Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Ghana
I Ghana,früheres afrikan. Reich, Gana.
II Ghana
⃟ Fläche: 238 537 km2
Einwohner: (1995) 17,45 Mio.
Hauptstadt: Accra
Verwaltungsgliederung: 10 Regionen
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertage: 6. 3. und 1. 7.
Währung: 1 Cedi (¢) = 100 Pesewas (p)
Zeitzone: WEZ
(amtlich engl. Republic of G.; dt. Rep. G.), Staat in W-Afrika, grenzt im W an die Rep. Elfenbeinküste, im N an Burkina Faso, im O an Togo und im S an den Golf von Guinea (Atlantik).
Staat und Recht: Nach der neuen Verf. (am 28. 4. 1992 durch Referendum gebilligt) ist G. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der direkt gewählte Präs., der das Kabinett beruft. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (200 Abg., für 4 Jahre gewählt). Zu den seit Mai 1992 legalisierten Parteien gehören u. a. der Nationaldemokrat. Kongress (NDC) und die Neue Patriot. Partei (NPP).
Landesnatur: An die 535 km lange, wenig gegliederte Küste (im O mit Lagunen) schließt sich nach einer 30-60 km breiten Küstenebene ein stark zertaltes Hochland an, das in der Ashantischwelle bis 788 m ü. M. ansteigt und nach N zum Becken des mittleren Volta (150-300 m ü. M.) übergeht. Der Volta, Hauptstrom von G., ist im Unterlauf durch den Akosombodamm zum Voltasee aufgestaut (mit 8 482 km2 größter Stausee der Erde). Der S hat feuchtheißes Klima (zwei Regenzeiten) mit Küstensavanne, trop. Regenwald und regengrünem Feuchtwald; im N überwiegt Trockensavanne (eine Regenzeit).
Bevölkerung: Sie besteht aus zahlr. Stammesgruppen, größte sind die Akan (Ashanti, Fanti u. a., insgesamt 52 % der Ew.), Ewe 12 % (im SO), Mosi und Dagomba (im N, 16 %), außerdem Hausa, Fulbe, Mande u. a. Etwa 2 Mio. Ghanaer leben im Ausland. 36 % der Bev. leben in Städten. Großstädte: Accra, Kumasi, Tema, Sekondi-Takoradi, Cape Coast. - Allg. Schulpflicht besteht vom 6. bis 12. Lebensjahr (Analphabetenquote unter 40 %); Univ. in Legon bei Accra (seit 1961), Kumasi (seit 1961), Cape Coast (seit 1962). - Über 60 % der Bev. sind Christen (v. a. im S), etwa 20 % bekennen sich zu afrikan. Religionen, 16 % sind sunnit. Muslime (bes. im N).
Wirtschaft, Verkehr: Grundlage ist die Landwirtschaft, sie erbringt mit Forstwirtschaft und Fischerei 50 % des Bruttoinlandprodukts und bis zu 80 % der Exporterlöse. Zur Selbstversorgung werden Mais, Hirse, Maniok, Jamswurzeln, Zuckerrohr, Reis, Erdnüsse, Gemüse und Bananen angebaut, für den Export Kakao. Viehhaltung v. a. im Norden; 2/3 des benötigten Fleisches müssen importiert werden. Wald bedeckt etwa 35 % der Gesamtfläche; er liefert Mahagoni u. a. Harthölzer (der Export ist rückläufig). Fischerei an der Küste und im Voltasee. Von den reichen Bodenschätzen werden Gold, Diamanten, Mangan, Bauxit gewonnen. Die Ind. umfasst v. a. Holzverarbeitung, Textil- und Nahrungsmittelind., wichtigster Standort ist Tema (Erdölraffinerie, Aluminiumhütte). Elektr. Energie liefert v. a. das Kraftwerk am Akosombodamm (auch Energieexport). Haupthandelspartner sind Dtl., Großbritannien, USA und die Niederlande. - Das Verkehrsnetz ist im S und SW gut, im N kaum ausgebaut; 950 km Eisenbahnstrecken, 38 000 km Straßen (davon 7 500 km befestigt). Der Export geht über den Hafen von Takoradi (von den Kakao-, Holz- und Bergbauzentren gut erreichbar), die Einfuhr über Tema (gute Verbindungen zu den Ind.zentren). Auf dem Voltasee Binnenschifffahrt. Internat. Flughafen ist Kotoka bei Accra, nat. Luftfahrtges. »Ghana Airways«.
