Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Grönland
Grönland[»grünes Land«] (eskimoisch Kalaallit Nunaat, dän. Grønland), größte Insel der Erde, zum arkt. Nordamerika gerechnet; autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark; Längserstreckung von Kap Morris Jesup im N bis Kap Farvel im S 2 650 km. G. umfasst einschließlich kleiner vorgelagerter Inseln 2 175 600 km2 (hiervon eisfrei nur 341 700 km2) mit (1997) 55 900 Ew.; Hptst. ist Nuuk (dän. Godthåb).Der bis zu 150 km breite eisfreie Küstensaum hat hohe Randgebirge (im O Gunnbjørns Fjeld mit 3 700 m ü. M.) und tiefer gelegene, einst eisbedeckte Tal-, Seen-, Moränenlandschaften, Fjorde, z. T. auch flaches Küstenland. Das von den Rändern sanft ansteigende Inlandeis erreicht unter 67-72º n. Br. Höhen von über 3 300 m (größte Eisdicke 3 400 m); es ruht in einem schalenartigen, felsigen Untergrund, dessen Boden im Innern bis 250 m unter den Meeresspiegel reicht. Große, ins Meer mündende Gletscher, bes. auf der W-Seite, kalben Eisberge. Im Bereich des Inlandeises und im N sind die Temperaturverhältnisse polar (Winter um —30 ºC, Sommer wenig über 0 ºC), mit geringen Niederschlägen. Der S hat milderes Klima (Angmagssalik: Julimittel 7,1 ºC, Februar —9,1 ºC, Qaqortoq: Juli 7,4 º, Februar —8,2 ºC). Die bes. an der W-Küste häufig auftretenden Fallwinde bringen wärmere Luftmassen und lassen verstärkt Vegetation aufkommen. Die Tierwelt ist fast rein polar: Rentiere, Blau- und Weißfüchse, Polarhasen, im N Moschusochsen, Lemminge. Die Küstengewässer sind reich an Fischen und Robben. Die Pflanzenwelt wird vom S (bis 4 m hohe Birken und Erlen, Wacholder, Rhododendron, Kräuter, Moose, Flechten) nach N hin (Polarweiden) immer spärlicher.Die Bewohner G.s, nur zum kleinen Teil noch reine Eskimo, sind meist mit Europäern vermischt (Grönländer). Amtssprachen sind Eskimoisch (Westgrönländisch) und Dänisch. Haupterwerbszweige sind Fisch- (Dorsch, Heilbutt) und Robbenfang, z. T. mit industrieller Verarbeitung, ferner Schafzucht und Bergbau (seit 1973/74 Abbau der Blei-Zink-Erze bei Maarmorilik); die urspr. bedeutenden Kryolithvorkommen bei Ivigtut sind ausgebeutet. Wichtiger Flugplatz für die Polarroute ist Kangelussuaq, Haupthafen ist Nuuk.Geschichte: Die um 875 von dem aus Norwegen stammenden Wikinger Gunnbjørn entdeckte Insel wurde 982 von Erich dem Roten aufgesucht und G. genannt; 986 gründete er an der SW-Küste die erste Siedlung. Ab 1261 stand G. unter norweg. Oberhoheit. Seit Mitte des 14. Jh. führten das Vordringen der Eskimo und verschlechterte Lebensbedingungen (u. a. Temperaturrückgang) zum Aussterben der europ. Siedlungen. Erst nach der Landung des Missionars H. Egede (1721) kam es wieder zu einer Besiedlung durch Nordeuropäer. Bei Auflösung der dänisch-norweg. Personalunion (1814) blieb G. bei Dänemark. Der Streit um G. mit Norwegen wurde 1933 vom Haager Schiedshof zugunsten Dänemarks entschieden. Nach 1945 bauten die USA an der NW-Küste G.s Luftstützpunkte. 1951 schlossen die USA und Dänemark einen Vertrag über die gemeinsame Verteidigung der Insel. 1953 wurde G. integraler Bestandteil Dänemarks. 1979 erhielt G. Selbstverw. in wirtsch. u. a. inneren Angelegenheiten (eigenes Parlament und eigene Regierung). Nach einer Volksabstimmung 1982 schied G. 1985 aus der EG aus. - Die Erforschung G.s begann mit H. Egede (1721-36) und Karl Ludwig Giesecke (* 1761 oder 1775, ✝ 1833; 1807-15) sowie mit der im 19. Jh. verstärkten Suche nach der NW-Passage. 1822 landete W. Scoresby als Erster an der O-Küste, die 1869-70 von der dt. Germania-und-Hansa-Expedition erforscht wurde. Erste Vorstöße ins Innere unternahmen 1883 A. E. Nordenskjöld, 1886 R. E. Peary; durchquert wurde die Insel erstmals 1888 von F. Nansen und O. N. Sverdrup, danach u. a. (1912-1913) von A. Wegener und Johann Peter Koch (* 1870, ✝ 1928). K. Rasmussen erforschte auf mehreren Expeditionen (seit 1902) bes. Leben und Gesch. der Eskimo.
Literatur:
Barüske, H.: G. Kultur u. Landschaft am Polarkreis. Köln 1990.
Braukmüller, H.: G. - gestern u. heute. Münster 1990.
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