Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Graubünden
Graubụ̈nden (Bünden, italien. Grigioni, frz. Les Grisons, bündnerroman. Grischun), mit 7 105 km2 der größte Kanton der Schweiz, (1998) 185 100 Ew.; Hptst. Chur. G. ist durchweg Gebirgsland. Der N-Rand gehört den Glarner Alpen an, der W der Gotthard- und der Adulagruppe, Zentrum und O bilden die Rät. Alpen (mit u. a. Albulaalpen, Bernina und Silvretta). Die Haupttäler sind das Vorderrheintal und das Engadin, das durch den Malojapass mit dem Bergell, durch den Berninapass mit dem Puschlav verbunden ist. Die Bev. umfasst drei Volksgruppen: Deutschbündner (65 %), z. T. auf Einwanderung von Wallisern (Walser) zurückgehend (z. T. in Sprachinseln); Rätoromanen (17 %), im Vorderrheintal mit Disentis als Kulturmittelpunkt, im Albulatal (mit Oberhalbstein) und im Engadin; Italienischbündner (11 %) in den südl. Tälern. Ihre drei Sprachen haben Gleichberechtigung. - Neben Landwirtschaft und industriellem Sektor überwiegt heute der Dienstleistungsbereich. Haupterwerbsquellen sind Fremdenverkehr und Viehzucht (Almwirtschaft, auf 25 % der Kantonsfläche); Holz-, Papier-, Zement-, Metall-, chem. und Lebensmittelind., Baugewerbe; mit 70 Wasserkraftwerken wichtiger Energielieferant. G. ist reich an Heilquellen (Sankt Moritz, Scuol, Tarasp-Vulpera u. a.); größte heilklimat. Kurorte sind Davos und Arosa. Die Haupttäler sind durch Pässe (u. a. Julier, Flüela, Albula und San Bernardino) sowie durch die Rhät. Bahn (Streckennetz 375 km) verbunden.Geschichte: Das von Rätern bewohnte Gebiet wurde 15 v. Chr. von den Römern unterworfen und Teil der röm. Provinz Raetia Prima; es kam 536 n. Chr. zum Fränk., 843 zum Ostfränk. Reich und war später Teil des Hl. Röm. Reiches, behielt aber unter dem Bischof von Chur (deshalb früher auch »Churrätien« gen.) und dem Abt von Disentis eine gewisse Unabhängigkeit. 1367 entstand gegen die Bedrohung durch die Herzöge von Österreich der Gotteshausbund, 1395 der Obere und Graue Bund, 1436 der Zehngerichtebund; die beiden Ersten verbanden sich 1497/98 mit sieben von den acht alten Orten der Eidgenossenschaft. 1512-1797 gehörten die Landschaften Bormio, Veltlin und Chiavenna zum Herrschaftsgebiet G.s. Die Reformation fand schon 1523 in G. Eingang. 1524 schlossen sich die drei Bünde staatsrechtlich zusammen. Im Dreißigjährigen Krieg suchten Österreich und Spanien die Bündner Pässe gegen Venedig und Frankreich zu behaupten. In G. befehdeten sich die prohabsburg. Partei unter Führung der Familie Planta und die profrz. unter Führung der Salis. G. Jenatsch konnte G. von frz. Besatzung befreien, auch gelang es 1649-52, alle Rechte Österreichs v. a. am Zehngerichtebund abzulösen. 1798 wurde G. als Kanton Rätien mit der Helvet. Rep. vereinigt und 1803 infolge der Mediationsakte der 15. Kanton der Eidgenossenschaft.
▣ Literatur:
Metz, P.: Gesch. des Kantons G., 3 Bde. Chur 1989-93.
⃟ Zeller, W.: Kunst u. Kultur in G. Illustrierter Führer, hg. v. A. Schneider. Bern u. a. 31993.
Graubụ̈nden (Bünden, italien. Grigioni, frz. Les Grisons, bündnerroman. Grischun), mit 7 105 km2 der größte Kanton der Schweiz, (1998) 185 100 Ew.; Hptst. Chur. G. ist durchweg Gebirgsland. Der N-Rand gehört den Glarner Alpen an, der W der Gotthard- und der Adulagruppe, Zentrum und O bilden die Rät. Alpen (mit u. a. Albulaalpen, Bernina und Silvretta). Die Haupttäler sind das Vorderrheintal und das Engadin, das durch den Malojapass mit dem Bergell, durch den Berninapass mit dem Puschlav verbunden ist. Die Bev. umfasst drei Volksgruppen: Deutschbündner (65 %), z. T. auf Einwanderung von Wallisern (Walser) zurückgehend (z. T. in Sprachinseln); Rätoromanen (17 %), im Vorderrheintal mit Disentis als Kulturmittelpunkt, im Albulatal (mit Oberhalbstein) und im Engadin; Italienischbündner (11 %) in den südl. Tälern. Ihre drei Sprachen haben Gleichberechtigung. - Neben Landwirtschaft und industriellem Sektor überwiegt heute der Dienstleistungsbereich. Haupterwerbsquellen sind Fremdenverkehr und Viehzucht (Almwirtschaft, auf 25 % der Kantonsfläche); Holz-, Papier-, Zement-, Metall-, chem. und Lebensmittelind., Baugewerbe; mit 70 Wasserkraftwerken wichtiger Energielieferant. G. ist reich an Heilquellen (Sankt Moritz, Scuol, Tarasp-Vulpera u. a.); größte heilklimat. Kurorte sind Davos und Arosa. Die Haupttäler sind durch Pässe (u. a. Julier, Flüela, Albula und San Bernardino) sowie durch die Rhät. Bahn (Streckennetz 375 km) verbunden.Geschichte: Das von Rätern bewohnte Gebiet wurde 15 v. Chr. von den Römern unterworfen und Teil der röm. Provinz Raetia Prima; es kam 536 n. Chr. zum Fränk., 843 zum Ostfränk. Reich und war später Teil des Hl. Röm. Reiches, behielt aber unter dem Bischof von Chur (deshalb früher auch »Churrätien« gen.) und dem Abt von Disentis eine gewisse Unabhängigkeit. 1367 entstand gegen die Bedrohung durch die Herzöge von Österreich der Gotteshausbund, 1395 der Obere und Graue Bund, 1436 der Zehngerichtebund; die beiden Ersten verbanden sich 1497/98 mit sieben von den acht alten Orten der Eidgenossenschaft. 1512-1797 gehörten die Landschaften Bormio, Veltlin und Chiavenna zum Herrschaftsgebiet G.s. Die Reformation fand schon 1523 in G. Eingang. 1524 schlossen sich die drei Bünde staatsrechtlich zusammen. Im Dreißigjährigen Krieg suchten Österreich und Spanien die Bündner Pässe gegen Venedig und Frankreich zu behaupten. In G. befehdeten sich die prohabsburg. Partei unter Führung der Familie Planta und die profrz. unter Führung der Salis. G. Jenatsch konnte G. von frz. Besatzung befreien, auch gelang es 1649-52, alle Rechte Österreichs v. a. am Zehngerichtebund abzulösen. 1798 wurde G. als Kanton Rätien mit der Helvet. Rep. vereinigt und 1803 infolge der Mediationsakte der 15. Kanton der Eidgenossenschaft.
▣ Literatur:
Metz, P.: Gesch. des Kantons G., 3 Bde. Chur 1989-93.
⃟ Zeller, W.: Kunst u. Kultur in G. Illustrierter Führer, hg. v. A. Schneider. Bern u. a. 31993.