Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
germanische Religion und Mythologie.
germanische Religion und Mythologie.Zeugnisse für die Religion und Mythologie erstrecken sich im weitesten Sinne über einen Zeitraum von mehr als 2 000 Jahren: Die ältesten sind bronzezeitl. Felsritzungen in der schwed. Landschaft Bohuslän und der Sonnenwagen von Trundholm, ein Kultwagen (um 14./13. Jh. v. Chr.). - Älteste schriftl. Quellen über die german. Götterverehrung lieferte Tacitus, allerdings unter röm. Namen; so nennt er statt Tyr Mars, statt Donar Herkules. Die frühe Christianisierung im röm. Einflussbereich (bis 400) verschüttete die alte Religion, ausführl. Zeugnisse gibt es dagegen aus dem Bereich der nordgerman. Sprachen, der erst Jh. später christianisiert wurde, sie sind in den verschiedenen Fassungen der Edda und der Sagas überliefert. Die nordgerman. Mythologie kennt zwei Göttergeschlechter, die Vanen und die jüngeren Asen. Zu den Vanen gehören Freyr und Freyja, die der Fruchtbarkeit verbunden sind, zu den Asen der Herr des Kampfes Wotan (altnord. Odin), der Kämpfer gegen das Böse Donar (altnord. Thor), die Muttergöttin Frija (altnord. Frigg) und ihr Sohn Baldr, der Lichtgott; dämon. Züge trägt Loki. Neben dieser Götterwelt kannte die german. Mythologie viele Naturgeister und Dämonen (Elfen). - Nach der german. Kosmologie der Edda entstanden zuerst die Götter aus den Gegensätzen Licht - Dunkelheit, Wärme - Kälte. Sie erschufen den Urriesen Ymir, aus dessen Körperteilen die geordnete Welt entsteht und deren Zentrum die Weltesche Yggdrasil ist. Die Welt ist dreigeteilt: Im Himmel (Asgard) wohnen die Götter, in der Mitte (Midgard) die Menschen (ihr Reich ist von der Midgardschlange umgeben), unter der Erde bei der Göttin Hel die Toten (ausgenommen die Gefallenen, die nach Walhall kommen). Diese Welt wird einst in einem totalen Zusammenbruch (Ragnarök) untergehen. Schon christlich geprägt ist die in der jüngeren Edda folgende Vision einer neuen konfliktlosen Welt. - Der Kult (Tier-, gelegentlich auch Menschenopfer) wurde innerhalb der Familie vom Hausvater, in größerem Kreis von polit. Führern vollzogen. Tempel gab es erst in nachröm. Zeit, in der Frühzeit waren heilige Haine kult. Mittelpunkt.
Literatur:
Derolez, R. L. M.: Götter u. Mythen der Germanen. A. d. Niederländ. Neuausg. Wiesbaden 1976.
Hasenfratz, H.-P.: Die religiöse Welt der Germanen. Freiburg im Breisgau u. a. 21994.
Herrmann, P.: Dt. Mythologie, neu hg. v. T. Jung. Berlin 31994.
Simek, R.: Lexikon der german. Mythologie. Stuttgart 21995.
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