Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
griechische Religion und Mythologie.
griechische Religion und Mythologie.Die grch. Religion hat ihren Ursprung in der 2. Hälfte des 2. Jt. bei den Ioniern und Achaier-Äoliern, die sich nach der Einwanderung aus dem N zu Beginn des 2. Jt. mit der mediterranen Urbevölkerung vermischt hatten.
Der Kult der auf Kreta und dem Festland bereits in vorindogerman. Zeit verehrten göttl. Wesen lebte bis weit in die histor. Zeit fort. Der Kult des Herdes geht auf die Griechen zurück (Hestia), und auch Zeus wurde von den Griechen schon vor ihrer Einwanderung verehrt. Aus diesen Grundelementen entstand in Auseinandersetzung und Aneignung von Zügen der minoischen Religion die Religion der myken. Zeit. So ist Athene wahrscheinlich aus der Verschmelzung einer minoischen Palastgöttin mit der krieger. Schutzgöttin der myken. Herren hervorgegangen.
Die Hauptschöpfung der frühen myken. Religion sieht man im patriarchal. Götterstaat, für den sicher die polit. Verhältnisse jener Zeit Vorbild waren. Daneben blühte der Toten- und Ahnenkult, aus dem sich der Heroenkult entwickelte. Damals wurde der Grundstock der grch. Mythologie geschaffen, der Erzählungen von den Göttern und Heroen, die die grch. Schriftsteller später künstlerisch frei gestalteten. Hesiod hat in der »Theogonie« den Schöpfungsmythos und die Göttergenealogie festgehalten: Uranos (Himmel) und Gaia (Erde) als Eltern der 12 Titanen; zu diesen gehören Kronos und Rhea, die Eltern des Zeus und der Hera, des Poseidon und des Hades, der Demeter und der Hestia. Kinder des Zeus sind Athene, Apoll, Artemis, Hermes, Ares und Dionysos, nach Homer auch Aphrodite und Hephaistos. Herrscher über Himmel und Erde ist Zeus, über das Meer Poseidon, über die Unterwelt Hades. Von den Göttern stammen die Heroen ab (Herakles, Theseus), um die sich besondere Sagenkreise bildeten. In »Ilias« und »Odyssee«, in den »Homer. Hymnen« und in den Werken der att. Tragiker sind diese Sagenkreise überliefert.Die Religion in der Blütezeit der grch. Kultur war wesentlich Kult und Religion des Stadtstaates. Sie kannte weder ein festes Dogma noch Glaubenssätze oder eth. Lehren; nur vor der Hybris warnte sie, die in dem überhebl. Wahn bestehe, sich den Göttern gleich zu dünken. Solche Frevler bestrafe die Gottheit (Nemesis). Wie es keinen einheitl., festen Gottesbegriff gab, so waren auch die einzelnen Götter in ihrem Wesen äußerst verschieden. Sie wurden konsequent anthropomorph in Gestalt und Verhalten gesehen, galten jedoch als die »Unsterblichen«, »Seligen«, »Stärkeren«, die in ihren Bereichen in die Geschicke der Menschen eingriffen. Die Natur wurde gedacht als belebt von zahlr. göttl. und halbgöttl. Wesen (Nymphen, Satyrn).
