Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gymnastik
Gymnạstik[zu grch. gymnázesthai »mit nacktem Körper turnen«], System von Übungen für die körperl. Erziehung und Ausbildung. In der Gegenwart sind die Hauptmittel der G. vor allem Übungsformen ohne und mit Handgerät sowie an speziellen Großgeräten, deren Anwendung und Ausführung als Einzel-, Partner- oder Gruppenübungen durch charakterist. Verfahren gekennzeichnet sind. Je nach Aufgabe werden versch. Arten unterschieden: die Grund-G. als Bestandteil der allg. Körpererziehung, die Spezial-G. als Bestandteil der gezielten Vorbereitung in sportl. Disziplinen, die Ausgleichs-G. (die z. B. zur Korrektur von Haltungsfehlern oder zur Stabilisierung eines labilen Kreislaufs eingesetzt wird); die Kranken-G. als Bestandteil therapeutisch-rehabilitativer Maßnahmen; die Rhythm. Sport-G., die Erziehung zur fließenden, durch den Rhyhtmus geformten Bewegung (die als selbstständige Sportart für Athletinnen betrieben wird). Grundformen der Bewegung in der G. sind u. a. Gehen, Laufen, Hüpfen, Springen, Schwingen, Werfen und Stoßen.
Der Begriff G. wurde im 5. Jh. v. Chr. geprägt und kennzeichnete in der Antike die Summe des Wissens, das die Gymnasten, die Lehrer der Körperübungen, von der körperl. Ausbildung und Erziehung besaßen. Entsprechend verstanden zunächst auch J. C. F. GutsMuths und F. L. Jahn unter G. alle für pädagog. Zwecke geeigneten Körperübungen ihrer Zeit, wobei F. L. Jahn später den Begriff G. durch Turnen ersetzte und auch neue Geräte, wie Reck, Barren, Klettergerüst, sowie neue Übungen erfand. In Dtl. wurde die Entwicklung des Turnens v. a. durch den Ausbau der Geräteübungen sowie einfacher Vorübungen bestimmt, für die speziell seit A. Spieß unter der Bezeichnung Freiübungen das bereits von J. H. Pestalozzi für seine Elementar-G. erdachte Prinzip der Bewegungsmöglichkeiten sowie eine unnatürl. Stilisiertheit galten. Neue inhaltl. Aspekte erhielt die G. in Dtl. durch die G.-Bewegung. Sie richtete sich gegen das inzwischen erstarrte und formalisierte Turnen. Verdient machten sich bei diesem Richtungswandel u. a. B. Mensendieck, Rudolf Bode (* 1881, ✝ 1970), H. Medau, Isadora und Elizabeth Duncan, R. Laban und Mary Wigman.
Literatur:
Missmahl, I.: G. Reinbek 44.-46. Tsd. 1991.
Einsingbach, T. u. Wessinghage, T.: Funktionelle Ausgleichsgymnastik. München u. a. 1993.
Schmidt, Natascha u. Ott, D.: Funktionelle G. für Kinder u. Jugendliche. Aachen 1996.
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