Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Hanf
Hanf(Cannabis), Gattung der H.-Gewächse mit der einzigen Art Gewöhnlicher H. (Cannabis sativa). Beheimatet ist der H. in Indien, in Iran und Afghanistan. Die bis 3,5 m hohen einjährigen Pflanzen sind zweihäusig und besitzen handförmig gefiederte Blätter. Bei den weibl. Blütenständen sitzen v. a. an den Tragblättern der Blüten Drüsen, die ein Harz, das Haschisch, ausscheiden. Die harzverklebten, getrockneten Pflanzenteile (v. a. die Blütenstände) liefern das Marihuana. Eine aus Asien stammende Kulturform des Gewöhnl. H. ist der Faser-H. (Kultur-H., Cannabis sativa ssp. sativa), angebaut in Asien, Europa, N-Afrika, Nordamerika, Chile und Australien. Er wird bei weitem Pflanzenabstand bis 3 m hoch und grobfaserig (Riesen-H., Schließ-H., Seiler-H. ), bei dichter Aussaat niedrig und feinfaserig (Spinn-H.). Die Stängelfaser (Bastfaser, Weich-H. ) des H. dient zur Herstellung von Nähgarnen (H.-Garn), Bindfäden, Schnüren und Seilen sowie von Segeltuch, Gurten, Matten und Teppichen. Sie besteht aus zu Bündeln vereinigten Einzelfasern. Fasern aus männl. und weibl. Pflanzen unterscheiden sich voneinander durch ihre Feinheit. Die Fasern werden durch Schwingen und Hecheln gewonnen. Die H.-Faser ist weißlich, grünlich oder gelblich, je heller, desto besser die Fasereigenschaften. Die H.-Samen (nüsschenartige Früchte, auch als Vogelfutter verwendet) liefern ein grünl. Öl, das u. a. zur Seifenherstellung verwendet wird.
Der landwirtschaftl. H.-Anbau, 1982 aus betäubungsmittelrechtl. Gründen verboten, ist seit 1996 in Dtl. wieder erlaubt. Die jetzt zugelassenen H.-Sorten dürfen jedoch nur max. 0,3% des Rauschgifts Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten. Seit längerem wird die Verwendung von H. als nachwachsender Rohstoff diskutiert.
Geschichtliches: Schon um 2800 v. Chr. soll der H. zur Anfertigung von Kleidern und Seilen angebaut worden sein. Die Griechen lernten H. erst nach dem 5. Jh. v. Chr. kennen und gaben ihn unter dem Namen »kannabis« an die Römer weiter. Spätestens im 5. Jh. v. Chr. war H. den Germanen, im 3. Jh. v. Chr. auch den Galliern im Rhônetal bekannt.
Literatur:
Behr, H.-G.: Von H. ist die Rede. Kultur u. Politik einer Droge. Neuausg. Frankfurt am Main 31995.
H. & Co. Die Renaissance der heim. Faserpflanzen, hg. v. F. Waskow. Göttingen 21996.
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