Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Guinea-Bissau
Guinea-Bissạu⃟ Fläche: 36 125 km2
Einwohner: (1995) 1,073 Mio.
Hauptstadt: Bissau
Verwaltungsgliederung: 8 Regionen und die Hauptstadt
Amtssprache: Portugiesisch
Nationalfeiertag: 24. 9.
Währung: CFA-Franc
Zeitzone: WEZ
(amtlich portugies. República da Guiné-Bissau; dt. Rep.G.-B.), Staat in Westafrika, grenzt im N an Senegal, im O und S an Guinea, im W an den Atlantik, in dem die zu G.-B. gehörenden Bissagosinseln liegen.
Staat und Recht: Es gilt die Verf. von 1984, die bis 1991 die Grundlage für ein Einparteiensystem bildete und die auf internat. Druck reformiert wurde, sodass ein Mehrparteiensystem entstand. Staatsoberhaupt und Leiter der Exekutive ist der vom Volk für fünf Jahre gewählte Präs. Die Legislative wird von der Nationalversammlung mit ihren 100 Abg. gebildet. Tonangebende polit. Kraft blieb jedoch die bisherige Einheitspartei PAIGC (Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde). Seit 1991 wurden zwölf Oppositionsparteien legalisiert. Zu den einflussreichsten Parteien neben dem PAIGC zählen die Resistência de Guiné-Bissau-Movimento Bafatá (RGB-MB) und der Partido da Renovação Social (PRS).
Landesnatur: G.-B. besteht aus dem flachen, an der 160 km langen Küste durch tief ins Land eingreifende Ästuare stark gegliederten Festland und den etwa 60 vorgelagerten Bissagosinseln. In den Ästuaren sind die Gezeiten bis über 100 km flussaufwärts bemerkbar; durch den dadurch bewirkten Rückstau kommt es in der Regenzeit (Mai bis Anfang November) zu weiten Überschwemmungen. Auf den Inseln und im Küstenbereich gibt es Mangroven- und Regenwälder, die nach O in Feuchtsavanne übergehen. Das Klima ist randtropisch.
Bevölkerung: Die einheim. Bev. gehört zu etwa 25 Völkern und Stämmen, größte sind Balante, Fulbe, Malinke, Mandjako. Daneben gibt es Kapverdianer und Portugiesen, ferner Syrer und Libanesen. - Allg. Schulpflicht besteht vom 8. bis 13. Lebensjahr. Die Analphabetenquote betrug 1990 63,5 %. - 54 % der Bev. gehören Naturreligionen an, 38 % sind Muslime, 8 % Christen.
Wirtschaft, Verkehr: Grundlagen sind Landwirtschaft und Fischerei (über 60 % des Bruttoinlandprodukts). Für den Eigenbedarf werden bes. Reis, Mais, Bohnen, Süßkartoffeln und Maniok angebaut, exportiert werden Erdnüsse (Anbau auf den Plateaus im östl. Landesteil), Palmöl, Kokos- und Cashewnüsse; die Küstenfischerei (Fang von Fischen und Krustentieren für den Export) wurde in den letzten Jahren modernisiert. Die vorhandenen Bodenschätze werden kaum genutzt (Bauxit bei Boe; Phosphat, Gold, Diamanten, Erdöl). Die Ind. beschränkt sich auf die Verarbeitung von Nahrungsmitteln. Nahezu alle Konsumgüter und Ind.ausrüstungen müssen eingeführt werden. Haupthandelspartner ist Portugal. - Das Straßen- (insgesamt 4 150 km) und Wasserwegenetz ist noch wenig ausgebaut; Haupthafen ist Bissau; internat. Flughafen Bissalanca nahe Bissau.
Geschichte: Das 1446 für Portugal in Besitz genommene Gebiet wurde 1879 als Portugiesisch-Guinea Kolonie, 1951 portugies. Überseeprovinz; sie erhielt 1955 Autonomie. Unterstützt von der Rep. Guinea und dem Befreiungskomitee der OAU, kämpfte die PAIGC unter Führung von A. Cabral (* 1924, ermordet 1973) in einem Guerillakrieg für die staatl. Unabhängigkeit Portugiesisch-Guineas. 1973 rief die PAIGC den Staat »Guinea-Bissau« aus, dessen Unabhängigkeit die portugies. Regierung (nach dem polit. Umbruch in Portugal) 1974 anerkannte. Die PAIGC strebte zus. mit dem in Kap Verde regierenden Flügel der Partei den Zusammenschluss beider Staaten an. Nach innerparteil. Auseinandersetzungen musste Präs. L. Cabral (1973-80) nach einem Putsch sein Amt an J. B. Vieira abtreten. Die PAIGC teilte sich, die Kapverden nahmen seitdem eine eigenständige Entwicklung. Bei den ersten freien Wahlen 1994 zum Parlament siegte die bisher herrschende PAIGC, bei den gleichzeitigen Präsidentschaftswahlen konnte sich J. B. Vieira durchsetzen. Der im Juni 1998 entbrannte Bürgerkrieg wurde im Nov. 1998 durch ein Friedensabkommen beendet, das u. a. Wahlen im Herbst 1999 vorsah. Durch einen Militärputsch im Mai 1999 wurde Staatspräs. Vieira gestürzt und Malam Bacai Sanha als Übergangspräs. eingesetzt.
▣ Literatur:
Meier, Wolfgang: Problematik sozialrevolutionärer Regime in der »dritten Welt«. Eine vergleichende Betrachtung der Entwicklungen in G.-B. (1974-1990) u. Nicaragua (1979-1990). Marburg 1993.
