Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Göring
Göring,Hermann, Politiker, * Rosenheim 12. 1. 1893, ✝ (Selbstmord) Nürnberg 15. 10. 1946; 1918 Kommandeur des Jagdgeschwaders Richthofen, seit 1922 Mitgl. der NSDAP, 1923 am Hitlerputsch beteiligt, 1928-45 MdR, (Juli) 1932-45 Reichstagspräs., beteiligte sich im Jan. 1933 maßgeblich an den Verhandlungen zur Übernahme der Reichskanzlerschaft durch A. Hitler, der ihn am 30. 1. 1933 zum Reichsmin. ohne Geschäftsbereich und Reichskommissar für Luftfahrt (bis April 1933) ernannte. Als MinPräs. von Preußen (April 1933 bis April 1945) und preuß. Innenmin. (April 1933 bis Mai 1934) war G. eine Schlüsselfigur beim Aufbau der nat.-soz. Gewaltherrschaft. Gestützt auf seine preuß. Machtbasis, insbesondere jedoch auf die ihm unterstehende Gestapo hatte er - v. a. nach dem Reichstagsbrand - großen Anteil an der Verfolgung der innenpolit. Gegner des Nationalsozialismus (bes. an der Errichtung der ersten Konzentrationslager). In der »Röhm-Affäre« leitete G. im Auftrag Hitlers die Mordaktion gegen hohe SA-Führer in Norddeutschland.
Die Stellung G.s im Herrschaftssystem des Nationalsozialismus war gekennzeichnet durch eine starke Ämterhäufung. Als Luftfahrtmin. (Mai 1934 bis März 1935) und Oberbefehlshaber der Luftwaffe (März 1935 bis April 1945) baute er die Luftwaffe auf. Als Beauftragter für den Vierjahresplan (1936-39) leitete er die wirtsch. Seite der Aufrüstung und war 1937-38 auch Reichswirtschaftsminister. Mit seiner Ernennung zum Generalfeldmarschall (1938) wurde er zugleich in der militär. Hierarchie bes. hervorgehoben. Am 30. 8. 1939 berief ihn Hitler zum Vors. des Reichsverteidigungsrates und am 1. 9. zu seinem Nachfolger im Fall seines Todes. 1940 erhielt G. den Titel eines Reichsmarschalls.
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges nahm G.s Einfluss ständig ab, bes. nach dem Scheitern der Luftoffensive gegen Großbritannien und der dt. Niederlage bei Stalingrad. Im Juli 1941 erteilte er R. Heydrich den Auftrag, die organisator. Vorbereitungen für die »Endlösung der Judenfrage«, d. h. für die Ermordung der europ. Juden, zu treffen. Nach der Bekundung von Verhandlungsabsichten mit den westl. Alliierten (23. 4. 1945) enthob Hitler ihn aller Ämter. - Seit dem 7. 5. 1945 in amerikan. Gefangenschaft, 1946 vom Internat. Militärtribunal in Nürnberg als einer der Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt, entzog er sich der Hinrichtung durch Selbstmord.
Literatur:
Martens, S.: H. G. »Erster Paladin des Führers« u. »Zweiter Mann im Reich«. Paderborn 1985.
Kube, A.: Pour le mérite u. Hakenkreuz, H. G. im Dritten Reich. München 21987.
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