Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Habsburger
Habsburger,europ. Dynastie, seit Mitte des 10. Jh. am Oberrhein als schwäb. Dynastengeschlecht nachweisbar, das sich nach der Habsburg benannte. Der Aufstieg der im Elsass, am Oberrhein und zw. Aare und Reuss begüterten H. begann mit der Wahl Rudolfs I. 1273 zum Röm. König und mit der Belehnung seiner Söhne Albrecht I. und Rudolf II. 1282 mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark. Mit dem Erwerb von Kärnten und Krain (1335), Tirol (1363), Freiburg im Breisgau (1368), Triest (1383) und Görz (1500) wurden die Voraussetzungen für die Hausmacht der H. geschaffen; seit dem 15. Jh. wurde dafür die Bez. Haus Österreich (Casa d'Austria) gültig. Im 14. und 15. Jh. gingen die althabsburg. schweizer. Besitzungen verloren; 1379 teilten sich die H. in eine Albertin. Linie (Nieder- und Oberösterreich) und eine Leopoldin. Linie (Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol), die sich 1411 in den jüngeren steier. und Tiroler Zweig teilte. Seit Albrecht II. (1438/39) Röm. Könige, gewannen die H. mit Friedrich III. (1440-93) 1452 die Krone des Hl. Röm. Reiches, dessen Träger sie (außer 1742-45) bis 1806 blieben. Friedrichs Sohn, Maximilian I., konnte den gesamthabsburg. Besitz wieder vereinigen. Durch seine dynast. Heiratspolitik, bes. durch das herzogliche burgund. Erbe, den Anfall des span. Königreichs und den Erwerb der Wenzels- und der Stephanskrone (1526), vollzog sich der Aufstieg der H. zur europ. Großmacht (Bella gerant alii, tu, felix Austria nube!). Nach der Trennung der span. und der dt. Linie nach dem Tod Karls V. (1556) bestimmte die span. Linie mit Philipp II. den Höhepunkt der Macht des Hauses; der dt. Linie gelang (bei neuen dynast. Teilungen 1564-1619) erst seit 1683 die österr. Großmachtbildung. Trotz der zahlr. Verwandtenehen zw. beiden Linien konnten die H. nach dem Erlöschen der span. Linie (1700) nur die europ. Nebenländer des span. Erbes gewinnen (Spanischer Erbfolgekrieg). Nachdem die Dynastie mit dem Tod Karls VI. (1740) im Mannesstamm erloschen war, entstand durch die Ehe seiner Tochter Maria Theresia mit dem lothring. Herzog, dem späteren Röm. Kaiser Franz I. Stephan, die als Habsburg-Lothringer (genealogisch Lothringer) bezeichnete, im 19. und 20. Jh. weit verzweigte Dynastie. 1804 errichtete Franz II. (I.) das österr. Kaisertum, das mit dem Thronverzicht Karls I. 1918 endete.
Literatur:
Wandruszka, A.: Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer europ. Dynastie. Wien u. a. 71989.
Die H. Ein biograph. Lexikon, hg. v. B. Hamann. München 41993.
Krieger, K.-F.: Die H. im Mittelalter von Rudolf I. bis Friedrich III. Stuttgart u. a. 1994.
Bérenger, J.: Die Geschichte des Habsburgerreiches 1273 bis 1918. A. d. Frz. Wien u. a. 1995.
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