Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Glosse
Glọsse[grch. glõssa »Zunge«, »Sprache«] die,
1) allg.: Randbemerkung, (spött.) Bemerkung.
2) Literaturwissenschaft: fremdes oder ungebräuchl. Wort, dann die Übersetzung oder Erklärung eines solchen Wortes (nicht der Sache). Verbreitet waren die G. von der Mitte des 8. bis zum 15. Jh. Hauptpflegestätten waren u. a. der Bischofssitz Freising, die Klöster Fulda, St. Gallen und Reichenau. G. erscheinen in Handschriften entweder zw. den Zeilen des Textes (Interlinear-G.) oder an den Rand geschrieben (Marginal- oder Rand-G.). Sie wurden entweder gemeinsam mit diesem Text wieder abgeschrieben und so tradiert oder zu Glossaren gesammelt. Neben den lat. G. zu kirchl. Texten (Bibel, Kanones, Texte von Kirchenvätern) entstanden volkssprachl. G. zu lateinisch abgefassten Rechtstexten, bibl. Schriften oder Schullektüren sowie selbstständige Glossare. Ein alphabet. Glossar weltl. Gehalts ist der Abrogans. Die urspr. nur als Übersetzungshilfe dienenden G. waren für die entsprechende volkssprachl. Prosa von Bedeutung und sind wichtige Sprachdenkmäler im Althochdeutschen, Altfranzösischen und Altenglischen. (Glossatoren)
3) Publizistik: kurzer, polem. Kommentar zu aktuellen Ereignissen.
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