Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Grünewald
Grünewald,Matthias (Mathis, Matthäus), vielleicht identisch mit Mathis Gothart, gen. Nithart (Neithart), Maler, Baumeister, Wasserbautechniker, * um 1470/80, ✝ nach 1529? (letzte - umstrittene - Signatur). In den letzten Jahren wurden neue Hypothesen über die Identität des Malers aufgestellt. Stilkritisch gesichert ist die Begegnung mit Dürer, der italien. Renaissance und der niederländ. Kunst. Andererseits zeigt das Werk tiefe Verwurzelung in der mittelalterl. Welt, u. a. sind Einflüsse der Visionen der Mystikerin Birgitta nachweisbar (die gekrönte Maria des Isenheimer Altars). Der Bildraum ist von visionärem Licht erfüllt, mit dem sich eine leuchtende Farbigkeit verbindet. Die Gestalten sind in ihrer vollen Plastizität erfasst, Darstellungen des Leidens sind bis zum Naturalismus geführt. Zu den frühen Werken gehört die wahrscheinlich 1504 begonnene Verspottung Christi (München, Alte Pinakothek). Die Tafeln zum Frankfurter Heller-Altar dürften um 1510/11 entstanden sein (z. T. Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut; z. T. Donaueschingen, Gemäldegalerie). Zw. 1512 und 1516 darf G. im Antoniterkloster in Isenheim, Elsass, vermutet werden, wo sein Hauptwerk, der Isenheimer Altar (heute Colmar, Musée d'Unterlinden), entstand. Der Aschaffenburger Rahmen der Altartafel »Das Schneewunder« in Freiburg im Breisgau (Augustinermuseum) ist 1519 datiert, die Tafel war Teil eines Altars, zu dem als Mittelteil die »Stuppacher Madonna« (Stuppach, kath. Pfarrkirche) in Betracht kommt. Zw. 1520 und 1524 entstand die Erasmus-Mauritius-Tafel (München, Alte Pinakothek). Zum Spätwerk zählen die beiden Tafeln mit der Kreuztragung und der Kreuzigung Christi (Karlsruhe, Staatl. Kunsthalle), die Beweinung Christi (Aschaffenburg, Stiftskirche) und die Hl. Katharina (Cleveland Museum of Art), vermutlich Teil eines verschollenen Marienaltars für den Mainzer Dom (1974 erworben). Nur wenige Zeichnungen sind erhalten. Es wird angenommen, dass G. auch Bildhauer gewesen ist.
▣ Literatur:
Reichenauer, B.: G. Thaur u. a. 1992.
⃟ Fraenger, W.: Matthias G. Dresden u. a. 41995.
⃟ Marquard, R.: M. G. u. der Isenheimer Altar. Erläuterungen, Erwägungen, Deutungen. Stuttgart 1996.
Grünewald,Matthias (Mathis, Matthäus), vielleicht identisch mit Mathis Gothart, gen. Nithart (Neithart), Maler, Baumeister, Wasserbautechniker, * um 1470/80, ✝ nach 1529? (letzte - umstrittene - Signatur). In den letzten Jahren wurden neue Hypothesen über die Identität des Malers aufgestellt. Stilkritisch gesichert ist die Begegnung mit Dürer, der italien. Renaissance und der niederländ. Kunst. Andererseits zeigt das Werk tiefe Verwurzelung in der mittelalterl. Welt, u. a. sind Einflüsse der Visionen der Mystikerin Birgitta nachweisbar (die gekrönte Maria des Isenheimer Altars). Der Bildraum ist von visionärem Licht erfüllt, mit dem sich eine leuchtende Farbigkeit verbindet. Die Gestalten sind in ihrer vollen Plastizität erfasst, Darstellungen des Leidens sind bis zum Naturalismus geführt. Zu den frühen Werken gehört die wahrscheinlich 1504 begonnene Verspottung Christi (München, Alte Pinakothek). Die Tafeln zum Frankfurter Heller-Altar dürften um 1510/11 entstanden sein (z. T. Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut; z. T. Donaueschingen, Gemäldegalerie). Zw. 1512 und 1516 darf G. im Antoniterkloster in Isenheim, Elsass, vermutet werden, wo sein Hauptwerk, der Isenheimer Altar (heute Colmar, Musée d'Unterlinden), entstand. Der Aschaffenburger Rahmen der Altartafel »Das Schneewunder« in Freiburg im Breisgau (Augustinermuseum) ist 1519 datiert, die Tafel war Teil eines Altars, zu dem als Mittelteil die »Stuppacher Madonna« (Stuppach, kath. Pfarrkirche) in Betracht kommt. Zw. 1520 und 1524 entstand die Erasmus-Mauritius-Tafel (München, Alte Pinakothek). Zum Spätwerk zählen die beiden Tafeln mit der Kreuztragung und der Kreuzigung Christi (Karlsruhe, Staatl. Kunsthalle), die Beweinung Christi (Aschaffenburg, Stiftskirche) und die Hl. Katharina (Cleveland Museum of Art), vermutlich Teil eines verschollenen Marienaltars für den Mainzer Dom (1974 erworben). Nur wenige Zeichnungen sind erhalten. Es wird angenommen, dass G. auch Bildhauer gewesen ist.
▣ Literatur:
Reichenauer, B.: G. Thaur u. a. 1992.
⃟ Fraenger, W.: Matthias G. Dresden u. a. 41995.
⃟ Marquard, R.: M. G. u. der Isenheimer Altar. Erläuterungen, Erwägungen, Deutungen. Stuttgart 1996.