Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Goldschmiedekunst
Goldschmiedekunst, die künstler. Verarbeitung von Gold und Silber sowie deren Legierungen zu Schmuck, Geräten, Gefäßen und Kleinplastiken. Techniken seit dem Altertum: Treiben, Gießen, Ziselieren, Punzieren, Gravieren, Niello, Löten, Granulieren, Tauschieren, Filigran, Emaillieren. Zur Verzierung werden u. a. Edel- und andere Schmucksteine, Perlen und Glasflüsse verwendet. Seit dem ausgehenden Altertum wird durch Stempelung der Feingehalt garantiert; eine besondere Form der Stempelung bildete das Beschauzeichen.Zahlreiche Schatzfunde bezeugen G. des Altertums in Europa im 5. Jt. (Gräberfeld von Warna), in Ägypten, Mesopotamien (Ur) und Indien (Harappakultur) seit dem 3. Jt., Höhepunkt ägypt. (12. und 18. Dynastie), trojan. und myken. G. im 2. Jt., in dessen 2. Hälfte auch in N- und Mitteleuropa bronzezeitl. G. entstand (»Hut von Schifferstadt«, Speyer, »Kegel von Ezelsdorf«, Fund von Eberswalde). Im 1. Jt. (Eisenzeit) breites Spektrum europ. G.: Hallstattkultur, Skythen, Kelten (La-Tène-Kultur) sowie Etrusker. Mit dem Hellenismus wurde der Schmuck polychrom (ind. und persisch-achämenid. Einflüsse). Die G. der Germanen wurde durch die röm. Tradition und den Tierstil der Skythen beeinflusst (Schatz von Pietroasa, Rumänien; 4. Jh.). Im christl. Europa und Byzanz entstanden zunächst v. a. Arbeiten für kirchl. Zwecke. In karoling. Zeit begann sich die kirchl. G. des MA. zu ihrer Blüte zu entfalten (Altarbekleidung in Sant' Ambrogio in Mailand; Bucheinbände). Hauptwerke der roman. G. entstanden v. a. im Rhein-Maas-Gebiet (Dreikönigsschrein im Kölner Dom, Heribertschrein in Sankt Heribert in Köln-Deutz; Nikolaus von Verdun ). Die G. der Gotik, die Zierformen der Baukunst übernahm, schuf v. a. reich ausgebildete Monstranzen. Die Renaissance pflegte neben der kirchl. bes. die weltl. G. (B. Cellini), die durch Aufträge von Adel und reichen Patriziern neue Impulse empfing. In Dtl. verband sich heim. Handwerkerüberlieferung mit dem italien. Geschmack, bes. in der Gestaltung von Prunkgerät. Zu den bekanntesten Meistern gehört W. Jamnitzer. Der Formenreichtum der Renaissance wurde im Barock und Rokoko weiterentwickelt (J. M. Dinglinger u. a.). Im 17. und 18. Jh. entstanden in Frankreich hervorragende Werke, seit 1800 auch in England, dessen schlichtes Tafelsilber vorbildlich wurde. Starken Auftrieb erhielt die G. während des Jugendstils. Es entstand ein neues Gefühl für die Möglichkeiten des Materials, dessen formgerechte Verarbeitung v. a. für Gebrauchsgegenstände angestrebt wurde.Die G. war auch in außereurop. Kulturen verbreitet. In Afrika verfügten z. B. die Akan-Völker über eine ausgeprägte und hoch entwickelte G., die sich im Wesentlichen auf die Bedürfnisse der Höfe konzentrierte. Im Amerika der vorkolumb. Zeit sind Goldschmiedearbeiten v. a. bei den Mixteken und Muisca bezeugt (andine Hochkulturen, mesoamerikanische Hochkulturen).
▣ Literatur:
H. Schadt. G. 5 000 Jahre Schmuck u. Gerät, bearb. v. Stuttgart 1996.
Goldschmiedekunst, die künstler. Verarbeitung von Gold und Silber sowie deren Legierungen zu Schmuck, Geräten, Gefäßen und Kleinplastiken. Techniken seit dem Altertum: Treiben, Gießen, Ziselieren, Punzieren, Gravieren, Niello, Löten, Granulieren, Tauschieren, Filigran, Emaillieren. Zur Verzierung werden u. a. Edel- und andere Schmucksteine, Perlen und Glasflüsse verwendet. Seit dem ausgehenden Altertum wird durch Stempelung der Feingehalt garantiert; eine besondere Form der Stempelung bildete das Beschauzeichen.Zahlreiche Schatzfunde bezeugen G. des Altertums in Europa im 5. Jt. (Gräberfeld von Warna), in Ägypten, Mesopotamien (Ur) und Indien (Harappakultur) seit dem 3. Jt., Höhepunkt ägypt. (12. und 18. Dynastie), trojan. und myken. G. im 2. Jt., in dessen 2. Hälfte auch in N- und Mitteleuropa bronzezeitl. G. entstand (»Hut von Schifferstadt«, Speyer, »Kegel von Ezelsdorf«, Fund von Eberswalde). Im 1. Jt. (Eisenzeit) breites Spektrum europ. G.: Hallstattkultur, Skythen, Kelten (La-Tène-Kultur) sowie Etrusker. Mit dem Hellenismus wurde der Schmuck polychrom (ind. und persisch-achämenid. Einflüsse). Die G. der Germanen wurde durch die röm. Tradition und den Tierstil der Skythen beeinflusst (Schatz von Pietroasa, Rumänien; 4. Jh.). Im christl. Europa und Byzanz entstanden zunächst v. a. Arbeiten für kirchl. Zwecke. In karoling. Zeit begann sich die kirchl. G. des MA. zu ihrer Blüte zu entfalten (Altarbekleidung in Sant' Ambrogio in Mailand; Bucheinbände). Hauptwerke der roman. G. entstanden v. a. im Rhein-Maas-Gebiet (Dreikönigsschrein im Kölner Dom, Heribertschrein in Sankt Heribert in Köln-Deutz; Nikolaus von Verdun ). Die G. der Gotik, die Zierformen der Baukunst übernahm, schuf v. a. reich ausgebildete Monstranzen. Die Renaissance pflegte neben der kirchl. bes. die weltl. G. (B. Cellini), die durch Aufträge von Adel und reichen Patriziern neue Impulse empfing. In Dtl. verband sich heim. Handwerkerüberlieferung mit dem italien. Geschmack, bes. in der Gestaltung von Prunkgerät. Zu den bekanntesten Meistern gehört W. Jamnitzer. Der Formenreichtum der Renaissance wurde im Barock und Rokoko weiterentwickelt (J. M. Dinglinger u. a.). Im 17. und 18. Jh. entstanden in Frankreich hervorragende Werke, seit 1800 auch in England, dessen schlichtes Tafelsilber vorbildlich wurde. Starken Auftrieb erhielt die G. während des Jugendstils. Es entstand ein neues Gefühl für die Möglichkeiten des Materials, dessen formgerechte Verarbeitung v. a. für Gebrauchsgegenstände angestrebt wurde.Die G. war auch in außereurop. Kulturen verbreitet. In Afrika verfügten z. B. die Akan-Völker über eine ausgeprägte und hoch entwickelte G., die sich im Wesentlichen auf die Bedürfnisse der Höfe konzentrierte. Im Amerika der vorkolumb. Zeit sind Goldschmiedearbeiten v. a. bei den Mixteken und Muisca bezeugt (andine Hochkulturen, mesoamerikanische Hochkulturen).
▣ Literatur:
H. Schadt. G. 5 000 Jahre Schmuck u. Gerät, bearb. v. Stuttgart 1996.