Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
griechische Musik.
griechische Musik.Die g. M. des Altertums ist fast nur aus Abhandlungen antiker Schriftsteller und Philosophen sowie aus bildl. Darstellungen bekannt. Danach bestand zunächst eine untrennbare Einheit von Vers und Gesang, zu der in der Frühzeit (bis etwa Ende des 5. Jh. v. Chr.) auch Rezitation und Tanz traten. Die Chöre der grch. Tragödie sind weitgehend vom Tanz her zu verstehen. Frühestes Begleitinstrument ist die Leier. Meist viersaitig dargestellt und im Zusammenhang mit Reigentänzen bezeugt, diente sie auch dem Epossänger zur Begleitung. Die Lyra kam im 7. Jh. auf. Terpandros, der die Zahl der Saiten auf sieben vermehrte, schuf als Erster kitharod. Nomoi, d. h. mehrteilige, auf der Kithara begleitete Sologesänge. »Nomos« bezeichnet eine Weise, deren Melodieverlauf nur umrisshaft feststand und Gelegenheit zu variierender Ausführung bot. Weitere gebräuchl. Musikinstrumente waren Aulos, Phorminx, Salpinx und Syrinx. Auf der innigen Verbindung von Wort und Ton beruhte die umfassende Bedeutung, die der Musik im grch. Geistesleben zukam. Nach der musikal. Ethoslehre, deren Hauptmeister Platon und Aristoteles sind, löst die Musik mit ihren versch. Ausdrucksformen, namentlich den Tonarten, bestimmte sittl. Wirkungen aus. So galt die Musik als eines der wichtigsten Mittel in der Erziehung des Einzelnen und im Rahmen der staatl. Gemeinschaft.Für Pythagoras gehörten Musik und Zahl zusammen. Die eigentl. Musiktheorie beginnt im 4. Jh. v. Chr.; ihre Fragestellungen haben die mittelalterl. Musiktheorie des Abendlands nachhaltig beeinflusst. Überliefert sind u. a. Schriften von Aristoxenos von Tarent (über Harmonik und Rhythmik), Euklid, Ptolemaios, Aristides Quintilianus. - Der Rhythmus der g. M. beruhte nicht auf betonten und unbetonten Silben, sondern auf Länge und Kürze der Silben.
Die Tonordnung basiert auf der Viertongruppe, dem Tetrachord. Aus zwei gleich gebauten Tetrachorden entstehen die Tonleitern oder Oktavausschnitte. Die Haupttonarten des diaton. Tetrachords sind die dorische: e1 d1 c1 h a g f e; die phrygische: d1 c1 h a g f e d; die lydische: c1 h a g f e d c. Durch die Verschiebung der Oktavausschnitte um ein Tetrachord nach oben oder unten werden zu jeder Haupttonart noch zwei Nebentonarten gebildet: hyperdorisch und hypodorisch usw. Die sich hieraus ergebenden Oktavgattungen können auch transponiert werden. Neben dem diaton. gab es noch das chromat. Tongeschlecht, das das Tetrachord in eine übermäßige Sekunde und zwei Halbtöne gliederte, und das enharmon. mit großer Terz und zwei Vierteltönen. Die Notenschrift war eine Buchstabentonschrift (Vokalform mit ion., Instrumentalform mit altdor. Zeichen), für deren Entzifferung die Erklärungen des Alypios (3.-4. Jh. n. Chr.) entscheidend sind. Etwa 40 Melodiefragmente blieben erhalten in Steininschriften (2 Apollonhymnen in Delphi von 138/128 v. Chr., ein Lied auf der Grabsäule des Seikilos aus dem 1. Jh. v. Chr.), in Papyri (Teile von Instrumentalkompositionen und Tragödien) und in Handschriften aus dem 13.-16. Jh. (Hymnen an die Muse, an Helios und an Nemesis von Mesomedes aus dem 2. Jh. n. Chr.). Über die neuzeitl. g. M. neugriechische Musik.
Literatur:
Neubecker, A. J.: Altgrch. Musik. Eine Einführung. Darmstadt 21994.
Die Musik des Altertums, hg. v. A. Riethmüller u. F. Zaminer. Sonderausg. Laaber 1996.
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