Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Grenznutzenschule
Grenznutzenschule,in den 70er-Jahren des 19. Jh. entstandene Richtung der Volkswirtschaftslehre, die der Wert- und Preistheorie eine subjektivistische Grundlage gibt und auf dem Grenznutzenbegriff aufbaut. Den Begründern der G. gemeinsam ist die Vorstellung, dass die Nutzeneinschätzung der Konsumenten Ursache und Bestimmungsgrund für Wert und Tauschwert eines Gutes ist, wobei dem Grenznutzen insofern besondere Bedeutung zukommt, als er auch den Wert der übrigen verbrauchten Einheiten bestimmt. Damit gelingt es den Vertretern der G., für die Wert- und Preisbildung von (Konsum-)Gütern und Produktionsfaktoren von einem einheitl. Erklärungsprinzip auszugehen.
Nach den Vorarbeiten von H. H. Gossen (gossensche Gesetze) entstand die G. fast gleichzeitig um 1870 in Österreich (C. Menger), Frankreich (L. Walras) und Großbritannien (W. S. Jevons). Es entwickelten sich drei Hauptrichtungen: die Wiener Schule oder Österr. Schule (E. von Böhm-Bawerk, Menger, F. von Wieser, J. A. Schumpeter, L. von Mises), die das Grenznutzenprinzip auf die Preisbildung und gesamtwirtsch. Zusammenhänge anwendete; die angloamerikan. Schule (A. Marshall, F. Y. Edgeworth, J. B. Clark), die mit ihrer Grenzproduktivitätstheorie das Grenznutzenprinzip auf die Produktionstheorie und die Theorie der Einkommensverteilung übertrug; die Lausanner Schule (Walras, V. Pareto u. a.), die v. a. eine mathematisch exakte Darstellung lieferte. Mit Paretos Theorie der Wahlakte verbindet sich der Übergang von der Grenznutzentheorie zur modernen Nutzentheorie. - Ein Verdienst der G. ist die Einführung der Marginalanalyse in die Wirtschaftstheorie.
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