Geschichte: 1471 erreichten portugies. Seefahrer die Oberguineaküste im Bereich des heutigen G. Seitdem trieben Portugiesen (bis 1624), Engländer (seit 1553), Niederländer (1612-1871), Dänen (1658-1850) und Brandenburger (1683-1717) einen durch Stützpunkte gesicherten Goldhandel (daher der frühere Name Goldküste) und Sklavenhandel (bis zu seinem Verbot 1807). 1821 übernahm die brit. Regierung die privaten brit. Handelsgesellschaften und errichtete 1874 die Kronkolonie Gold Coast; um die Jahrhundertwende wurden das Reich der Ashanti und das nördl. Hinterland angeschlossen, 1922 verwaltungsmäßig auch das Mandatsgebiet West-Togo (Togoland). 1957 erhielt die Goldküste unter dem Namen G. die Unabhängigkeit. Nach Ausrufung der Republik (1960; Präsidialverf.) wurde MinPräs. (1951-60) K. Nkrumah Staatspräs. (1960-66; durch Militärputsch gestürzt). 1969 löste ein parlamentar. Reg.system (MinPräs. A. Busia) das 1966 errichtete Militärregime ab. 1972-79 stand G. wieder unter der Herrschaft von Militärregierungen. Der aufgrund der Verf. von 1979 amtierende Präs. H. Limann (seit Sept. 1979) wurde um die Jahreswende 1981/82 durch einen Militärputsch unter J. Rawlings gestürzt. Nach zunächst diktator. Herrschaft leitete er Anfang der 1990er-Jahre ein wirtschaftl. Sanierungsprogramm und eine allmähl. Demokratisierung ein. 1992 wurden nach einem Verf.-Referendum polit. Parteien legalisiert und grundlegende Menschenrechte garantiert. Die ersten Präsidentschaftswahlen seit dem Militärputsch 1981/82 bestätigten 1992 Rawlings im Amt des Staats- und Reg.-Chefs (Wiederwahl 1996).
▣ Literatur:
Gnielinski, S. von: G. Trop. Entwicklungsland an der Oberguineaküste. Darmstadt 1986.
⃟ Schmidt-Kallert, E.: G. Gotha 1994.
II Ghana
⃟ Fläche: 238 537 km2
Einwohner: (1995) 17,45 Mio.
Hauptstadt: Accra
Verwaltungsgliederung: 10 Regionen
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertage: 6. 3. und 1. 7.
Währung: 1 Cedi (¢) = 100 Pesewas (p)
Zeitzone: WEZ
(amtlich engl. Republic of G.; dt. Rep. G.), Staat in W-Afrika, grenzt im W an die Rep. Elfenbeinküste, im N an Burkina Faso, im O an Togo und im S an den Golf von Guinea (Atlantik).
Staat und Recht: Nach der neuen Verf. (am 28. 4. 1992 durch Referendum gebilligt) ist G. eine präsidiale Rep. mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive ist der direkt gewählte Präs., der das Kabinett beruft. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (200 Abg., für 4 Jahre gewählt). Zu den seit Mai 1992 legalisierten Parteien gehören u. a. der Nationaldemokrat. Kongress (NDC) und die Neue Patriot. Partei (NPP).
Landesnatur: An die 535 km lange, wenig gegliederte Küste (im O mit Lagunen) schließt sich nach einer 30-60 km breiten Küstenebene ein stark zertaltes Hochland an, das in der Ashantischwelle bis 788 m ü. M. ansteigt und nach N zum Becken des mittleren Volta (150-300 m ü. M.) übergeht. Der Volta, Hauptstrom von G., ist im Unterlauf durch den Akosombodamm zum Voltasee aufgestaut (mit 8 482 km2 größter Stausee der Erde). Der S hat feuchtheißes Klima (zwei Regenzeiten) mit Küstensavanne, trop. Regenwald und regengrünem Feuchtwald; im N überwiegt Trockensavanne (eine Regenzeit).