In ihrer Struktur war die grch. Religion eine Volksreligion, die primär nicht von Einzelnen, sondern von Gemeinschaften praktiziert wurde. In jeder Stadt wurden viele Götter und Heroen mit jeweils anderen Kulten und Festen verehrt. Es gab keinen einheitl., organisierten Priesterstand. Neben den großen Göttern, die lokal besondere Kultbeinamen erhalten hatten, standen die Lokalgötter und Landesheroen; von diesen hatte nur Herakles überall in Griechenland seinen Kult. In dieser Vielgestaltigkeit gab es auch Ansätze zu einer Vereinheitlichung. So wirkte schon das homer. Epos stark auf die Vorstellung, die man von den großen Göttern hatte; das Orakel des Apoll in Delphi galt als höchste Instanz in religiösen Fragen; die großen Festspiele zu Ehren der Götter in Delphi, Olympia, Nemea und am Isthmus von Korinth versammelten Teilnehmer aus ganz Griechenland. V. a. aber waren es die Mysterien, deren Einfluss die Grenzen des Stadtstaats überschritt: Die Mysterien der Demeter, deren Hauptsitz in Eleusis war, die Mysterien des Dionysos und die Orphik gewannen vom 6. Jh. v. Chr. an bis zur hellenist. Zeit eine große Zahl von Anhängern.Wie jede polytheist. Religion war auch die grch. Religion aufnahmebereit gegenüber fremden Gottheiten. In der Blütezeit nahmen die Griechen aus Kleinasien Kybele (die Große Mutter) und Adonis sowie Sabazios, aus Ägypten Ammon, aus Thrakien Bendis, aus Samothrake die Kabiren auf. Als die Stadtstaaten in den Diadochenreichen aufgingen, verstärkte sich der Einfluss des Orients, und nach der Einverleibung Griechenlands ins Röm. Reich wurden aus Ägypten Sarapis, Isis, Osiris, Anubis, Horus u. a. übernommen, aus Phrygien zum zweiten Mal, jetzt mit stärkerer Erhaltung der oriental. Züge, Kybele und der mit ihr verbundene Attis, syr. Gottheiten, wie Jupiter Dolichenus, die Dea Syria (Atargatis) und Sol Invictus, v. a. auch der iran. Mithras. Astrologie und Gestirnkult fanden weite Verbreitung. Die g. R. u. M. ihrerseits beeinflusste die Göttervorstellungen der Römer, die ihr Pantheon dem grch. anglichen.
▣ Literatur:
Simon, E.: Die Götter der Griechen. München 31985.
⃟ Hunger, H.: Lexikon der grch. u. röm. Mythologie. Wien 81988.
⃟ Bruit Zaidman, L. u. Schmitt Pantel, P.: Die Religion der Griechen. A. d. Frz. München 1994.
⃟ Kerényi, K.: Die Mythologie der Griechen, 2 Bde. Neuausg. München 122.-153. Tsd. 1994.
⃟ Muth, R.: Einführung in die grch. u. röm. Religion. Darmstadt 21997.
Der Kult der auf Kreta und dem Festland bereits in vorindogerman. Zeit verehrten göttl. Wesen lebte bis weit in die histor. Zeit fort. Der Kult des Herdes geht auf die Griechen zurück (Hestia), und auch Zeus wurde von den Griechen schon vor ihrer Einwanderung verehrt. Aus diesen Grundelementen entstand in Auseinandersetzung und Aneignung von Zügen der minoischen Religion die Religion der myken. Zeit. So ist Athene wahrscheinlich aus der Verschmelzung einer minoischen Palastgöttin mit der krieger. Schutzgöttin der myken. Herren hervorgegangen.
Die Hauptschöpfung der frühen myken. Religion sieht man im patriarchal. Götterstaat, für den sicher die polit. Verhältnisse jener Zeit Vorbild waren. Daneben blühte der Toten- und Ahnenkult, aus dem sich der Heroenkult entwickelte. Damals wurde der Grundstock der grch. Mythologie geschaffen, der Erzählungen von den Göttern und Heroen, die die grch. Schriftsteller später künstlerisch frei gestalteten. Hesiod hat in der »Theogonie« den Schöpfungsmythos und die Göttergenealogie festgehalten: Uranos (Himmel) und Gaia (Erde) als Eltern der 12 Titanen; zu diesen gehören Kronos und Rhea, die Eltern des Zeus und der Hera, des Poseidon und des Hades, der Demeter und der Hestia. Kinder des Zeus sind Athene, Apoll, Artemis, Hermes, Ares und Dionysos, nach Homer auch Aphrodite und Hephaistos. Herrscher über Himmel und Erde ist Zeus, über das Meer Poseidon, über die Unterwelt Hades. Von den Göttern stammen die Heroen ab (Herakles, Theseus), um die sich besondere Sagenkreise bildeten. In »Ilias« und »Odyssee«, in den »Homer. Hymnen« und in den Werken der att. Tragiker sind diese Sagenkreise überliefert.Die Religion in der Blütezeit der grch. Kultur war wesentlich Kult und Religion des Stadtstaates. Sie kannte weder ein festes Dogma noch Glaubenssätze oder eth. Lehren; nur vor der Hybris warnte sie, die in dem überhebl. Wahn bestehe, sich den Göttern gleich zu dünken. Solche Frevler bestrafe die Gottheit (Nemesis). Wie es keinen einheitl., festen Gottesbegriff gab, so waren auch die einzelnen Götter in ihrem Wesen äußerst verschieden. Sie wurden konsequent anthropomorph in Gestalt und Verhalten gesehen, galten jedoch als die »Unsterblichen«, »Seligen«, »Stärkeren«, die in ihren Bereichen in die Geschicke der Menschen eingriffen. Die Natur wurde gedacht als belebt von zahlr. göttl. und halbgöttl. Wesen (Nymphen, Satyrn).
