Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gicht
I Gicht [ahd. firgiht(e), urspr. »Behexung«, zu jehan »sagen«] (Arthritis urica, früher volkstümlich Zipperlein), krankhafte Störung des Purinstoffwechsels beim Menschen, bei der es durch Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut (Hyperurikämie) zur Ablagerung harnsaurer Salze bes. in Gelenken und ihrer Umgebung sowie in inneren Organen kommt. Die primäre G. ist eine dominant erbl. Krankheit, die vorwiegend bei Männern auftritt. Sie kann lange Zeit ohne Beschwerden verlaufen; Kälteeinwirkung, Infektionskrankheit, größerer Alkoholgenuss u. a. können einen akuten G.-Anfall auslösen, der bes. nachts oder frühmorgens auftritt und mitunter einige Tage anhalten kann. Meist ist hiervon ein einzelnes Gelenk betroffen, überwiegend ein Großzehengrundgelenk (Podagra), auch das Sprunggelenk, ein Finger- oder Handgelenk (Chiragra) oder Kniegelenk (Gonagra), aber auch Sehnenscheiden und Faszien. Kennzeichen sind starke Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit, Entzündung mit Schwellung, Rötung und Überwärmung sowie Allgemeinreaktionen wie Fieber, Krankheitsgefühl, Herzjagen. Die chron. G. führt zu G.-Knoten (Tophi) in Gelenknähe und am Ohrknorpel, zu Nierensteinen und Nierenschädigung (G.-Niere) mit fortschreitender Nierenfunktionsstörung. Ursache der sekundären G. sind v. a. verminderte Harnsäureausscheidung infolge Nierenfunktionsstörungen sowie Blutkrankheiten.
Behandlung: Im akuten Anfall v. a. Colchicin (Phagozytosehemmstoff), entzündungshemmende Mittel (auch Corticosteroide) sowie Ruhigstellung der befallenen Gelenke und Anwendung kühlender feuchter Umschläge; allg. wird eine Normalisierung des Harnsäurespiegels durch medikamentöse Senkung der Harnsäurebildung und Steigerung der Harnsäureausscheidung sowie durch Einschränkung der Purinzufuhr (fleischarme Ernährung, Verzicht auf Innereien) und des Alkoholkonsums angestrebt. - Unter den Haustieren kommt G. hauptsächlich bei Vögeln (Hühnern, Enten, Tauben) vor, oft infolge eines Vitamin-A-Mangels.
▣ Literatur:
Heidelmann, G.u. Thiele, P.: G. Ratgeber für Gichtkranke u. Gichtveranlagte. Berlin 1990.
⃟ Mertz, D. P.: Hyperurikämie u. G. Grundlagen, Klinik u. Therapie. Stuttgart u. a. 61993.
II Gicht,
Hüttentechnik: das Oberteil eines Schachtofens einschl. Beschickungsöffnung und Arbeitsplattform (G.-Bühne); auch Bez. für die bei intermittierender Beschickung nach Masse und Zusammensetzung festgelegte Menge von Möller und Koks.
I Gicht [ahd. firgiht(e), urspr. »Behexung«, zu jehan »sagen«] (Arthritis urica, früher volkstümlich Zipperlein), krankhafte Störung des Purinstoffwechsels beim Menschen, bei der es durch Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut (Hyperurikämie) zur Ablagerung harnsaurer Salze bes. in Gelenken und ihrer Umgebung sowie in inneren Organen kommt. Die primäre G. ist eine dominant erbl. Krankheit, die vorwiegend bei Männern auftritt. Sie kann lange Zeit ohne Beschwerden verlaufen; Kälteeinwirkung, Infektionskrankheit, größerer Alkoholgenuss u. a. können einen akuten G.-Anfall auslösen, der bes. nachts oder frühmorgens auftritt und mitunter einige Tage anhalten kann. Meist ist hiervon ein einzelnes Gelenk betroffen, überwiegend ein Großzehengrundgelenk (Podagra), auch das Sprunggelenk, ein Finger- oder Handgelenk (Chiragra) oder Kniegelenk (Gonagra), aber auch Sehnenscheiden und Faszien. Kennzeichen sind starke Schmerzen und Berührungsempfindlichkeit, Entzündung mit Schwellung, Rötung und Überwärmung sowie Allgemeinreaktionen wie Fieber, Krankheitsgefühl, Herzjagen. Die chron. G. führt zu G.-Knoten (Tophi) in Gelenknähe und am Ohrknorpel, zu Nierensteinen und Nierenschädigung (G.-Niere) mit fortschreitender Nierenfunktionsstörung. Ursache der sekundären G. sind v. a. verminderte Harnsäureausscheidung infolge Nierenfunktionsstörungen sowie Blutkrankheiten.
Behandlung: Im akuten Anfall v. a. Colchicin (Phagozytosehemmstoff), entzündungshemmende Mittel (auch Corticosteroide) sowie Ruhigstellung der befallenen Gelenke und Anwendung kühlender feuchter Umschläge; allg. wird eine Normalisierung des Harnsäurespiegels durch medikamentöse Senkung der Harnsäurebildung und Steigerung der Harnsäureausscheidung sowie durch Einschränkung der Purinzufuhr (fleischarme Ernährung, Verzicht auf Innereien) und des Alkoholkonsums angestrebt. - Unter den Haustieren kommt G. hauptsächlich bei Vögeln (Hühnern, Enten, Tauben) vor, oft infolge eines Vitamin-A-Mangels.
▣ Literatur:
Heidelmann, G.u. Thiele, P.: G. Ratgeber für Gichtkranke u. Gichtveranlagte. Berlin 1990.
⃟ Mertz, D. P.: Hyperurikämie u. G. Grundlagen, Klinik u. Therapie. Stuttgart u. a. 61993.
II Gicht,
Hüttentechnik: das Oberteil eines Schachtofens einschl. Beschickungsöffnung und Arbeitsplattform (G.-Bühne); auch Bez. für die bei intermittierender Beschickung nach Masse und Zusammensetzung festgelegte Menge von Möller und Koks.