Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
griechische Philosophie.
griechische Philosophie.Als Begründer der g. P. und damit der Philosophie in ihrer europ.-abendländ. Gestalt gelten die Vorsokratiker, die das zuvor herrschende religiös-myth. Denken ablösten. Thales von Milet begründete die ion. Schule und Tradition, zu der Anaximander, Anaximenes und im Weiteren Leukipp und Demokrit als Vertreter der ion. Naturphilosophie zählen. Ihr stand die von Pythagoras begr. italien. Schule und Tradition gegenüber mit den Vertretern der eleat. Philosophie, v. a. Xenophanes, Parmenides, Zenon von Elea. Beide Richtungen fragten nach den Urgründen, Prinzipien und Elementen des Seins, nach dem Verhältnis von Werden und Sein und der Beziehung zwischen Einheit und Vielheit. Die ion. Schule erklärte die Vielheit der Dinge aus einem metaphys. Urgrund (Arche). Für Pythagoras waren die Zahlen und ihre Ordnung die Grundform allen Seins. Parmenides lehrte, dass das einheitl., unveränderl. und durch Vernunft (Logos) erkennbare Sein die wahre Wirklichkeit bilde. Heraklit, Anaxagoras und Empedokles verbanden die für die ion. Tradition charakterist. naturphilosoph. Elemente mit abstrakten Seinsprinzipien. Heraklit verstand dabei das ewige Werden, geregelt durch den Logos, das Weltgesetz, als das Wesen der Gegensatzeinheit der Wirklichkeit, Anaxagoras führte die Welt auf den erkennenden und ordnenden Geist als erstes bewegendes Prinzip zurück, Empedokles dagegen alles Geschehen auf die durch Liebe bzw. Streit verursachte Zusammensetzung bzw. Trennung der Elemente Feuer, Luft, Wasser und Erde. Im thrak. Abdera entwickelten Leukipp und Demokrit die Seinslehre der Eleaten zur Atomistik fort. Im 5. Jh. v. Chr. entstand als Bildungsbewegung die Sophistik, u. a. mit Gorgias, Protagoras, Hippias von Elis und Prodikos von Keos als ihren Repräsentanten. Dem erkenntnistheoret. Skeptizismus und Relativismus der Sophisten trat die att. Philosophie (v. a. Sokrates, Platon und Aristoteles) entgegen. Sokrates wurde zum Begründer der prakt. Philosophie. Platon und Aristoteles stellten prakt. Philosophie erstmals in den Rahmen systemat. Darstellungen. Die theoret. Philosophie gründete Platon auf den Begriff der Idee, die sich zum einzelnen Ding wie ein Urbild zum Abbild verhalte; er vertrat eine ontolog. Trennung des Reiches der Ideen von der raum-zeitl. Welt. Aristoteles, gegen Platons Ideenlehre gerichtet, betonte demgegenüber die Bedeutung der konkret existierenden Einzelsubstanz; er konzipierte Theorie und Modell einer zukünftigen strengen, durch Beweisverfahren abgesicherten Wiss. und begründete mit der Syllogistik die Logik i. e. S. als formale Logik. Mit der sokrat., platon. bzw. aristotel. Philosophie verbunden sind die Megarische Schule, die Kyniker, Kyrenaiker, die Akademie und der Peripatos. Die hellenist. Philosophie war geprägt durch religiös-kulturellen Synkretismus, Übernahme von Elementen der Mysterienreligionen, kosmopolit. Ideen und Spezialisierung der philosophisch-wiss. Forschung (Höhepunkt der grch. Mathematik, Naturwiss., insbesondere der Astronomie). Das Schicksal der g. P. nach Platon und Aristoteles war durch den Primat der prakt. Philosophie bestimmt, so in der um 306 v. Chr. von Epikur begründeten Schule des Epikureismus, in der von Zenon von Kition begründeten Stoa und in der Skepsis (Pyrrhon von Elis ). Dagegen nahm die theoret. Philosophie in der Akademie bei Speusippos und Xenokrates, später im Neupythagoreismus und im Neuplatonismus (z. B. bei Plotin und Porphyrios) spekulative Züge an; andererseits wandte sie sich bei Euklid, Aristarchos, Eratosthenes von Kyrene, Archimedes v. a. einzelwiss. Fragestellungen zu. Die g. P. der Antike endete kalendarisch mit der Schließung der Akademie (529 n. Chr.). Die Apologeten, die das Christentum mit philosoph. Fragestellungen konfrontierten, schlossen an das stoische, epikureische, skept. und v. a. neuplaton. Denken an.
Literatur:
Zeller, E.: Grundriß der Geschichte der neueren g. P. Neuausg. Essen 1984.
Die Philosophie der Antike, hg. v. W. Röd u. a., 3 Bde. München 21988-95.
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