Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Grabmal
Grabmal(Grabdenkmal), Gedenk- und Erinnerungsmal an der Beisetzungsstelle eines Toten, z. T. architektonisch gestaltet (Grabbau). Die Anfänge liegen in der Altsteinzeit; von der Mittelsteinzeit sind in Mittel- und N-Europa hölzerne Grabpfähle belegt, seit der Jungsteinzeit steinerne Grabstelen und Menhire, die mitunter bereits menschl. Züge tragen (Menhirstatuen). In Ägypten war seit Beginn des Alten Reichs die Pyramide die Form des Königs-G., die Mastaba des Privat-G., im Neuen Reich versteckt angelegte Felsengräber, die auch in Vorderasien verbreitet waren. In Griechenland entwickelte sich das G. vom Erdhügel (tymbos) zu steinernem, geschmücktem »Grabtisch« und Grabstele mit Reliefbild. Im etrusk. Raum kamen im 7. Jh. v. Chr. monumentale Tumulusgräber (Hügelgrab) auf. In Rom wurden die Rundmonumente (Tempel, Statuen, Reliefs) zu gewölbten Rundbauten umgestaltet. Einen Höhepunkt bildeten das Augustus-Mausoleum und die Engelsburg in Rom sowie das G. Theoderichs d. Gr. in Ravenna. Charakteristisch für die frühchristl. Zeit ist die Beisetzung in Katakomben.Im MA. wurden, abgesehen von außerhalb der Kirche aufgestellten, mit Kreuz und Namen versehenen Memoriensteinen für Laien, im Wesentlichen folgende Formen ausgebildet: die in den Boden der Kirche eingelassene, später meist denkmalhaft vor die Wand gestellte Grabplatte aus Stein oder Bronze; die frei stehende, über dem Bodengrab errichtete Tumba (im Spät-MA. mit Baldachin); das Wandnischengrab, das aus einer Tumba in architekton., Nischen bildendem Rahmen besteht; das Epitaph, ein Relief oder Tafelbild an der Kirchenwand ohne Verbindung mit der Grabstätte, stellt den Toten, meist in kleiner Gestalt, anbetend vor Christus, Maria und Heiligen, dar. Erst im 11. Jh. erhielt die Grabplatte figürl. Darstellungen. Seit dem 14. Jh. und bes. im Spät-MA. erscheinen an den Wänden der Tumben Klagegestalten. Das Wandnischengrab wurde in Spanien, Frankreich und Italien ausgebildet. Während in Dtl. das Epitaph entwickelt wurde, blieb Italien auch in der Renaissance beim Wandnischengrab, das durch Michelangelo seinen klass. Höhepunkt erreichte (Medici-Gräber, Florenz). In den G. des Barock verband sich das Bedürfnis nach Repräsentation mit der Vorliebe der Zeit zu allegor. Darstellungen. Seit Ende des 18. Jh. überwog die Ausstattung von Friedhofsgräbern, Grabbauten standen neben einfachen Gedenksteinen und Kreuzen. Im 20. Jh. fungieren G. auch als Mahnmale. Im islam. Bereich entstanden seit dem 9. Jh. Memorialbauten mit dem Grab des Kalifen oder Herrschers, oft ganze Nekropolen; später gelangte der asiat. Grabturm (Gumbad) in den islam. Raum. Seit dem 12. Jh. wurde das G. auch mit anderen religiösen Einrichtungen (Moschee, Medrese) verbunden. - In Indien entwickelte sich aus dem ursprüngl. Bestattungshügel der Stupa zum zentralen Kultsymbol; in indoislam. Zeit entstanden Mausoleen und Grabmoscheen. - In China bestanden Grabbauten seit etwa 200 n. Chr. aus einem Verband unterird. Grabkammern; spätere Mausoleen wurden nach dem Vorbild der kaiserl. Paläste angelegt.
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