Bevölkerung: Sie besteht aus zahlr. Stammesgruppen, größte sind die Akan (Ashanti, Fanti u. a., insgesamt 52 % der Ew.), Ewe 12 % (im SO), Mosi und Dagomba (im N, 16 %), außerdem Hausa, Fulbe, Mande u. a. Etwa 2 Mio. Ghanaer leben im Ausland. 36 % der Bev. leben in Städten. Großstädte: Accra, Kumasi, Tema, Sekondi-Takoradi, Cape Coast. - Allg. Schulpflicht besteht vom 6. bis 12. Lebensjahr (Analphabetenquote unter 40 %); Univ. in Legon bei Accra (seit 1961), Kumasi (seit 1961), Cape Coast (seit 1962). - Über 60 % der Bev. sind Christen (v. a. im S), etwa 20 % bekennen sich zu afrikan. Religionen, 16 % sind sunnit. Muslime (bes. im N).
Wirtschaft, Verkehr: Grundlage ist die Landwirtschaft, sie erbringt mit Forstwirtschaft und Fischerei 50 % des Bruttoinlandprodukts und bis zu 80 % der Exporterlöse. Zur Selbstversorgung werden Mais, Hirse, Maniok, Jamswurzeln, Zuckerrohr, Reis, Erdnüsse, Gemüse und Bananen angebaut, für den Export Kakao. Viehhaltung v. a. im Norden; 2/3 des benötigten Fleisches müssen importiert werden. Wald bedeckt etwa 35 % der Gesamtfläche; er liefert Mahagoni u. a. Harthölzer (der Export ist rückläufig). Fischerei an der Küste und im Voltasee. Von den reichen Bodenschätzen werden Gold, Diamanten, Mangan, Bauxit gewonnen. Die Ind. umfasst v. a. Holzverarbeitung, Textil- und Nahrungsmittelind., wichtigster Standort ist Tema (Erdölraffinerie, Aluminiumhütte). Elektr. Energie liefert v. a. das Kraftwerk am Akosombodamm (auch Energieexport). Haupthandelspartner sind Dtl., Großbritannien, USA und die Niederlande. - Das Verkehrsnetz ist im S und SW gut, im N kaum ausgebaut; 950 km Eisenbahnstrecken, 38 000 km Straßen (davon 7 500 km befestigt). Der Export geht über den Hafen von Takoradi (von den Kakao-, Holz- und Bergbauzentren gut erreichbar), die Einfuhr über Tema (gute Verbindungen zu den Ind.zentren). Auf dem Voltasee Binnenschifffahrt. Internat. Flughafen ist Kotoka bei Accra, nat. Luftfahrtges. »Ghana Airways«.
Geschichte: 1471 erreichten portugies. Seefahrer die Oberguineaküste im Bereich des heutigen G. Seitdem trieben Portugiesen (bis 1624), Engländer (seit 1553), Niederländer (1612-1871), Dänen (1658-1850) und Brandenburger (1683-1717) einen durch Stützpunkte gesicherten Goldhandel (daher der frühere Name Goldküste) und Sklavenhandel (bis zu seinem Verbot 1807). 1821 übernahm die brit. Regierung die privaten brit. Handelsgesellschaften und errichtete 1874 die Kronkolonie Gold Coast; um die Jahrhundertwende wurden das Reich der Ashanti und das nördl. Hinterland angeschlossen, 1922 verwaltungsmäßig auch das Mandatsgebiet West-Togo (Togoland). 1957 erhielt die Goldküste unter dem Namen G. die Unabhängigkeit. Nach Ausrufung der Republik (1960; Präsidialverf.) wurde MinPräs. (1951-60) K. Nkrumah Staatspräs. (1960-66; durch Militärputsch gestürzt). 1969 löste ein parlamentar. Reg.system (MinPräs. A. Busia) das 1966 errichtete Militärregime ab. 1972-79 stand G. wieder unter der Herrschaft von Militärregierungen. Der aufgrund der Verf. von 1979 amtierende Präs. H. Limann (seit Sept. 1979) wurde um die Jahreswende 1981/82 durch einen Militärputsch unter J. Rawlings gestürzt. Nach zunächst diktator. Herrschaft leitete er Anfang der 1990er-Jahre ein wirtschaftl. Sanierungsprogramm und eine allmähl. Demokratisierung ein. 1992 wurden nach einem Verf.-Referendum polit. Parteien legalisiert und grundlegende Menschenrechte garantiert. Die ersten Präsidentschaftswahlen seit dem Militärputsch 1981/82 bestätigten 1992 Rawlings im Amt des Staats- und Reg.-Chefs (Wiederwahl 1996).
▣ Literatur:
Gnielinski, S. von: G. Trop. Entwicklungsland an der Oberguineaküste. Darmstadt 1986.
⃟ Schmidt-Kallert, E.: G. Gotha 1994.