder von Lucca«. Durch seinen witzig-pointierten, kritisch-entlarvenden und polem. Stil schuf H. eine moderne feuilletonist. Prosa. Das Verbot der Schriften des Jungen Dtl. und seiner eigenen (Bundestagsbeschluss 1835) stützte sich auf seinen Beitrag »Zur Gesch. der Religion und Philosophie in Dtl.« (»Der Salon«, Bd. 2, 1835). Mit der berühmt gewordenen Schrift »Zur Gesch. der neueren schönen Lit. in Dtl.« (2 Bde., 1833, 21836 u. d. T. »Die romant. Schule«) wollte er zw. dt. und frz. Kultur vermitteln. Für seine beißende Satire über die dt. Zustände und den zeitgenöss. polit. Utopismus (anachronist. Idee von Kaiser und Reich) wählte H. die Form des Versepos sowohl für »Deutschland. Ein Wintermärchen« (1844 in »Neue Gedichte«) wie auch für »Atta Troll. Ein Sommernachtstraum« (1847). Außerdem verfasste H. »Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski« (Essay, 1834), »Florentin. Nächte« (Essay) und »Elementargeister« (Essay, beide 1837), »Der Rabbi von Bacherach« (R.-Fragment), »Über Ludwig Börne. Eine Denkschrift« (Essay, 1840). H. war während des Nationalsozialismus als »jüdisch entartet« und »Fremdling in der dt. Dichtung« diffamiert.
Literatur:
Mende, F.: H. H. Chronik seines Lebens u. Werkes. Berlin 21981.
Hädecke, W.: H. H. München u. a. 1985.
Würffel, S. B.: H. H. München 1989.
Marcuse, L.: H. H. Reinbek 145.-148. Tsd. 1992.
Windfuhr, M.: Rätsel H. Autorprofil - Werk - Wirkung. Heidelberg 1997.
Mayer, Hans: Der Weg H. H.s. Frankfurt am Main 1998.
2) Thomas Theodor, satir. Zeichner, * Leipzig 28. 2. 1867, ✝ Stockholm 26. 1. 1948; Mitbegründer und führender Mitarbeiter des Simplicissimus; schuf hart konturierte satir. Zeichnungen, auch Jugendstilgrafik (Plakate, Buchschmuck); 1933 wegen »nicht arischerAbstammung« aus der Preuß. Akademie der Künste ausgeschlossen und Flucht nach Prag, 1942 nach Schweden (1947 schwed. Staatsbürger).
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