Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Grimm
Grịmm,1) Friedrich Melchior Baron von, Publizist und Diplomat, * Regensburg 26. 12. 1723, ✝ Gotha 19. 12. 1807; gab in Paris von 1753-1773 alle zwei Wochen handschriftlich seine »Correspondance littéraire, philosophique et critique« heraus, die er an europ. Höfe schickte und in denen er über das geistige Leben in Frankreich berichtete.
2) Hans, Schriftsteller, * Wiesbaden 22. 3. 1875, ✝ Lippoldsberg (heute zu Wahlsburg, Kr. Kassel) 27. 9. 1959; Begründer der dt. Kolonialdichtung. In seinem tendenziösen Kolonialroman »Volk ohne Raum« (2 Bde., 1926), dessen Titel zum nat.-soz. Schlagwort wurde, schildert G. das Schicksal eines dt. Kolonisten.
3) Herman, Kunst- und Literarhistoriker, * Kassel 6. 1. 1828, ✝ Berlin 16. 6. 1901, Sohn von 6); schrieb Essays und Biographien: »Das Leben Michelangelos« (2 Bde., 1860 bis 1863), »Goethe« (2 Bde., 1877).
4) Jacob, Sprach- und Literaturwissenschaftler, * Hanau 4. 1. 1785, ✝ Berlin 20. 9. 1863, Bruder von 5) und 6); Begründer der german. Altertumswiss., der german. Sprachwiss. und der dt. Philologie; zeitlebens eng mit seinem Bruder Wilhelm verbunden; 1830 Prof. und Bibliothekar in Göttingen; sein polit. Engagement (Göttinger Sieben) führte zu seiner fristlosen Entlassung und Landesverweisung; seit 1841 Mitgl. der Preuß. Akademie der Wiss.; 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung. Grundlage seiner wiss. Haltung ist die von F. K. von Savigny begründete histor. Betrachtungsweise und die exakte Quellen- und Detailforschung. Neben den großen Sammlungen (»Kinder- und Hausmärchen«, 2 Bde., 1812-15; »Dt. Sagen«, 2 Bde., 1816-18) begründete die 1819 erschienene »Dt. Grammatik« (»dt.« im Sinne von »german.«), die er im Folgenden erweiterte und z. T. völlig umarbeitete (bis 1837 4 Teile), seinen Ruf. Bei der Arbeit an diesem »Grundbuch der german. Philologie« entdeckte G. die Gesetzmäßigkeit des Lautwandels, des Ablautes, des Umlautes, systematisierte die Erkenntnisse bezüglich der Lautverschiebungen und erweiterte entscheidend das Wissen um die Verwandschaft der german. und indogerman. Sprachen; bed. auch seine Publikationen zur german. Rechtsgeschichte (»Dt. Rechts-Alterthümer«, 1828), Religionsgesch. (»Dt. Mythologie«, 1835) sowie seine Sammlung bäuerl. Rechtsquellen (»Weisthümer«, 7 Bde., 1840 bis 1878). Seine 1848 veröffentlichte »Geschichte der dt. Sprache« (2 Bde.) wertet auch die Sprache als Geschichtsquelle aus. 1854 ff. entstand das »Deutsche Wörterbuch«. Hervorragende Leistungen als Herausgeber altdt., altnord., angelsächs., mlat. und lat. Werke (z. T. mit seinem Bruder Wilhelm).
Literatur:
Seitz, G.: Die Brüder Grimm. Leben, Werk, Zeit. Lizenzausg. Leipzig 1990.
Gerstner, H.: Brüder Grimm mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten. Reinbek 36.-38. Tsd. 81994.
5) Ludwig Emil, Radierer und Maler, * Hanau 14. 3. 1790, ✝ Kassel 4. 4. 1863, Bruder von 4) und 6); schuf v. a. Radierungen (bes. Porträts), Bleistiftzeichnungen und Aquarelle, die auch Einblick in Leben und Arbeit seiner Brüder geben.
6) Wilhelm, Literaturwissenschaftler, * Hanau 24. 2. 1786, ✝ Berlin 16. 12. 1859, Bruder von 4) und 5), Vater von 3); 1831 Prof. in Göttingen; als Mitgl. der Göttinger Sieben 1837 amtsenthoben, 1841 Mitgl. der Preuß. Akademie der Wiss. in Berlin; arbeitete meist mit seinem Bruder Jacob zusammen, wesentlich sein Anteil an der sprachlich meisterhaften Gestaltung der »Kinder- und Hausmärchen« (2 Bde., 1812-15). Sagenforscher und Herausgeber zahlr. mhd. Literaturwerke sowie Mitarbeiter am »Deutschen Wörterbuch«.
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