Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Glasbau
Glasbau (Glasarchitektur), zu Beginn des 19. Jh. entwickelte Bauform, bei der die Fassaden weitgehend durch Glasflächen gebildet werden. Die techn. Voraussetzung war die beginnende Massenproduktion von Glas, gestaltbildend wurde das Glas jedoch erst in Verbindung mit der Eisenarchitektur. In England wurden Gewächshäuser mit sphärisch gewölbter Glashaut zur Aufzucht exot. Pflanzen entwickelt. Nach dem Vorbild barocker Orangerien entstanden Palmenhäuser sowie Ausstellungsbauten, z. B. 1851 der Kristallpalast in London. Das durchlaufende Oberlicht prägte neue Bautypen: Bahnhofs- und Markthallen, Museen, Passagen, Fabrikhallen. Die Vervollkommnung der Skelettkonstruktion aus Gusseisen, später aus Stahl, führte dazu, dass die urspr. skelettfüllende Scheibe zum konstruktionsumhüllenden Vorhang (Curtainwall) wurde. Die Fassade hatte ihre tragende Rolle verloren. Die Trennung in tragende und raumbildende Elemente führte zum fließenden Raum (Dt. Pavillon der Internat. Ausstellung in Barcelona, 1929) und zum allseitig verglasten Innenraum (Farnsworth House, Fox River, Ill., USA, 1950), beide Bauten errichtete L. Mies van der Rohe. Das Turmhochhaus aus Glas und Stahl wurde seit den 50er-Jahren zum Wahrzeichen vieler Wirtschaftsunternehmen (Seagram Building in New York, 1954-58; Mannesmann-Hochhaus, Düsseldorf, 1958). Ein prominentes Beispiel für das Zusammenspiel von Skelettbau und Glas sind die 1996 fertig gestellten Leipziger Messehallen.
Literatur:
D. Hezel. Glasfassaden - Konstruktion u. Gestaltung, bearb. v. Stuttgart 41995.
Transparente Architektur. Glasfassaden mit structural glazing, bearb. v. P. Rice u. H. Dutton. A. d. Frz. Basel u. a. 1995.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Glasbau