Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gewehr
Gewehr, langläufige, mit beiden Händen zu bedienende Handfeuerwaffe, die i. d. R. an der Schulter in Anschlag gebracht wird. Je nach Verwendung unterscheidet man Jagdgewehre, Sport-G. (v. a. Kleinkaliber- und Luft-G.) und Militär-G. Als Militär-G. werden heute fast nur vollautomat. Hochleistungswaffen verwendet. Sie sind als Vollautomat für Dauerfeuer (Feuerstöße) mit einer theoret. Feuergeschwindigkeit zw. 600 und 1 000 Schuss je min oder als Halbautomat (Selbstlader) für gezieltes Einzelfeuer verwendbar. Scharfschützen-G. sind mit einem Zielfernrohr ausgestattet. Mit den meisten G. können auch G.-Granaten verfeuert werden. Die Munition wird aus Magazinen zugeführt, die 20-30 Schuss fassen. Moderne G. sind vielfach in Blechprägetechnik gefertigt; häufig werden auch Kunststoffe verwendet.Geschichte: Die Entwicklung des G. zeigt zwei Haupttypen: Vorderlader (14. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh.) und Hinterlader. - Die ältesten, im ersten Drittel des 14. Jh. aufgetretenen G. waren Handbüchsen. Wegen ihres großen Gewichts mussten sie beim Schießen durch G.-Gabeln oder Hakenstangen gestützt werden (Hakenbüchsen, Arkebusen). Die Pulverladung wurde durch eine Lunte mit der Hand gezündet. Im 15. Jh. wurde das Luntenschloss erfunden, bei dem die Zündung durch einen niederschlagenden Hahn mit einem Zündschwamm erfolgte. Die nun als Muskete bezeichneten G. wurden allmählich leichter, sodass sie freihändig gebraucht werden konnten. Seit dem 17. Jh. wurde der Feuerstein für die Zündung verwendet. Das Radschloss besaß ein stählernes Rad, auf dem ein durch den Hahn gehaltenes Stück Schwefelkies auflag. Beim Schnappschloss wurde der Funke nicht gerissen, sondern geschlagen. Daraus entwickelten sich das Batterie-, Stein- oder Flintschloss unter Verwendung von Flint- oder Feuersteinen (Feuerstein-G.). All diese Waffen hatten i. Allg. glatte Rohre und waren Vorderlader, wodurch die Feuergeschwindigkeit äußerst beschränkt war. Bereits im 18. Jh. entwickelte man verstärkt gezogene Büchsen (v. a. Jagdwaffen). Den Abschluss der Vorderladerentwicklung bildete das Perkussionssystem mit einem Zündhütchen. Mitte des 19. Jh. ging man zu Hinterladern über (preuß. Zündnadel-G.), wodurch v. a. die Feuergeschwindigkeit wesentlich gesteigert wurde. Eine weitere Verbesserung brachten die Metallpatrone und die Senkung des Kalibers mit sich. In der 2. Hälfte des 19. Jh. setzte die Entwicklung des Mehrlader-G. ein (Repetier-G.), das mit seinem Magazin (3-10 Patronen) die Ladezeiten verkürzte. Mit solchen Waffen, deren Kaliber zw. 6,5 und 8 mm lag, war die Masse der Streitkräfte in beiden Weltkriegen ausgestattet. Selbstlade-G. wurden vereinzelt bereits im Ersten Weltkrieg verwendet. Die weitere Entwicklung, die im Zweiten Weltkrieg einsetzte, führte zu vollautomat. G., bei denen die Patrone durch den Gasdruck oder den Rückstoß in die Kammer eingeführt wird.
▣ Literatur:
Philip, C.: Enzyklopädie der Handfeuerwaffen. A. d. Engl. Erlangen 1995.
Gewehr, langläufige, mit beiden Händen zu bedienende Handfeuerwaffe, die i. d. R. an der Schulter in Anschlag gebracht wird. Je nach Verwendung unterscheidet man Jagdgewehre, Sport-G. (v. a. Kleinkaliber- und Luft-G.) und Militär-G. Als Militär-G. werden heute fast nur vollautomat. Hochleistungswaffen verwendet. Sie sind als Vollautomat für Dauerfeuer (Feuerstöße) mit einer theoret. Feuergeschwindigkeit zw. 600 und 1 000 Schuss je min oder als Halbautomat (Selbstlader) für gezieltes Einzelfeuer verwendbar. Scharfschützen-G. sind mit einem Zielfernrohr ausgestattet. Mit den meisten G. können auch G.-Granaten verfeuert werden. Die Munition wird aus Magazinen zugeführt, die 20-30 Schuss fassen. Moderne G. sind vielfach in Blechprägetechnik gefertigt; häufig werden auch Kunststoffe verwendet.Geschichte: Die Entwicklung des G. zeigt zwei Haupttypen: Vorderlader (14. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh.) und Hinterlader. - Die ältesten, im ersten Drittel des 14. Jh. aufgetretenen G. waren Handbüchsen. Wegen ihres großen Gewichts mussten sie beim Schießen durch G.-Gabeln oder Hakenstangen gestützt werden (Hakenbüchsen, Arkebusen). Die Pulverladung wurde durch eine Lunte mit der Hand gezündet. Im 15. Jh. wurde das Luntenschloss erfunden, bei dem die Zündung durch einen niederschlagenden Hahn mit einem Zündschwamm erfolgte. Die nun als Muskete bezeichneten G. wurden allmählich leichter, sodass sie freihändig gebraucht werden konnten. Seit dem 17. Jh. wurde der Feuerstein für die Zündung verwendet. Das Radschloss besaß ein stählernes Rad, auf dem ein durch den Hahn gehaltenes Stück Schwefelkies auflag. Beim Schnappschloss wurde der Funke nicht gerissen, sondern geschlagen. Daraus entwickelten sich das Batterie-, Stein- oder Flintschloss unter Verwendung von Flint- oder Feuersteinen (Feuerstein-G.). All diese Waffen hatten i. Allg. glatte Rohre und waren Vorderlader, wodurch die Feuergeschwindigkeit äußerst beschränkt war. Bereits im 18. Jh. entwickelte man verstärkt gezogene Büchsen (v. a. Jagdwaffen). Den Abschluss der Vorderladerentwicklung bildete das Perkussionssystem mit einem Zündhütchen. Mitte des 19. Jh. ging man zu Hinterladern über (preuß. Zündnadel-G.), wodurch v. a. die Feuergeschwindigkeit wesentlich gesteigert wurde. Eine weitere Verbesserung brachten die Metallpatrone und die Senkung des Kalibers mit sich. In der 2. Hälfte des 19. Jh. setzte die Entwicklung des Mehrlader-G. ein (Repetier-G.), das mit seinem Magazin (3-10 Patronen) die Ladezeiten verkürzte. Mit solchen Waffen, deren Kaliber zw. 6,5 und 8 mm lag, war die Masse der Streitkräfte in beiden Weltkriegen ausgestattet. Selbstlade-G. wurden vereinzelt bereits im Ersten Weltkrieg verwendet. Die weitere Entwicklung, die im Zweiten Weltkrieg einsetzte, führte zu vollautomat. G., bei denen die Patrone durch den Gasdruck oder den Rückstoß in die Kammer eingeführt wird.
▣ Literatur:
Philip, C.: Enzyklopädie der Handfeuerwaffen. A. d. Engl. Erlangen 1995.