Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gute
Gutedas, zentraler Begriff der antiken und mittelalterl. Metaphysik und der Ethik.
Metaphysik: An Sokrates' Untersuchungen zum G. anknüpfend, entwickelt Platon seinen ontolog. Begriff des Guten. Die »Idee des Guten« ist höchste Wirklichkeit und Grundstruktur alles Seienden, deren Ursprung. Selbst Über-Seiendes, ist das G. nicht erkennbar, sondern kann nur erschaut werden. Jedes Seiende und jede Seele strebt es, wenn auch nicht immer darum wissend, an. So ist das G., ein ontolog. Grundbegriff, zugleich Grundlage der Ethik, Ziel des sittl. Handelns und des gerechten Staates. Über Aristoteles (das G. ist das, »wonach alles strebt«), Plotin (das Eine ist zugleich das G.) und Augustinus (Gott ist oberstes Prinzip des sittl. G.) gehen Platons Gedanken in die Scholastik ein: Gott ist das »höchste G.« (summum bonum), durch Teilhabe am G. gewinnt Seiendes sein Sein und innere Gutheit in dem Maße, wie es sein eigenes Wesen verwirklicht.
Ethik: Als sittl. Wert an sich ist das G. urspr. eng mit der Metaphysik verbunden, gewinnt jedoch in dem Maße Selbstständigkeit, wie sich die Ethik von der Metaphysik löst. Als höchstes G. galt in der Antike das Glück (Eudämonie), das z. B. Sokrates in der Einsicht, Epikur in der Gelassenheit (Ataraxie), Aristoteles und die Stoa in der Tugendhaftigkeit erblickten. Kant wendet sich von einer inhaltl. Bestimmung des G. ab und stellt ihr ein formales Prinzip des Sittlich-Moralischen (kategor. Imperativ) entgegen. Dagegen setzt die materiale Wertethik M. Schelers eine Hierarchie intuitiv erfasster objektiver Werte. Die sprachanalyt. orientierte »Metaethik« (G. E. Moore) fragt nach dem Bedeutungsgehalt von »gut«, »schlecht«, »gerechtfertigt« usw. und der Bedeutung von moral. bzw. eth. Sätzen.
Literatur:
Nishida, K.: Über das G. Eine Philosophie der reinen Erfahrung. A. d. Japan. Frankfurt am Main 21993.
Wuketits, F. M.: Verdammt zur Unmoral? Zur Naturgesch. von Gut u. Böse. München 1993.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Gute