Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
griechische Sprache
griechische Sprache,eine der ältestbezeugten indogerman. Sprachen; umfasst v. a. das im klass. Altertum bis zum 5. Jh. n. Chr. gesprochene »Altgriechisch«, das sich in der Sprache der byzantin. Zeit (»Mittelgriechisch«) und im Neugriechischen (seit dem 15. Jh.; neugriechische Sprache) fortsetzt. Das Griechische ist durch literar. Überlieferung seit Homer bekannt. Erheblich älter sind Archivaufzeichnungen in Silbenschrift, die hauptsächlich in den Palästen von Knossos auf Kreta und von Pylos in der Peloponnes gefunden und 1952 von M. Ventris entziffert wurden. Das ältere grch. Sprachgebiet gliedert sich in versch. Dialektgebiete: 1. den ionisch-att. Zweig mit dem ion. Dialekt an der kleinasiat. Westküste, auf den Kykladen und Euböa sowie dem attischen in Athen, das sich gegen die anderen Dialekte durchsetzte; 2. die äol. Dialekte (Kleinasiatisch-Äolisch, Thessalisch, Böotisch); 3. den arkadisch-kypr. Zweig mit dem Arkadischen in der Zentralpeloponnes und dem in der kypr. Silbenschrift geschriebenen Kyprischen auf Zypern; 4. das Westgriechische mit dem Nordwestgriechischen sowie dem Dorischen, bes. als Sprache von Sparta, der Insel Kreta sowie der Kolonien auf Sizilien und in Süditalien.
Die Kluft zw. den einzelnen Dialekten wurde erst während des Hellenismus und der röm. Zeit durch die auf der Grundlage des att. Dialekts gebildete einheitl. Schrift und Umgangssprache, die Koine, überwunden. Sie wurde, zunächst Kanzleisprache der Makedonenkönige, zur Weltsprache, behielt diese Rolle auch im Röm. Reich und war in dessen östl. Hälfte die allg. Verkehrssprache, die auch für die Verbreitung des Christentums - die Schriften des N. T. sind in Koine geschrieben - von Bedeutung war. - Die wesentlichsten Charakteristika der g. S. sind ihr Archaismus im Vokalbestand (in dem der gemeinindogerman. Zustand zunächst fast unverändert erhalten ist), die Vereinfachung des alten Kasussystems (fünf statt acht Kasus), die Bewahrung altertüml. Kategorien wie Dual, Medium, Aorist und Optativ sowie die Satzverbindung durch eine Vielzahl von Partikeln. Im Wort- und Namensschatz finden sich neben geograph. Namen zahlr. Appellativa, die die Griechen aus den Sprachen der vorgrch. Bev. des ägäischen Raumes übernommen haben.
Literatur:
Palmer, L. R.: Die g. S. Grundzüge der Sprachgeschichte u. der historisch-vergleichenden Grammatik. A. d. Engl. Innsbruck 1986.
Fink, G.: Die g. S. Eine Einführung u. eine kurze Grammatik des Griechischen. München u. a. 21992.
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