Einwohner: (1995) 1,073 Mio.
Hauptstadt: Bissau
Verwaltungsgliederung: 8 Regionen und die Hauptstadt
Amtssprache: Portugiesisch
Nationalfeiertag: 24. 9.
Währung: CFA-Franc
Zeitzone: WEZ
(amtlich portugies. República da Guiné-Bissau; dt. Rep.G.-B.), Staat in Westafrika, grenzt im N an Senegal, im O und S an Guinea, im W an den Atlantik, in dem die zu G.-B. gehörenden Bissagosinseln liegen.
Staat und Recht: Es gilt die Verf. von 1984, die bis 1991 die Grundlage für ein Einparteiensystem bildete und die auf internat. Druck reformiert wurde, sodass ein Mehrparteiensystem entstand. Staatsoberhaupt und Leiter der Exekutive ist der vom Volk für fünf Jahre gewählte Präs. Die Legislative wird von der Nationalversammlung mit ihren 100 Abg. gebildet. Tonangebende polit. Kraft blieb jedoch die bisherige Einheitspartei PAIGC (Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde). Seit 1991 wurden zwölf Oppositionsparteien legalisiert. Zu den einflussreichsten Parteien neben dem PAIGC zählen die Resistência de Guiné-Bissau-Movimento Bafatá (RGB-MB) und der Partido da Renovação Social (PRS).
Landesnatur: G.-B. besteht aus dem flachen, an der 160 km langen Küste durch tief ins Land eingreifende Ästuare stark gegliederten Festland und den etwa 60 vorgelagerten Bissagosinseln. In den Ästuaren sind die Gezeiten bis über 100 km flussaufwärts bemerkbar; durch den dadurch bewirkten Rückstau kommt es in der Regenzeit (Mai bis Anfang November) zu weiten Überschwemmungen. Auf den Inseln und im Küstenbereich gibt es Mangroven- und Regenwälder, die nach O in Feuchtsavanne übergehen. Das Klima ist randtropisch.
Bevölkerung: Die einheim. Bev. gehört zu etwa 25 Völkern und Stämmen, größte sind Balante, Fulbe, Malinke, Mandjako. Daneben gibt es Kapverdianer und Portugiesen, ferner Syrer und Libanesen. - Allg. Schulpflicht besteht vom 8. bis 13. Lebensjahr. Die Analphabetenquote betrug 1990 63,5 %. - 54 % der Bev. gehören Naturreligionen an, 38 % sind Muslime, 8 % Christen.
Wirtschaft, Verkehr: Grundlagen sind Landwirtschaft und Fischerei (über 60 % des Bruttoinlandprodukts). Für den Eigenbedarf werden bes. Reis, Mais, Bohnen, Süßkartoffeln und Maniok angebaut, exportiert werden Erdnüsse (Anbau auf den Plateaus im östl. Landesteil), Palmöl, Kokos- und Cashewnüsse; die Küstenfischerei (Fang von Fischen und Krustentieren für den Export) wurde in den letzten Jahren modernisiert. Die vorhandenen Bodenschätze werden kaum genutzt (Bauxit bei Boe; Phosphat, Gold, Diamanten, Erdöl). Die Ind. beschränkt sich auf die Verarbeitung von Nahrungsmitteln. Nahezu alle Konsumgüter und Ind.ausrüstungen müssen eingeführt werden. Haupthandelspartner ist Portugal. - Das Straßen- (insgesamt 4 150 km) und Wasserwegenetz ist noch wenig ausgebaut; Haupthafen ist Bissau; internat. Flughafen Bissalanca nahe Bissau.
Geschichte: Das 1446 für Portugal in Besitz genommene Gebiet wurde 1879 als Portugiesisch-Guinea Kolonie, 1951 portugies. Überseeprovinz; sie erhielt 1955 Autonomie. Unterstützt von der Rep. Guinea und dem Befreiungskomitee der OAU, kämpfte die PAIGC unter Führung von A. Cabral (* 1924, ermordet 1973) in einem Guerillakrieg für die staatl. Unabhängigkeit Portugiesisch-Guineas. 1973 rief die PAIGC den Staat »Guinea-Bissau« aus, dessen Unabhängigkeit die portugies. Regierung (nach dem polit. Umbruch in Portugal) 1974 anerkannte. Die PAIGC strebte zus. mit dem in Kap Verde regierenden Flügel der Partei den Zusammenschluss beider Staaten an. Nach innerparteil. Auseinandersetzungen musste Präs. L. Cabral (1973-80) nach einem Putsch sein Amt an J. B. Vieira abtreten. Die PAIGC teilte sich, die Kapverden nahmen seitdem eine eigenständige Entwicklung. Bei den ersten freien Wahlen 1994 zum Parlament siegte die bisher herrschende PAIGC, bei den gleichzeitigen Präsidentschaftswahlen konnte sich J. B. Vieira durchsetzen. Der im Juni 1998 entbrannte Bürgerkrieg wurde im Nov. 1998 durch ein Friedensabkommen beendet, das u. a. Wahlen im Herbst 1999 vorsah. Durch einen Militärputsch im Mai 1999 wurde Staatspräs. Vieira gestürzt und Malam Bacai Sanha als Übergangspräs. eingesetzt.
▣ Literatur:
Meier, Wolfgang: Problematik sozialrevolutionärer Regime in der »dritten Welt«. Eine vergleichende Betrachtung der Entwicklungen in G.-B. (1974-1990) u. Nicaragua (1979-1990). Marburg 1993.