Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Hanse
Hanse[mhd., von ahd. hansa »Kriegerschar, Gefolge«], im MA. Bez. für Gemeinschaften von Kaufleuten im Ausland zu gemeinsamer Vertretung von Handelsbelangen sowie zu gegenseitigem Schutz.
Die Ursprünge liegen in der Privilegierung dt. Kaufmannsgenossenschaften im Ausland. Im Zuge der dt. Ostsiedlung verlagerte sich das Gewicht der H. zunehmend in den Ostseeraum (2. Hälfte des 12. Jh. H.-Kontore in Nowgorod und Smolensk). Unter der Leitung Lübecks formierte sich ein (erst seit 1356 förml.) Bündnis der westfäl., sächs., wend., pommerschen und preuß. Städte (H.-Quartiere). In der Folgezeit wurde die H. immer wieder in Kämpfe mit den skandinav. Herrschern verwickelt. Zur Zeit der größten Blüte, die mit dem Frieden von Stralsund (1370; Sieg über Waldemar IV. von Dänemark) begann, gehörten alle bed. Städte nördlich der Linie Köln-Dortmund-Göttingen-Halle-Breslau-Thorn-Dünaburg-Dorpat der H. an. Im Vordergrund standen wirtsch. Ziele; eine polit. Zielsetzung (wie die süddt. Städtebünde) besaß die H. nicht. Mit der Schließung des hans. Kontors von Nowgorod (1494) setzte der Niedergang der H. ein. 1598 wurde das Londoner Kontor (»Stalhof«) geschlossen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzten Lübeck, Hamburg und Bremen die hans. Tradition fort (letzter H.-Tag 1669).
Organisation: Zum Kern der H. zählten 70 (vorwiegend dt.) Städte, weitere 130 Städte, auch außerhalb des Reichs, waren locker an sie gebunden. Leitendes Organ waren die H.-Tage als Hauptversammlungen der Mitglieder. Unterste Stufe der hans. Organisation war i. d. R. der Rat der jeweiligen H.-Stadt.
Literatur:
Dollinger, P.: Die H. A. d. Frz. Stuttgart 41989.
Ziegler, U.: Die H. Aufstieg, Blütezeit u. Niedergang der ersten europ. Wirtschaftsgemeinschaft. Bern 1994.
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