Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Grillparzer
Grịllparzer,Franz, österr. Dichter, * Wien 15. 1. 1791, ✝ ebd. 21. 1. 1872; studierte Philosophie und Jura in Wien; war als Beamter im Finanzministerium tätig (1856 als Hofrat pensioniert); 1818 Ernennung zum Theaterdichter des Wiener Burgtheaters. Nach frühem Erfolg geriet G. in Konflikt mit der Zensur; 1838 zog er sich nach dem Misserfolg von »Weh dem, der lügt« aus der Öffentlichkeit zurück. Reisen nach Frankreich, England, Italien, Griechenland und in die Türkei versöhnten ihn nicht. Erst spät erfuhr G. vielfache Ehrungen. In seinem dramat. Werk verbinden sich das Erbe des österr. Barocks, des Wiener Volkstheaters, der dt. Romantik und Klassik mit dem beginnenden psycholog. Realismus. Durchgehend thematisiert G. das Problem der Pflichttreue sowie den Grundkonflikt zw. Kunst und Leben. Bedeutende Frühwerke: Schicksalstragödie »Die Ahnfrau« (1817); Künstlertrauerspiel »Sappho« (1819); Trilogie »Das goldene Vließ« (1822) als Gestaltung der altgrch. Sage von Jason und Medea sowie »Des Meeres und der Liebe Wellen« (1831), ferner historisch-polit. Stücke, die an die Überlieferungen der Habsburgerdynastie anknüpfen: »König Ottokars Glück und Ende« (1825); »Ein treuer Diener seines Herrn« (1830). Das dramat. Märchen »Der Traum ein Leben« (gedr. 1840) spiegelt seine Beschäftigung mit der span. Literatur (Calderón, Lope de Vega). Die beiden Werke »Ein Bruderzwist in Habsburg« und »Libussa« (beide gedr. 1872) zeigen Resignation und Ahnungen vom Verfall gesellschaftl. Ordnungen; weitere Spätwerke sind »Die Jüdin von Toledo« (gedr. 1873) und die Erzählung »Der arme Spielmann« (1847), die zu den Meisterwerken des psycholog. Realismus des 19. Jh. zählt. G.s Gedichte sind Klagen über das Missverhältnis zw. Leben und Dichtung; außerdem Tagebücher, Autobiographie.
Literatur:
Scheit, G.: F. G. mit Selbstzeugnissen u. Bilddokumenten. Reinbek 9.-10. Tsd. 1994.
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