Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
gotische Schrift
gotische Schrift,Sammelbez. für versch. Schriften: 1) Die erste g. S. wurde für die Bibelübersetzung des westgot. Bischofs Wulfila auf der Grundlage v. a. der grch. Unziale gebildet. Sie ist im Codex argenteus erhalten. 2) Vom Ende des 7. bis Ende des 11. Jh. wurde im christl. Spanien die westgot. Schrift gebraucht (ihre Anfänge fallen noch in die Zeit des 711 vernichteten Westgotenreiches), eine Form der lat. Minuskel mit engen Buchstaben. 3) Seit dem 12. Jh. wurde aus der karoling. Minuskel eine Schrift mit spitzbogigem Duktus, die got. Minuskel, gebildet, die in der strengen Form der Textura als Prunkschrift des 14./15. Jh. sowie für liturg. Texte (deshalb auch Missalschrift) verwendet wurde. Die gleichzeitig entwickelte Notula diente als Gebrauchsschrift. Verschmelzungen zw. Buchschrift und Kursive sind die got. Buchkursiven oder die Bastarda (Bastardschriften). In Italien nahmen die Gotico-Antiqua und die Rotunda abgerundete Formen an. - Die ältesten Drucktypen zeigen Formen der Textura. Auf der Grundlage der Bastarda entwickelten sich auch die Druckschriften Schwabacher und Fraktur.
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