Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Gent
Gẹnt[niederländ. xɛnt] (frz. Gand), Hptst. der Prov. Ostflandern, Belgien, am Zusammenfluss von Schelde und Leie, 227 500 meist fläm. Ew.; kath. Bischofssitz; fläm. Univ. (1817 gegr.), Hochschule für Übersetzer und Dolmetscher, Königl. Akademie für niederländ. Sprache und Lit., Bibliotheken und Museen (u. a. Museum voor Schone Kunsten). - Die urspr. von der Textilind. beherrschte Ind.- und Handelsstadt hat heute viele neue Ind.zweige, u. a. elektrotechn., Papier-, Hütten-, Stahl-, chem. Ind., Erdölraffinerie, Fahrzeug- und Maschinenbau; Blumenzucht. G. ist Knotenpunkt eines Netzes von Flüssen und Kanälen; eine Kanalverbindung besteht nach Brügge und Ostende, der Kanal G.-Terneuzen (32,6 km) verbindet den Hafen mit der Westerschelde.
Stadtbild: Auf der Halbinsel zw. beiden Flüssen liegt die Altstadt, die »Kuip van G.«, mit der got. Kathedrale Sint-Baafs (St.-Bavo) mit dem Genter Altar der Brüder van Eyck, der Tuchhalle (1426-41), dem Belfried (1313-21, früher berühmt durch die Rolandglocke, die Sturmglocke für Flandern), dem Stadthaus (15.-17. Jh.), dem got. Schipperhuis (1531), dem roman. Stapelhuis (13. Jh.), der Sint-Michielskerk (15.-17. Jh.); Rathaus (15.-16. Jh.) mit N-Fassade im Flamboyantstil; zahlr. Giebelhäuser des 16. und 17. Jh. v. a. in den Kaistraßen. Bedeutende mittelalterl. Befestigung ist die Wasserburg 's-Gravensteen (1180-1200), eine Residenz der Grafen von Flandern; im S die Sint-Pieterskerk (1629-45).
Geschichte: G., im 8. Jh. erwähnt, war im MA. durch seine blühende Tuchind. die neben Brügge bedeutendste Handelsstadt Flanderns; im 14. Jh. führend bei flandr. Freiheitskämpfen gegen die Franzosen. Mit Flandern kam es 1384 an die Herzöge von Burgund und im 15. Jh. an die Habsburger. Der niederländ. Aufstand des 16. Jh. vernichtete den früheren Wohlstand G.s; es wurde 1584 von den Spaniern zurückerobert und teilte fortan die Gesch. der südl. Niederlande.
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