In ihrer Struktur war die grch. Religion eine Volksreligion, die primär nicht von Einzelnen, sondern von Gemeinschaften praktiziert wurde. In jeder Stadt wurden viele Götter und Heroen mit jeweils anderen Kulten und Festen verehrt. Es gab keinen einheitl., organisierten Priesterstand. Neben den großen Göttern, die lokal besondere Kultbeinamen erhalten hatten, standen die Lokalgötter und Landesheroen; von diesen hatte nur Herakles überall in Griechenland seinen Kult. In dieser Vielgestaltigkeit gab es auch Ansätze zu einer Vereinheitlichung. So wirkte schon das homer. Epos stark auf die Vorstellung, die man von den großen Göttern hatte; das Orakel des Apoll in Delphi galt als höchste Instanz in religiösen Fragen; die großen Festspiele zu Ehren der Götter in Delphi, Olympia, Nemea und am Isthmus von Korinth versammelten Teilnehmer aus ganz Griechenland. V. a. aber waren es die Mysterien, deren Einfluss die Grenzen des Stadtstaats überschritt: Die Mysterien der Demeter, deren Hauptsitz in Eleusis war, die Mysterien des Dionysos und die Orphik gewannen vom 6. Jh. v. Chr. an bis zur hellenist. Zeit eine große Zahl von Anhängern.Wie jede polytheist. Religion war auch die grch. Religion aufnahmebereit gegenüber fremden Gottheiten. In der Blütezeit nahmen die Griechen aus Kleinasien Kybele (die Große Mutter) und Adonis sowie Sabazios, aus Ägypten Ammon, aus Thrakien Bendis, aus Samothrake die Kabiren auf. Als die Stadtstaaten in den Diadochenreichen aufgingen, verstärkte sich der Einfluss des Orients, und nach der Einverleibung Griechenlands ins Röm. Reich wurden aus Ägypten Sarapis, Isis, Osiris, Anubis, Horus u. a. übernommen, aus Phrygien zum zweiten Mal, jetzt mit stärkerer Erhaltung der oriental. Züge, Kybele und der mit ihr verbundene Attis, syr. Gottheiten, wie Jupiter Dolichenus, die Dea Syria (Atargatis) und Sol Invictus, v. a. auch der iran. Mithras. Astrologie und Gestirnkult fanden weite Verbreitung. Die g. R. u. M. ihrerseits beeinflusste die Göttervorstellungen der Römer, die ihr Pantheon dem grch. anglichen.
▣ Literatur:
Simon, E.: Die Götter der Griechen. München 31985.
⃟ Hunger, H.: Lexikon der grch. u. röm. Mythologie. Wien 81988.
⃟ Bruit Zaidman, L. u. Schmitt Pantel, P.: Die Religion der Griechen. A. d. Frz. München 1994.
⃟ Kerényi, K.: Die Mythologie der Griechen, 2 Bde. Neuausg. München 122.-153. Tsd. 1994.
⃟ Muth, R.: Einführung in die grch. u. röm. Religion. Darmstadt 21997.