Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
geistliches Drama
geistliches Drama (geistliches Schauspiel), aus der kirchl. Liturgie entstandenes Drama, das zur Hauptform des ernsten Dramas im europ. MA. wurde. Seit dem 10. Jh. führten Geistliche in den Kirchen - zunächst in Form szen. Ausweitung lat. Wechselgesänge - Teile der Passion auf. Im 12. Jh. löste sich das g. D. vom liturg. Wortlaut, man ging zur Darstellung der ganzen Leidensgeschichte, dann auch legendärer Stoffe, über. Im 14. Jh. wurde das g. D. auf Marktplätze oder in nichtkirchl. Räume verlegt. Gleichzeitig setzte sich die Volkssprache statt der lat. Sprache durch; im 14./15. Jh. weiteten sich die Spiele oft zu mehrtägigen Volksfesten aus. Die Darsteller waren v. a. Laien, Fahrende, später Bürger. Hauptarten des g. D. waren Osterspiele, Passionsspiele, Weihnachtsspiele, Spiele vom Antichrist und Weltgerichtsspiele, Mirakel, bibl. Dramen, Legendenspiele, Autos sacramentales, Mysterienspiele.
Literatur:
Borcherdt, H. H.: Das europ. Theater im Mittelalter u. in der Renaissance. Neuausg. Reinbek 1969.
Michael, W. F.: Das dt. Drama des Mittelalters. Berlin 1971.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: geistliches Drama