Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Heidegger
Heidegger,Martin, Philosoph, * Meßkirch 26. 9. 1889, ✝ Freiburg im Breisgau 26. 5. 1976; wurde 1923 Prof. in Marburg, 1928 in Freiburg im Breisgau; Schüler und Nachfolger E. Husserls. Ausgehend von S. Kierkegaards Existenzialismus und E. Husserls Phänomenologie greift H. seit seinem grundlegenden Werk »Sein und Zeit« (1927) die Frage nach dem »Sein« (später von H. auch »Seyn« genannt) auf, das vom Seienden geschieden werden müsse (ontolog. Differenz). Zu H.s Philosophie gehört unabtrennbar eine ontolog. Sprachdeutung und stark reflektierte neue Terminologie. Als Seinsweisen der menschl. Existenz (»Existenzialien«) stellt H. »Befindlichkeit« (»Geworfenheit«), »Verstehen« (»Entwurf«), »Rede«, »Verfallen«, »Sein zum Tode«, »Gewissen« und »Geschichtlichkeit« heraus. Die Grundverfassung des (menschl.) Daseins fasst er als »In-der-Welt-Sein«, sein konkretes Sein als »Angst« und »Sorge«, seinen tiefsten ontolog. Sinn als »Zeitlichkeit«.
Die bisherige Philosophie (oder: Metaphysik) von Platon an gilt H. als Verstellung des Seins durch ausschließl. Thematisierung des Seienden; sie führt zu den modernen Wiss. und der Technik, in denen sich der Versuch einer Weltbemächtigung manifestiert. Ein ursprünglicheres Verständnis von Sein klingt dagegen in der vorsokrat. Philosophie an (Sein als »Anwesenheit«, mit Zeit in Verbindung stehend); dieses wird von H. weitergeführt, und neue Denkwege münden in eine andere Form von Verbindlichkeit des Wissens und Handelns. H. hat weit über den philosoph. Bereich (so u. a. auf J.-P. Sartre) hinaus gewirkt, bes. auf Theologie (R. Bultmann), Psychologie (L. Binswanger, E. Fromm, E. Drewermann), Literatur und Kunst.
Weitere Werke: Vom Wesen des Grundes (1929); Was ist Metaphysik? (1929); Vom Wesen der Wahrheit (1943); Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung (1944); Über den Humanismus (1949); Holzwege (1950); Zur Seinsfrage (1956); Identität und Differenz (1957); Unterwegs zur Sprache (1959); Nietzsche, 2 Bde. (1961); Die Technik und die Kehre (1962); Wegmarken (1967); Zur Sache des Denkens (1969).
Literatur:
Steiner, G.: M. H. Eine Einführung. A. d. Engl. München u. a. 1989.
Biemel, W.: M. H. Reinbek 131996.
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