Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Guinea
I Guinea['gɪnɪ, engl.] die (frz. Guinée), die wichtigste Goldmünze Englands seit 1663, aus Gold von der Guineaküste geprägt, zunächst 20, seit 1717 21 Schilling wert. 1816 durch den Sovereign ersetzt.
II Guinea
[gi'nea], alte Bez. für das Küstengebiet (und das anschließende Tiefland) Westafrikas, zw. Senegal und Kunene; bis zum Kamerunberg Ober-G., südlich davon Nieder-G. genannt. Ober-G. ist meist mit trop. Regenwald bedeckt, der in Nieder-G. nach S in Savanne und schließlich in Wüste übergeht. - Die frühere Gliederung Ober-G.s in Pfeffer-, Elfenbein-, Gold- und Sklavenküste ergab sich aus den hier gehandelten Gütern der frühen Kolonialzeit.
III Guinea
Fläche: 245 857 km2
Einwohner: (1995) 6,7 Mio.
Hauptstadt: Conakry
Verwaltungsgliederung: 4 Divisionen und 1 Hauptstadtdistrikt
Amtssprache: Französisch
Nationalfeiertag: 2. 10.
Währung: Guinea-Franc (F.G.)
Zeitzone: WEZ
[gi'nea] (amtlich frz. République de Guinée; dt. Rep. G.), Staat in Westafrika, grenzt im NW an Guinea-Bissau, im N an Senegal und Mali, im SO an die Rep. Elfenbeinküste, im S an Liberia und Sierra Leone, im W an den Atlantik.
Staat und Recht: Nach der am 23. 12. 1991 in Kraft getretenen Verf. (am 23. 12. 1990 durch Referendum gebilligt) ist G. eine präsidiale Rep. Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und oberster Inhaber der Exekutive ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. Er ernennt den MinPräs. (das Amt wurde 1996 eingeführt) und die übrigen Mitgl. des Kabinetts. Die Legislative liegt bei der Nationalversammlung mit 114 im Mischsystem gewählten Abgeordneten. Die Verf. bekennt sich zur Gewaltenteilung und fixiert allgemeine Menschen- und Bürgerrechte, die in der Praxis bisher allerdings nur in Ansätzen realisiert sind. Seit dem 3. 4. 1992 ist die Bildung und Legalisierung polit. Parteien gesetzlich geregelt. Wichtigste Parteien sind die Partei für Einheit und Fortschritt (PUP), die Volkssammlung G.s (RPG) und die Union für Fortschritt und Erneuerung (UPR).
Landesnatur: G. ist v. a. ein Berg- und Tafelland. Hinter der 300 km langen, nur 50-90 km breiten, von Mangroven- und Palmsümpfen durchsetzten Küstenebene teigt das Land in Stufen zum Hochland des Fouta-Djalon (1 500 m ü. M.) an, Quellgebiet von Niger, Senegal, Gambia und Konkouré. Nach O dehnt sich das Mandingplateau aus; im SO erreichen die Nimbaberge 1 752 m ü. M. - G. liegt im Bereich der wechselfeuchten Tropen mit einer Regenzeit (April bis November an der Küste und im SO, Mai bis Oktober im NO). - Im S Regenwälder, im SO Feucht-, im N und NO Trockensavannen. Die Hochflächen, durch Brandrodung weitgehend entwaldet, tragen Grasfluren.
Bevölkerung: Die wichtigsten ethn. Gruppen sind Fulbe (38,6 %), Malinke (23 %), Susu (11 %), Kissi (6 %) und Kpelle (4,6 %). Das jährl. Bevölkerungswachstum liegt bei 2,9 %. - Allg. Schulpflicht vom 7. bis 13. Lebensjahr; Analphabetenrate 76 %. Univ. in Conakry und Kankan. - 85 % der Bev. sind Muslime, die Übrigen Anhänger von Naturreligionen, 1 % Christen.
Wirtschaft, Verkehr: Die Mehrheit der Bev. lebt von der Landwirtschaft (28 % der Gesamtfläche sind Acker- und v. a. Weideland, 59 % bewaldet). Anbau von Reis, Hirse, Mais, Maniok zur Eigenversorgung, für den Export Kaffee, Ananas, Bananen und Erdnüsse. Viehwirtschaft v. a. bei den Nomaden in den tsetsefreien Trockensavannen. Fanglizenzen für die ertragreichen Fischfanggebiete haben v. a. ausländ. Unternehmen. - G. ist reich an mineral. Rohstoffen: Bauxit (30 % der Weltreserven), Eisenerz, Diamanten, Erdöl, Uranerz, Gold u. a. und hat ein großes hydroelektr. Potenzial (viele Wasserkraftwerke). Hauptwirtschaftszweig ist der Bergbau mit rd. 90 % der Exporterlöse. Größtes Ind.unternehmen ist das Tonerdewerk in Fria; auch Verarbeitung land- und forstwirtsch. Produkte. Haupthandelspartner ist Frankreich. - Unzureichendes Straßennetz (15 551 km Haupt- und Nebenstraßen), Hauptverkehrsader ist die 662 km lange Eisenbahnlinie zw. Conakry und Kankan; den Bergbauunternehmen und dem Gütertransport dienen Privatbahnen (insgesamt 399 km). Conakry besitzt einen der größten Seehäfen Westafrikas und einen internat. Flughafen; der Hafen Kamsar im nördl. Küstenteil dient dem Bauxitexport.
Geschichte: Der bedeutendste vorkoloniale Staat im heutigen G. war das islam. Reich der Fulbe im Hochland des Fouta-Djalon. Nach 1870 war die Stadt Kankan Kern des Reichs von Samory Touré. 1891 entstand die Kolonie Frz.-G. (1895-1958 Teil von Frz.-Westafrika). Nachdem die Bev. auf Initiative des MinPräs. Sekou Touré den Beitritt zur Frz. Gemeinschaft 1958 abgelehnt hatte, entließ Frankreich G. in die Unabhängigkeit. Gestützt auf die Einheitspartei »Demokrat. Partei G.s« (frz. Abk. PDG), verfolgte Touré als Staatspräs. (1961-84) einen sozialrevolutionären Kurs nach innen und eine Politik der Blockfreiheit nach außen, lehnte sich aber dabei stark an die kommunist. Staaten an. Nach seinem Tod (März 1984) übernahm Anfang April 1984 das Militär die Macht und löste die PDG auf; Oberst Lansana Conté wurde Staatspräsident. Nach Annahme der neuen Verf. (durch Referendum 1990) folgten 1993 Präsidentschaftswahlen, aus denen der Amtsinhaber Conté als Sieger hervorging (Wiederwahl 1998). Bei der Parlamentswahl 1995 errang die Partei des Präs. die absolute Mehrheit. Ein Prozess der Demokratisierung sowie wirtschaftl., sozialer und staatl. Stabilisierung zeichnet sich jedoch bisher nur in Ansätzen ab.
Literatur:
Günther, M.u. Heinbuch, G.: Reiseland G. Moers 1995.
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